INV-SCL904 Bezirksschulhaus, 1900-1902 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-SCL904
Signatur Archivplan:SCL904
Titel:Bezirksschulhaus
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Aufnahme von Südwesten (2015)
Bezirk:Kulm
Gemeinde:Schöftland
Adresse:Dorfstrasse 28
Versicherungs-Nr.:231
Parzellen-Nr.:447
Koordinate E:2646357
Koordinate N:1239715
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2646357&y=1239715

Chronologie

Entstehungszeitraum:1900 - 1902
Grundlage Datierung:Schriftliche Quelle

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Öffentliche Bauten und Anlagen
Nutzungstyp (Stufe 2):Schulhaus
Epoche / Baustil (Stufe 3):Historismus

Dokumentation

Autorschaft:Dorer & Füchslin, Baden
Würdigung:1900-1902 nach Plänen der Badener Architekten Dorer & Füchslin errichteter und 1961 nach Süden erweiterter Schulhausbau von monumentaler Erscheinung. Der in zeittypischen Formen der deutschen Renaissance gehaltene "Bildungspalast" zeichnet sich durch kräftig durchgeformte Oberflächen und eine bemerkenswerte Variation der Materialien aus. Zusammen mit dem südlich benachbarten "Alten Schulhaus" von 1836 (Bauinventarobjekt SCL903) repräsentiert das prominent an der Dorfstrasse stehende Gebäude einen wesentlichen Teil der Schulgeschichte von Schöftland und ist somit von grossem kulturgeschichtlichem Zeugenwert.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Nachdem das "Alte Schulhaus" von 1836 (Bauinventarobjekt SCL903) für die Unterbringung der Primar- und Bezirksschule sowie der Gemeindeverwaltung zu klein geworden war, begann man 1895 mit der Planung eines Neubaus [1]. Auf Antrag der Baukommission, welcher Planskizzen vor drei Architekten vorlagen, beschloss die Gemeindeversammlung im Sommer 1900, diesen nach Plänen der Badener Architekten Dorer & Füchslin ausführen zu lassen [2]. Der Voranschlag für das Schulhaus belief sich auf 90'000 bis 100'000 Franken, derjenige für die separate Turnhalle auf 15'000 bis 20'000 Franken. Im November 1902 konnte das Gebäude, bestehend aus drei Schulzimmern, einem Zeichensaal, einem Lehrerzimmer, einem Naturalienkabinett mit Bibliothek sowie einem Saal für Versammlungen, Theater und dergleichen, eingeweiht werden. Das Bezirksschulhaus verfügte als erstes öffentliches Gebäude über eine Kohleheizung und Toiletten mit Wasserspülung. Die zugehörige Turnhalle wurde 1903 vollendet.
1961 erhielt das Schulhaus auf der Südseite einen in Volumen und Formensprache dem Kernbau angeglichenen Anbau, wodurch die strikte Symmetrie des Baukörpers allerdings verloren ging [3]. Der Annex erhielt auf jeder Etage ein Schulzimmer und zuoberst eine Aula, in der auch die Gemeindeversammlungen abgehalten wurden. 1992/93 wurde auf der Nordseite ein von Hans Hauri, Reinach, geplanter Erweiterungsbau in Backsteinmauerwerk erstellt. Gleichzeitig entstand im Dach des Altbaus ein Zeichensaal mit verglasten Lukarnen.
Beschreibung:Das Bezirksschulhaus ist in seiner ursprünglichen Gestalt ein symmetrisch angelegter dreigeschossiger Mauerbau. Der rückwärtige Haupttrakt und die markant nach Westen zur Dorfstrasse vorspringenden Eckrisalite tragen elegant geknickte, nur knapp vorspringende Walmdächer. Kellergeschoss und Hochparterre sind durch die Materialwahl und Oberflächenbehandlung (Granit, bossierte Jurakalkblöcke) als Gebäudesockel charakterisiert, von dem sich die oberen, glatt verputzten Stockwerke deutlich absetzen. Über alle Geschosse hinweg zieht sich eine grosszügige symmetrisch angelegte Befensterung. Für die Jahrhundertwende und den Späthistorismus typisch – und bei Bauten von Dorer & Füchslin auch immer wieder anzutreffen – ist der ausgeprägte Sinn für Farben und Materialien: Granit für die Freitreppe und den Gebäudesockel, Jurakalk für das rustizierte Erdgeschoss sowie die Eckquaderung, gelblicher (Savonnière-) Sandstein für Gesimse und Gewände sowie roter Sichtbackstein für die Entlastungsbögen.
Mit Renaissancemotiven aufwendig instrumentiert ist das strassenseitige Hauptportal des mit einer Lisenengliederung versehenen Mitteltrakts. Das reich profilierte Rundbogengewände flankieren plastisch hervortretende Säulen mit verkröpftem Gebälk. Über den mit Eichenlaub und Lorbeer verzierten Bogenzwickeln findet sich der Widmungsspruch "UNSERER JUGEND". Die aus der Bauzeit stammende zweiflüglige Füllungstür ist mit Rechteckmustern beschnitzt und in der Bogenrundung verglast.
Die innere Erschliessung erfolgt über ein rückwärtig angelegtes Treppenhaus und entlang der Vorderfront verlaufender Gänge. Von der originalen Ausstattung erhalten geblieben ist die Treppe mit Granitstufen und schmiedeeisernem Geländer. Gebäudeinneres ansonsten modernisiert.
Anmerkungen:[1] Zur Geschichte der Bezirksschule Schöftland vgl. Holliger 1992, S. 212-215; Kamber 1984, S. 52-53; Pfister 1935.
[2] Dorer & Füchslin, Baden, entwarfen kurz vor der Jahrhundertwende etliche Postgebäude: Bern, Eidgenössisches Telegraphengebäude (Speichergasse Nr.6) 1891-93; Winterthur, Eidgenössisches Post-, Telegraph- und Telephongebäude 1896-99; sowie das Kantonale Technikum in Burgdorf 1892-94. Nach ihren Plänen entstanden im Aargau unter anderem das Primarschulhaus "Ländli" in Baden (1902/03) und das Bezirksschulhaus in Brittnau (1906/07). Zum Wirken von Dorer & Füchslin vgl. Architektenlexikon 1998, S. 147-148.
[3] Akten Bauarchiv Schöftland.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), Einzelelement, Erhaltungsziel A.
- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
Literatur:- Christian Holliger, Schöftland: Geschichte und Geschichten, Schöftland 1992.
- Franz Kamber, Geschichte von Schöftland von der Helvetik bis 1930, Schöftland 1984 (Typoskript).
- Jean Pfister, Bezirksschule Schöftland 1835-1935, Gedenkschrift zur Jahrhundertfeier, Schöftland 1935.
- Architektenlexikon der Schweiz 19./20. Jahrhundert (Hrsg. Isabelle Rucki u. Dorothee Huber), Basel 1998.
- Heinz Baumann/Walter Widmer, Weisch no? Alte Photographien aus dem Ueker-, Suhren- und Ruedertal, Schöftland 1981, S. 76, 80.
- Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, Bern 2005, S. 44.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=128337
 

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