INV-WET966 Gartenstrasse 5, 1903 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-WET966
Signatur Archivplan:WET966
Titel:Gartenstrasse 5
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Osten (2014)
Bezirk:Baden
Gemeinde:Wettingen
Adresse:Gartenstrasse 5
Versicherungs-Nr.:427
Parzellen-Nr.:2882
Koordinate E:2666485
Koordinate N:1258217
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2666485&y=1258217

Chronologie

Entstehungszeitraum:1903
Grundlage Datierung:Brandkataster

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Wohnhaus

Schutz / Status

Status Bauinventar:Neuaufnahme Bauinventar 2015

Dokumentation

Autorschaft:Simon Tomasi, Bauunternehmer
Würdigung:Zeittypisches Einfamilienhaus von 1903, das in gemässigten Formen Jugend- und Heimatstilelemente kombiniert. Der unter einem originell variierten, gekappten Walmdach geborgene Bau zeichnet sich durch sorgfältig gegliederte und differenziert gestaltete Fassaden aus, die am Obergeschoss eine dekorative Lisenen- und Friesmalerei mit geometrisch-vegetabilen Jugendstilmotiven zeigen. Das im äusseren Erscheinungsbild wie auch in der inneren Raumstruktur weitgehend intakte Wohnhaus spiegelt die gehobenen Wohnverhältnisse des Langensteinquartiers nördlich der Schartenstrasse wider und hat für die ab dem frühen 20. Jahrhundert fortschreitende Bebauung des Lägernhangs einen hohen Zeugniswert.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die Etablierung der Maschinenfabrik Brown Boveri in Baden im Jahre 1891 verlieh der baulichen Entwicklung des Nachbardorfs Wettingen entscheidende Impulse [1]. Um 1895 begannen sich im Bahnhofquartier und im Langenstein, an der Grenze zwischen Baden und Wettingen, städtebauliche Strukturen herauszubilden. Vorerst erfolgte die Bautätigkeit noch punktuell, später dann mit planmässig angelegten Arbeiterhäusern, einigen Wirtschaften, Wohn- und Geschäftshäusern sowie einzelnen Mehrfamilienhäusern.
Nördlich der Schartenstrasse wuchs die Siedlung ab dem frühen 20. Jh. mit locker gestreuten Wohnhäusern und Gärten immer mehr den vom Weinbau geprägten Lägernhang hinauf. Als eines der ersten Gebäude wurde 1903 das Einfamilienhaus Gartenstrasse 5 von Bauunternehmer Simon Tomasi noch am Hangfuss erstellt. 1909 wurde es veräussert, im selben Jahr erfolgte der Anbau einer Garage. Seit dem Kauf 1924 durch August Meier aus Zürich dient es als Arzthaus [2]. Bei einem Umbau 1977 durch den späteren Eigentümer Dr. Weisshaupt wurden im Innern die Grundrisse und Durchgänge geringfügig angepasst. Gleichzeitig erhielt das Haus einen südseitigen Gartenausgang, der auf eine aufgeschüttete Terrasse hinaus führt [3].
Beschreibung:Das Einfamilienhaus erhebt sich als zweigeschossiger Putzbau unter einem schwach geneigten, gekappten Walmdach, das sich mit einem Giebel nach Osten zur Gartenstrasse hin öffnet. Letzterer bildet den oberen Abschluss eines risalitartigen Vorsprungs, der die halbe Gebäudebreite einnimmt und die Ostfront als Hauptfassade auszeichnet. Auf der talwärts gerichteten Südseite ist das Dach mit zwei Schleppgauben besetzt. Nordseitig schliesst an den kompakten Baukörper ein überwalmter Anbau an, in welchem der Hauseingang und das Treppenhaus untergebracht sind. Das dazugehörige pyramidenförmige Vordach ruht auf einer offenen Holzkonstruktion, deren Stützen und Konsölchen in üppigen Formen beschnitzt und gedrechselt sind. Sowohl in der vielseitig konstruierten Volumetrie wie auch in der Verwendung dekorativ bearbeiteter Holzelemente (u.a. Büge, Pfetten- und Rafenköpfe) ist der Einfluss des Heimatstils fassbar.
Die zwei auf zwei Fensterachsen zählenden Fassaden sind sorgfältig gegliedert und zeigen eine differenzierte Oberflächengestaltung. Über einem niedrigen Kellersockel setzt das mit einem groben Kellenwurf verputzte und einem horizontalen Fugenstrich versehene Erdgeschoss an. Ein profiliertes Sohlbankgesims unter den Fenstern des Obergeschosses bildet den oberen Abschluss dieser Zone und lässt das Erdgeschoss somit höher erscheinen als es tatsächlich ist. Dieser Umstand und die auf barocke Herrschaftsarchitektur verweisenden, steinfarben gefassten und als Quaderung ausgeschiedenen Ecklisenen verleihen dem bescheiden dimensionierten Wohnhaus eine stattliche Note. Das Obergeschoss setzt mit glatt verputzten Oberflächen, die mit aufgemalten Jugendstildekoren verziert sind, einen interessanten Kontrast zum Unterbau. Die Ecklisenen und horizontal unter der Trauflinie und dem Giebelfeld durchlaufenden Friese zeigen Stäbe, Perlen, geometrisch stilisierte Blätter und Knospen in Rot und Grün auf hellem Grund. Das neben dem Eingang befindliche fensterlose Feld an der Nordfassade ist mit einem segmentbogenförmigen Rahmen besetzt, der ein vom Jugendstil inspiriertes Rosen- und Weintraubenmotiv enthält. An den sonst regelmässig gegliederten Fassaden variieren hochrechteckige Einzelfenster mit Zwillingslichtern, wobei letztere nach Süden und nach Osten ausgerichtet sind. Die Fenster sind mit hölzernen Jalousieläden ausgestattet und weisen teilweise noch die ursprüngliche Unterteilung mit zwei Flügeln und Oberlicht auf.
Ein Garten mit hohen Buchsbaumhecken, beschnittenen Sträuchern und Bäumen verleiht der Nahumgebung des Hauses ebenso einen gepflegten Charakter wie der gepflästerte Vorplatz, der nach Norden und Osten anschliesst.
Hausinneres nicht gesehen. Gemäss Bauplänen hat sich die ursprüngliche Raumstruktur weitgehend erhalten. Wie für Bauten des frühen 20. Jh. typisch, sind die Räume um einen zentralen Korridor herum angeordnet, wobei der ehemals in zwei Zimmer aufgeteilte Wohnbereich und das Esszimmer nach Süden und Osten orientiert sind.

Nachträge (Besichtigung vom 10.11.2017):
Vor dem Umbau von 1977 war das Haus einheitlich graufarben gestrichen und zeigte keine Dekorationsmalereien. Im Rahmen des damaligen Umbaus wurde der Besenwurf-Verputz entsprechend dem früheren Bestand erneuert. Nach dem Umbau entstanden die Dekorationsmalereien, die sich frei an Jugendstilformen anlehnen. Auch der aufgeputzte Rahmen, der ein Bildfeld im ersten Obergeschosses rahmt, entstand erst in diesem Zusammenhang. Der wohl bauzeitliche Eingangsvorbau wurde mehrfarbig gefasst. Der Gartenausgang an der Südseite entstand durch Verlängerung eines bestehenden Fenster; er führt auf eine aufgemauerte kleine Terrasse. Im Inneren legte man drei zuvor separate Räume des Erdgeschosses zu einem grossen Wohnzimmer zusammen. In den übrigen Bereichen bewahrt das Haus noch seine alte Raumstruktur. Von der bauzeitlichen Ausstattung sind noch die verglasten Wohnungsabschlüsse, gestemmte Zimmertüren und Wandschränke sowie die Holztreppe samt Antrittspfosten vorhanden; das Täfer wurde beim Umbau entfernt [4].
Anmerkungen:[1] Vgl. Hoegger 1995, S. 187 und Anm. 26.
[2] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0069-0072: Brandkataster Wettingen 1899-1938.
[3] Vgl. Umbaupläne von 1977, Bauarchiv Wettingen.
[4] Freundl. Auskunft des Eigentümers.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung.
Literatur:- Peter Hoegger, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. 7: Der Bezirk Baden II, Basel 1995, S. 187.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0069-0072: Brandkataster Wettingen 1899-1938.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=126859
 

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