INV-WET963 Alberich-Zwyssig-Strasse 3, 1904 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-WET963
Signatur Archivplan:WET963
Titel:Alberich-Zwyssig-Strasse 3
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Süden (2014)
Bezirk:Baden
Gemeinde:Wettingen
Adresse:Alberich-Zwyssig-Strasse 3
Versicherungs-Nr.:473
Parzellen-Nr.:2668
Koordinate E:2666250
Koordinate N:1256980
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2666250&y=1256980

Chronologie

Entstehungszeitraum:1904
Grundlage Datierung:Brandkataster

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:WET964, WET965
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Mehrfamilienhaus

Schutz / Status

Status Bauinventar:Neuaufnahme Bauinventar 2015

Dokumentation

Autorschaft:Jakob Bürgler, Baumeister
Würdigung:Das 1904 als eines der ersten Mehrfamilienhäuser in Bahnhofsnähe erstellte Wohnhaus ist ein wichtiger siedlungsgeschichtlicher Zeuge, dem trotz grosser Veränderungen in der Nachbarschaft heute noch ein erheblicher Situationswert zukommt. Wie für viele zeitgleich entstandene Häuser in Wettingen typisch, bedient es sich in der originellen, vielseitigen Dachlandschaft mit beschnitztem Holzwerk des Heimat- und Schweizer Holzstils, während die differenziert formulierten Fassaden in ihrem hierarchischen Aufbau noch dem Spätklassizismus und dem Historismus verpflichtet sind. Auch wenn der Bau durch purifizierende Massnahmen einen fast ausnahmslos muralen Charakter erhalten hat, konnte er doch wesentliche Merkmale seines ursprünglichen äusseren Erscheinungsbildes bewahren.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die Etablierung der Maschinenfabrik Brown Boveri (BBC) in Baden im Jahre 1891 verlieh der baulichen Entwicklung des Nachbardorfs Wettingen entscheidende Impulse. Neben dem Langensteinquartier zwischen Baden und dem alten Dorf Wettingen bildete der Bereich beim Bahnhof den wichtigsten Schwerpunkt der städtebaulichen Entwicklung. Kurz nach der Inbetriebnahme der Station 1876 wurde gegenüber die erste Speisewirtschaft (Restaurant Bahnhof) eröffnet [1]. Ab 1903 folgten eine Siedlung für das Eisenbahnpersonal, ein Wohn- und Geschäftshaus mit "Post und Telegraph" (1905, ehem. Bauinventarobjekt WET916, 2013 abgebrochen) sowie anspruchsvollere Mehrfamilienhäuser [2]. Direkt gegenüber dem Bahnhof, an der Einmündung der Seminarstrasse, entstand parallel zur Bahnhofstrasse ein erster Abschnitt der Alberich-Zwyssig-Strasse, damals noch Peterstrasse genannt, welche zwei ähnlich gestaltete Häuser hinter dem Restaurant Bahnhof erschloss [3]. Von diesen beiden Häusern ist das vordere, Alberich-Zwyssig-Strasse 3, in leicht purifizierter Form erhalten geblieben. Das 1904 von Baumeister Jakob Bürgler erbaute Dreifamilienhaus wies ehemals hölzerne Lauben und Sichtfachwerk im Giebelfeld auf, wie in Wettingen an vielen Häusern aus dieser Zeit zu beobachten ist [4]. Vermutlich noch in der ersten Hälfte des 20. Jh. wurden anstelle der Lauben auf allen drei Geschossen gemauerte Balkone angefügt und das Fachwerk verschwand unter einem deckenden Verputz.
Beschreibung:Das vom Bahnhof aus gut sichtbare Wohnhaus steht am südöstlichen Rand eines kleinen, um 1900 entstandenen Wohnquartiers (vgl. Bauinventarobjekte WET964 und WET965). Die heute abgetiefte und in eine Tunneleinfahrt mündende Alberich-Zwyssig-Strasse bildet eine starke Zäsur zur weiter östlich anschliessenden Umgebung, wo in jüngerer Zeit eine grössere Wohnüberbauung entstanden ist. Seither erfolgt die Zufahrt zur Liegenschaft Alberich-Zwyssig-Strasse 3 über den Rennweg von Nordwesten her.
Das mit Quergiebeln auf die Alberich-Zwyssig-Strasse und Richtung Bahnhof orientierte Dreifamilienhaus erhebt sich mit zwei Vollgeschossen und einem ausgebauten Dachgeschoss über nahezu rechteckiger Grundfläche. Die bewegte, nach allen Seiten unterschiedlich gestaltete Dachlandschaft entspringt dem Heimatstilgedanken. Von Nordosten her präsentiert sie sich als Satteldach mit Gehrschild, während sie auf der gegenüber liegenden Seite eine abgewalmte Grundform zeigt, die zur Strasse und zum Bahnhof hin von zwei (Quer-)giebeln aufgebrochen wird. Die rückwärtige Dachfläche ist mit einer Giebellukarne und einer Schleppgaube besetzt. Für die Belichtung des oberen Dachraums sorgen eine strassenseitige Fledermausgaube und zwei Oculi im nordöstlichen Giebelfeld.
Die verputzten Fassaden, die unter den Quergiebeln vorspringen, sind mit Ausnahme der Rückseite durch zwei und drei Fensterachsen regelmässig gegliedert. Zwei Gurtgesimse – ein blockartiges zwischen Erd- und Obergeschoss und ein fein profiliertes zwischen Ober- und Dachgeschoss – betonen die Horizontale. Die Eckpartien des oberen Gesimses sind als Gurten von Lisenen etwas kräftiger ausgebildet. Letztere haben sich jedoch nur noch auf der strassenseitigen Längsfassade teilweise erhalten, insbesondere am Quergiebel, wo sie nach kurzer Weiterführung in angeschnittenen Bögen mit profilierten Abschlussgesimsen enden. Die Fenster, die ein zeittypisches hochrechteckiges Format mit Oberlicht aufweisen, sind an den beiden unteren Geschossen der Giebelvorsprünge als Zwillingslichter ausgebildet. Ihre steinernen Gewände sind – je nach Geschoss variierend – mit Zierelementen des Historismus ausgestattet. Kräftige Kranzgesimse ergänzen die profilierten Rahmen und kannelierten Konsölchen am Obergeschoss und kennzeichnen dieses äusserlich als repräsentative Beletage. Das als Sockelzone behandelte Erdgeschoss zeigt währenddessen einen horizontalen Fugenstrich im Verputz, der radial oben an die Fensteröffnungen anschliesst. Die Fenster des ausgebauten Dachgeschosses haben einfache gefalzte Gewände. Nur dasjenige unter dem strassenseitigen Quergiebel ist als Blickfang aufwändiger gestaltet und von einem Pseudo-Überfangbogen mit Bogenanfängern und Schlussstein bekrönt. Den Hauptakzent bildet das Fluggespärre des Giebels, das von einer bogenförmigen Konstruktion mit Hängesäule, Stichbalken und dekorativen Zapfenabschlüssen begleitet wird. Die doppelten Büge, die auf den Gesimsabschlüssen der Lisenen aufliegen, sind wie auch sämtliche Balkenköpfe des Dachwerks (Pfetten, Sparren, Aufschieblinge) in der Art des Schweizer Holzstils dekorativ ausgeschnitten und beschnitzt.
In die südliche Ecke zwischen den beiden Quergiebeln sind auf allen drei Geschossen einfache gemauerte Balkone eingepasst, welche die ursprünglich vorhandenen hölzernen Lauben ersetzen und dem Bau eine moderne Note verleihen.
Anmerkungen:[1] Kein Bauinventarobjekt, vgl. die historischen Aufnahmen des Restaurants Bahnhof vor und nach dem Umbau von 1933 in Meier/Scherer 1981, S. 152.
[2] Vgl. Hoegger 1995, S. 187-189, Anm. 29.
[3] Das hier behandelte Haus war früher als Peterhaus bekannt, vgl. Meier/Scherer, S. 148.
[4] Vgl. das Haus Märzengasse 69 (Bauinventarobjekt WET968).
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung.
Literatur:- Peter Hoegger, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. 7: Der Bezirk Baden II, Basel 1995, S. 187-189.
- Eugen Meier/Walter Scherer, Wettingen früher, Baden 1981, S. 147, 148.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0069-0072: Brandkataster Wettingen 1899-1938.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=126856
 

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