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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1826 |
Grundlage Datierung: | Inschrift (Hauseingang) |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Teil einer Baugruppe |
Weitere Teile der Baugruppe: | SEO925 |
Nutzung (Stufe 1): | Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Fabrikgebäude, Manufakturgebäude |
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Dokumentation |
Würdigung: | Kurz nach dem Fabrikgebäude Vers.-Nr. 204 (Bauinventarobjekt SEO925) entstandenes Wohn- und Gewerbehaus von 1826, das Teil der ersten in der Gemeinde Seon betriebenen Baumwollspinnerei war. Vermutlich diente es von Beginn weg zu Wohnzwecken, doch waren immer auch Produktionsräume für den Textilbetrieb und später für die Strohgeflecht- und Zigarrenproduktion eingerichtet. Das nutzungsgeschichtlich interessante Gebäude präsentiert sich als klassizistischer Mauerbau mit streng symmetrischen Fensterachsen, welcher von einem für Fabrikbauten des 19. Jahrhunderts charakteristisch gestuften Giebeldach abgeschlossen wird. Mit dem Gründungsbau von 1823 (Bauinventarobjekt SEO925) und dem benachbarten biedermeierlichen Wohnhaus Egliswilerstrasse 9 bildet es eine kleine, für das Ortsbild wichtige Baugruppe, welche die industriellen Anfänge Seons anschaulich dokumentiert. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Die an der Egliswilerstrasse gelegenen Fabrikgebäude Vers.-Nr. 204 und Vers.-Nr. 205 (Bauinventarobjekt SEO926) sind die frühesten Zeugen der Industrialisierung in Seon [1]. Das Fabrikgebäude Vers.-Nr. 204 wurde 1823 durch Rudolf Widmer aus Niederlenz als erste Baumwollspinnerei erbaut, 1826 folgte das Wohn- und Gewerbehaus Vers.-Nr. 205 [2]. Als Antrieb nutzte man die Wasserkraft des parallel zum Aabach geführten "Bidibachs" oder "Ryberggrabens". Der Sohn Johann Jakob Widmer führte die Baumwollspinnerei bis 1852 weiter. Daraufhin übernahm Rudolf Hirt aus Birrhard die Fabrik und nahm darin die Strohwarenproduktion auf. Bereits 1857 gelangte der Betrieb an Jakob Ungricht, welcher auf Holzbastflechterei für die Hutproduktion umstellte. Nach seinem Tod 1864 ging das Unternehmen an die kurz zuvor in Fahrwangen gegründete Firma Siegrist, Rey & Co., Strohwarenfabrikanten, über, welche in Seon zur Hauptsache Rosshaargeflecht herstellen liess. Später wurden in den verschiedenen Fabriksälen Schnupftabak und Zigarren, aber auch weiterhin Geflecht- und Strohwaren hergestellt. Das Wasserrecht Nr. 572 der ehemaligen Spinnerei hatte 1879 eine konzedierte Leistung von annähernd 14 PS. Das im Durchmesser 6 m messende Wasserrad mit einer Schaufelbreite von 2.21 m trieb dabei verschiedene Maschinen an [3]. 1929 siedelte sich die Zigarrenfabrik Eduard Eichenberger & Söhne aus Beinwil am See an diesem Standort an. Das Wasserrecht wurde in der Folge 1953 gelöscht. Beim Ausbau der Egliswilerstrasse 1975 wurden der Kanal zugedeckt, das Wasserradhaus und das auf der anderen Strassenseite gelegene Tabaklager der Firma Eichenberger abgebrochen. |
Beschreibung: | Das gemäss Inschrift am Hauseingang um 1826 errichtete Gebäude schliesst südöstlich an das Fabrikationsgebäude von 1823 an (Bauinventarobjekt SEO925) und ist durch einen jüngeren Zwischentrakt mit diesem verbunden. Im Unterschied zum traufständigen Bau von 1823 ist es giebelständig zur Strasse gestellt. Aufgrund seiner Einbettung ins ansteigende Gelände tritt es strassenseitig mit zwei Vollgeschossen und hangseitig mit nur einem Vollgeschoss in Erscheinung. Das grossvolumige Dachgeschoss wird von einem gestuften Giebel mit dazwischen gesetzten Fenstern abgeschlossen, welche die Belichtung des gewerblich genutzten Raumes sicherstellten. Das intakt erhaltene Äussere zeigt eine klassizistisch strenge Achsenbildung mit rechteckigen gefalzten Fenstergewänden aus Sandstein. Entlang der südöstlichen Trauffront führt eine lange Freitreppe zu einer hölzernen Eingangslaube im Obergeschoss. Der Hauptzugang aber befindet sich auf der nordwestlichen, dem Gründungsbau von 1823 (Bauinventarobjekt SEO925) zugewandten Längsfassade. Über das Flachdach des Zwischentrakts gelangt man hier zur zentral gelegenen Haustür, welche über ein kräftiges steinernes Rechteckgewände und einen Schlussstein mit der Jahreszahl 1826 und der Initiale W (für den Unternehmensgründer Widmer) verfügt. Das zweiflüglige Türblatt mit Oberlicht zeigt ein aufgedoppeltes Rahmenwerk von schlichter spätklassizistischer Prägung, mit original erhaltenen Beschlägen. Das Hausinnere wurde vor einiger Zeit recht stark verändert, indem der quer durchlaufende Korridor aufgehoben und zwischen Keller und Hochparterre eine Betondecke eingezogen wurden (gemäss Kurzinventar von 1998). Im zur Strasse hin ebenerdigen und rückwärtig ins ansteigende Gelände eingegrabenen Sockelgeschoss waren wohl immer schon Keller- und Produktionsräume eingerichtet. Inneres nicht gesehen. |
Anmerkungen: | 1] Das Baumwollgewerbe hatte in Seon bereits im 18.Jh. Fuss gefasst. So figurierte die Gemeinde 1755 auf einer Liste der in der Vogtei Lenzburg abgelieferten Baumwolltücher an vierter Stelle. Die Wandlung zur industriellen Produktion vollzog sich indessen erst im 19.Jh. [2] Zur Fabrikgeschichte vgl. Rodel 1950, S. 49-50; Badertscher 1997, S. 45. [3] Badertscher 1997, S. 45. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung. |
Literatur: | - Kurt Badertscher, Mühlen am Aabach, in: Lenzburger Neujahrsblätter 1997, S. 24-66. - G. Rodel, Die Strohindustrie im aargauischen und luzernischen Seetal, in: Heimatkunde aus dem Seetal, Jrg. 24, 1950. - Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, Bern 2005, S. 58. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0450-0453: Brandkataster Gemeinde Seon 1850-1938. |
Reproduktionsbestimmungen: | © Kantonale Denkmalpflege Aargau |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=126457 |
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