|
Chronologie |
Entstehungszeitraum: | approx. 1700 |
Grundlage Datierung: | Schätzung |
|
Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Bäuerlicher Vielzweckbau |
|
Dokumentation |
Würdigung: | Mit einem eindrücklichen Vollwalmdach ausgestattetes Bauernhaus, das den im schweizerischen Mittellandes einst verbreiteten, jedoch selten gewordenen Typus des hölzernen Strohdachhauses mit gemauertem Stock (= massiver, feuersicherer Einbau) repräsentiert. Anhand der hölzernen Detailformen ist das Gebäude ins 16./17. Jahrhundert zu datieren, womit es zu den ältesten Profanbauten in Schöftland und überhaupt zu den ältesten Bauernhäusern auf Kantonsgebiet gehört. Trotz späterem Ersatz der Holzfassaden am Wohnteil durch Fachwerk hat das Gebäude wesentliche originale Bauteile – namentlich die vollständige Hochstudkonstruktion – nebst der intakten Gesamterscheinung und der inneren Nutzungsordnung bewahrt. Wertvoller Zeuge der ländlich-bäuerlichen Bautradition in Schöftland. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Den altertümlichen Holzdetails (gekrümmte eichene Büge; breite, verblattete Kopfhölzer) nach zu schliessen, dürfte das Gebäude ins 17. oder sogar späte 16. Jh. zurückgehen. Auch die Existenz eines in der Nordostecke aus der Fassadenflucht vorkragenden gemauerten Stocks deutet auf ein hohes Alter hin. Der erste verfügbare Brandkatastereintrag von 1829 weist das Gebäude als "Wohnhaus mit Bescheuerung, von Mauer und Holz, mit 2 Trämkellern und Strohdach" aus [1]. Eigentümer der beiden Wohnteile waren Heinrich Lüthy, Glaser (Wohnteil A) und Jakob Lüthys Witwe (Wohnteil B). Im Laufe des 19. Jh. wurde auf der Westseite die hölzerne Wandkonstruktion durch ein Fachwerk mit zeittypischen Einzelfenstern ersetzt. Vermutlich aus dem früheren 20. Jh. stammt die gemauerte Rückfassade mit Kunststeingewänden an den gekuppelten Fenstern. Die Umdeckung von Stroh- auf Ziegelbelag erfolgte gemäss Brandkataster im Jahr 1922. |
Beschreibung: | Das ehemals strohgedeckte Doppelbauernhaus steht unweit der Suhre am historischen Fahrweg zwischen der Oberen und Unteren Mühle. Unter dem weit heruntergezogenen, für Strohdachhäuser charakteristischen Vollwalmdach, welches heute mit Eternit und Ziegeln eingedeckt ist, erstrecken sich zwei quer zur Firstrichtung angeordnete Wohnteile im Süden und ein Scheunentrakt mit gemeinsam genutztem Tenn sowie zwei unter dem First getrennten Ställen auf der Nordseite (Mittertennhaus). An die Ökonomie schliessen jüngere Remisenanbauten unter Pultdach an. Mit Ausnahme des aus der in der Südostecke aus der Fassadenflucht vorkragenden Stocks (= massiv gemauertes, feuersicheres Gemach) war das Gebäude ursprünglich wohl als reine Holzkonstruktion mit Ständerwänden und eichenem Schwellenkranz auf niedrigem Mauersockel aufgeführt. Die Versteifung des Wandgefüges erfolgt mittels verblatteter Kopfhölzer und Büge. Die mit liegenden Bohlen ausgefüllte Ständerkonstruktion ist im östlichen Bereich des Scheunentrakts sowie an der Trennwand zwischen Wohnteil und Tenn noch vorhanden. An den Längsseiten des Hauses weisen auffällig gekrümmte Büge aus Eichenholz auf ein frühes Baujahr vermutlich im 16./17. Jh. hin. Demgegenüber sind die verputzten Wandflächen des Wohnteils das Resultat von späteren Umbauten. Auf der westlichen Strassenseite dürfte die Bohlenwand schon im 19. Jh. durch Fachwerk mit regelmässigen Einzelfenstern ersetzt worden sein. Die ostseitige Rückfront hingegen wurde wohl erst im 20.Jh. massiv aufgeführt und mit gekuppelten Fenstern mit Kunststeingewänden versehen. Vollumfänglich im Originalzustand erhalten ist die rauchgeschwärzte Dachkonstruktion aus der Bauzeit des Hauses. Diese setzt sich aus zwei kräftigen, beidseits des Tenns hochgeführten Firstständern (Hochstüden) und einem dritten, auf Estrichniveau über dem Wohnteil abgefangenen und etwas geringer dimensionierten Ständer zusammen. Die durchgehende Russschwärze des Dachgebälks bezeugt die frühere Existenz einer offenen Rauchküchen, von wo der Rauch via Funkenfang ("Chemihutte", "Rauchhurd") in den Dachraum gelangte und durch den Strohbelag ins Freie entwich. In der Grundanlage weist das Gebäude eine auffällige Ähnlichkeit mit einem auf 1577 datierten "Stockhaus" in der nahegelegenen Gemeinde Muhen auf [2]. Vor der wohl nachträglich erfolgten Aufteilung in zwei Wohnhälften dürfte es sich um einen grosszügigen Grundriss mit Stube und Nebenstube auf der westlichen Strassenseite sowie zweigeschossiger winkelförmiger Rauchküche im rückwärtigen Bereich gehandelt haben. In der Südostecke eingeschoben ist der massive Stock mit halbgeschossig eingetieftem Trämkeller (Keller mit Balkendecke), welcher durch ein sorgfältig gearbeitetes Rundbogenportal betreten wird. An historischer Ausstattung hat sich in der südwestlichen Stube ein hellblauer Biedermeier-Kachelofen mit hellem Kranzgesims aus der zweiten Hälfte des 19. Jh. erhalten. |
Anmerkungen: | [1] Staatsarchiv Aargau, BA.05.0079: Brandassekuranz Schöftland/Bezirksamt Kulm 1829; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0274-0277: Brandkataster Schöftland 1850-1938. [2] Köllikerstrasse 1 in Mittelmuhen; Bauinventarobjekt MUH905. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau, BA.05.0079: Brandassekuranz Schöftland/Bezirksamt Kulm 1829; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0274-0277: Brandkataster Schöftland 1850-1938. |
Reproduktionsbestimmungen: | © Kantonale Denkmalpflege Aargau |
|
|
URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=128350 |
|
Social Media |
Share | |
|