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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1908 |
Grundlage Datierung: | Brandkataster |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Profane Wohnbauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Wohnhaus |
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Schutz / Status |
Status Bauinventar: | Neuaufnahme Bauinventar 2015 |
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Dokumentation |
Würdigung: | Heimatstilbau von 1908 mit abwechslungsreich strukturiertem Baukörper und vielseitiger Dachlandschaft unter Kreuzfirst. Das für den späteren Gemeindeammann Josef Spörri als eines der ersten Einfamilienhäuser am Rebberg nordöstlich des alten Dorfes erbaute Gebäude hat sich äusserlich intakt erhalten und im Innern seine räumliche Struktur weitgehend bewahrt. Es zeichnet sich durch kontrastvoll mit Sichtfachwerk gestaltete Stirnseiten bzw. Giebel sowie dekorativ ausgeschnittenes und beschnitztes Holzwerk an Dachkonstruktion und Veranda im Schweizer Holzstil aus. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Die ersten Wohnquartiere ausserhalb des alten Dorfkerns von Wettingen entstanden an verkehrsgünstiger Lage beim Bahnhof und im Langenstein an der Grenze zu Baden [1]. Am Rebhang nordöstlich davon setzte die Bebauung im frühen 20. Jh. mit einzelnen Wohnhäusern noch zögerlicher ein. 1908 liess sich Josef Spörri, Friedensrichter und späterer Gemeindeammann, ein damals wohl noch unmittelbar an die Rebpflanzungen angrenzendes Wohnhaus mit Veranda errichten [2]. Das von Sichtfachwerk und verzierten Holzelementen geprägte äussere Erscheinungsbild hat sich bis heute bewahrt. Weitgehend unverändert dürfte auch die innere Aufteilung sein. 2005 wurden im Dachraum zwei Zimmer eingerichtet, wofür hangseitig eine Schleppgaube ergänzt wurde [3]. |
Beschreibung: | Das auf einer Eckparzelle zwischen Märzengasse und Roggenstrasse stehende Wohnhaus ist ein Heimatstilbau mit interessant gestalteter Volumetrie unter Kreuzfirst. Es ist mit dem zurückversetzten Hauseingang nach Osten auf die Märzengasse orientiert, während die besonders aufwändig formulierte Südfassade mit Veranda zur Roggenstrasse hin die Schauseite bildet. Der zweigeschossige Baukörper, der als Besonderheit mit fast durchwegs fachwerkgeschmückten Stirnseiten bzw. Giebeln in alle Richtungen blickt, spielt in zeittypsicher Weise mit unterschiedlichen Fassadenfluchten, First- und Traufhöhen. Die regelmässige, achsensymmetrische Anordnung der Fenster ist dagegen noch im herkömmlichen spätklassizistischen Schema verhaftet. Die westliche Hälfte des Hauses ist unter einem parallel zur Roggenstrasse gerichteten Satteldach mit Gehrschild geborgen. Nach Süden ist das Dach mit langen Aufschieblingen über eine hölzerne Veranda mit gemauerter Westwand weitergeführt. Die östliche, der Strassenecke zugewandte Hälfte schliesst mit drei kurzen Armen unter einem etwas niedrigeren Kreuzfirst an. Der südliche Arm tritt nicht als Fassadenvorsprung in Erscheinung, da der Winkel zwischen ihm und dem westlichen Hausteil bündig von der Veranda eingenommen wird. Seine Stirnseite ist einachsig ausgebildet, wobei ein Zwillingsfenster am Erdgeschoss und ein Drillingsfenster am Obergeschoss auf die dahinter liegenden Haupträume verweisen. Unter dem First, der analog zum westlichen Dachabschluss in einen Gehrschild mündet, ist wie auf allen Seiten ein kleineres hochrechteckiges Fenster eingelassen. Das hell verputzte Mauerwerk zeigt am Erdgeschoss eine einzig auf der Südseite angebrachte Eckquaderung, während der Oberbau mit rotbraun gefasstem Sichtfachwerk ausgestattet ist. Vorstossende Balkenköpfe zwischen den Geschossen dürften kaum konstruktiv mit der Balkenlage zusammenhängen, sondern wegen ihres Zierwerts angebracht worden sein: sie verleihen der Fassade einen rustikalen Charakter. Ergänzt wird der hölzerne Fassadenschmuck durch beschnitzte Büge und dekorativ ausgeschnittene Balkenenden an Pfetten, Rafen und Aufschieblingen. In der gleichen Art ist auch die Konstruktion der Veranda verziert, die mit einem Geländer im "Laubsägelistil" noch stärker an den Schweizer Holzstil anknüpft. Die Ostfassade des Hauses ist in drei Fensterachsen gegliedert, wobei zwei Achsen im nach Osten vorspringenden Teil untergebracht sind. Der über eine sechsstufige Treppe mit schmiedeeisernem Geländer erreichbare Hauseingang führt von der Südseite her in den Ostarm des Hauses. Er ist von einem Pultdach geschützt, das auf einer hölzernen Stütze aufliegt und genau in die Ecke eingepasst ist. Das Türblatt ist mit vergitterten Fenstern und einem Oberlicht versehen. Am Obergeschoss, zwischen Vordach und Traufe, befindet sich im Mauerwerk der Rahmen eines Oculus, der mittels Schlusssteinen in vier Viertel unterteilt ist. Möglicherweise stellte er ursprünglich kein reines Zierelement dar, sondern gewährte durch eine Öffnung den Blick vom Obergeschoss auf den Eingangsbereich. Während der Giebel des östlichen Arms etwas zurückhaltender mit Sichtfachwerk geschmückt ist, fehlt dieses am nördlichen Arm auf der Rückseite des Hauses vollständig. Wie an den um ein halbes Geschoss versetzten Fenstern und der Tür ablesbar ist, nimmt dieser Fassadenvorsprung einen Teil des Treppenhauses, im Untergeschoss den Kellereingang und auf dem Zwischenboden eine Toilette auf. Die in der Regel mit einfachen gefalzten Gewänden versehenen Fenster können mit Jalousieläden verschlossen werden. Das Haus steht inmitten eines Grundstücks, das strassenseitig von einem Lebhag umfriedet ist. An der Roggenstrasse setzen zwei grosse, tropfenförmig geschnittene Büsche rahmende Akzente. Dazwischen und entlang dem alten Zugangsweg haben sich noch längere Abschnitte des bauzeitlichen Schmiedeeisenzauns mit Jugendstil-Blumenmotiv erhalten. Hausinneres nicht gesehen. Gemäss den Bauplänen von 2005 führt der Hauseingang im Hochparterre in einen kurzen gangartigen Vorraum mit dahinter liegendem Nebenraum, der sich mit einer breiten Tür auf das Entrée mit angegliedertem Treppenhaus öffnet. Südseitig schliessen das Wohnzimmer und das Esszimmer mit Veranda an, während sich die Küche in der nordwestlichen Ecke befindet. Ergänzend zu den Schlafräumen im Obergeschoss sind im Dachgeschoss zwei weitere Zimmer eingerichtet.
Nachträge (Besichtigung vom 1.11.2017): 2005 wurde das Haus einer Gesamtrenovation unterzogen, wobei am Äusseren die Fensterläden in Metall ersetzt wurden; im Inneren wurden sämtliche Zimmertüren durch Nachbauten ersetzt und die Böden des Obergeschosses erneuert, während man die bauzeitliche Substanz im übrigen sanft renovierte. Aus der Küche führt heute an der Nordseite ein direkter Ausgang in den Garten. Die zum Haus passende hölzerne Veranda könnte nach ihrer Konstruktion wenig nachträglich entstanden sein; ihre westliche Stirnseite wurde später vermauert. Von einem Windfang führte früher eine zweite Tür direkt in einen Raum, der vom Erbauer als Sprechzimmer genutzt wurde. An einen zentral gelegenen Gang schliesst rückwärtig die offene Treppe ins Obergeschoss an; südseitig sind Wohn- und Esszimmer, westlich die Küche angeordnet. Die Wohnräume besitzen noch gefeldertes Brusttäfer und Weichholz-Parkettböden, der Windfang einen farbig ornamentierten Zementplattenboden. Erhalten ist auch die Holztreppe samt gedrechseltem Antrittspfosten. Von einem historistischen Kachelofen besteht noch die Sitzkunst. Das Dachgerüst musste beim Ausbau zu Wohnzwecken teilweise abgefangen werden. |
Anmerkungen: | [1] Vgl. dazu Hoegger 1995, S. 187-189. [2] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0069-0072: Brandkataster Wettingen 1899-1938. [3] Siehe Umbaupläne 2005, Bauarchiv Wettingen. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung. |
Literatur: | - Peter Hoegger, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. 7: Der Bezirk Baden II, Basel 1995, S. 187. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0069-0072: Brandkataster Wettingen 1899-1938. |
Reproduktionsbestimmungen: | © Kantonale Denkmalpflege Aargau |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=126962 |
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