INV-SCL908 Löwensaal, 1922 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-SCL908
Signatur Archivplan:SCL908
Titel:Löwensaal
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Strassenseitige Ansicht von Westen (2015)
Bezirk:Kulm
Gemeinde:Schöftland
Adresse:Dorfstrasse 4
Versicherungs-Nr.:114
Parzellen-Nr.:1948
Koordinate E:2646333
Koordinate N:1239452
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2646333&y=1239452

Chronologie

Entstehungszeitraum:1922
Grundlage Datierung:Schriftliche Quelle

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Gasthaus, Gasthof
Epoche / Baustil (Stufe 3):Heimatstil

Dokumentation

Autorschaft:Hans Wilhelm, Safenwil (Architekt)
Inschriften:"MCMXXII" (1922)
Würdigung:Der 1922 als Ersatz für einen Teil des Gasthofs zum Löwen erstellte "Löwensaal" ist ein in der Gesamtform gut erhaltener Heimatstilbau, der in unmittelbarer Nähe der historischen Baugruppe im Dorfzentrum (mit Kirche und Schlossanlage) einen wichtigen ortsbaulichen Akzent setzt. Der wohlproportionierte Baukörper mit prägendem Walmdach zeichnet sich durch eine aufwändige Fassadengestaltung mit beachtenswerter orientalisierender Bauplastik aus Kunststein aus. Anlässlich des Umbaus von 2006 wurde das Gebäude durch den Abbruch des südlich anschliessenden Gasthofs freigestellt und zu einem Bankgebäude umfunktioniert. Äusserlich hat es eine sorgfältige, fachgerechte Renovation erfahren, womit seine Authentizität gewahrt werden konnte.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Ein Gasthof "Löwen" bestand in Schöftland schon seit dem 17. Jh., jedoch an einem anderen Standort "an der Ruederchen" [1]. 1809 erhielt Schlossherr Gottlieb von May von der aargauischen Regierung die Erlaubnis, das Tavernenrecht in ein Provisorium an der Dorfstrasse zu verlegen, bis ein Neubau schräg gegenüber dem Schlosshof fertiggestellt war. Die Eröffnung des Gasthofs am neuen Standort fand offenbar aber erst zwischen 1818 und 1821 statt. Bereits um 1830 liess die Schlossherrschaft das Gebäude vergrössern. 1827 ersteigerte der einheimische Metzger Rudolf Lüthy die Pacht und konnte 1858 den "Löwen" samt angebauter Metzgerei und Nebengebäuden für 32'000 Franken erwerben. Im Laufe des 20.Jh. erfuhr der Gasthof etliche störende Veränderungen, ehe er im Zusammenhang mit der Sanierung des "Löwensaals" abgetragen wurde.
Der Saalbau wurde 1922 nach Plänen des Safenwiler Architekten Hans Wilhelm anstelle der nördlichen Gebäudehälfte des Gasthofs neu errichtet. 2006 fand ein umfassender Umbau zu einem Bankgebäude statt, wobei erhebliche Teile der Aussenmauern und der originellen Fassadengestaltung wie auch die Dachform und Dachkonstruktion erhalten werden konnten [3].
Beschreibung:Der "Löwensaal" ist ein wuchtiger, traufständig zur Strasse ausgerichteter Baukörper, der formal noch ganz dem Heimatstil verhaftet ist. Das sorgfältig gestaltete Gebäude mit charakteristisch geknicktem Walmdach fügt sich vorzüglich in die markante Strassenbiegung im Dorfzentrum ein. Die strassenseitige Längsfront wie auch die von Beginn weg freistehende nördliche Schmalseite sind streng symmetrisch konzipiert [4]. Zur Gliederung des Baukörpers dienen Lisenen sowie Gurt- und Kranzgesimse aus Kunststein, die farblich mit den dazwischenliegenden hellen Putzflächen kontrastieren und das mit hohen Kreuzstockfenstern versehene Saalgeschoss vom Unterbau trennen. Ein reich verzierter Zwerchgiebel und ein mit ägyptisierend gedrungenen Säulen bestückter Eingangsbereich akzentuieren die dreiachsige Mittelpartie, welche mit Lisenen ausgeschieden ist. Das Giebelfeld schmücken in der Art eines antiken Tempels das Wappen der Gemeinde Schöftland und ein gegenständigen Löwenpaar, welches sphyngenhaft dargestellt ist. Unter dem Wappenschild ist das Baudatum in Form von römischen Ziffern "MCMXXII" (1922) angebracht.
Bis zum Umbau von 2006 schmückte ein vollplastisches hölzernes Wirtschaftsschild in Form eines steigenden Löwen die strassenseitige Fassade (Verbleib nicht bekannt).
Anmerkungen:[1] Zur Geschichte des Gasthofs "Löwen" Lienhard 1946, S. 17-19; Holliger 1992, S. 156-157.
[2] Hans Wilhelm errichtete auch die Fehlmann-Villen am Staudenrain und war mit dem Schlossumbau von 1927 betraut.
[3] Umbauplane Bauarchiv Schöftland.
[4] Die südliche Schmalseite wurde erst mit dem Abbruch des Gasthofs "Löwen" freigestellt und anlässlich des Umbaus von 2006 mit einem modernen Flachdach-Anbau versehen.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
Literatur:- Jakob Lienhard, Geschichten vom alten Schöftland. Von den Gasthöfen "Ochsen" und "Löwen", Schöftland 1946, S. 9-24.
- Christian Holliger, Schöftland. Geschichte und Geschichten, Schöftland 1992.
- Der "Löwen" erhält eine neue Perspektive, in: Aargauer Zeitung vom 10. Dez. 2000.
- Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, Bern 2005, S. 43.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0274-0277: Brandkataster Schöftland 1850-1938.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=128341
 

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