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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 17th cent. |
Grundlage Datierung: | Schätzung |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Speicher |
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Dokumentation |
Würdigung: | Ehemaliger Schlossspeicher wohl aus der Zeit um 1700, der zwischenzeitlich am Staudenrain stand, ehe er 1991 an die Picardiestrasse versetzt und dabei teilweise erneuert wurde. Es handelt sich um einen zweigeschossigen Bohlenständerbau mit allseitig umlaufenden Lauben sowie Giebeldach mit Fusswalm. Die für einen Kornspeicher ausserordentlich grosszügigen Grundmasse von 6 x 8 m weisen auf die herrschaftliche Vergangenheit des Gebäudes hin. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Der 1991 wegen eines Bauprojekts vom Staudenrain an den heutigen Standort an der Picardiestrasse versetzte und bei dieser Gelegenheit instandgesetzte Speicher hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Gemäss den Nachforschungen von Franz Kamber dürfte es sich um den ehemaligen Speicher von Schloss Schöftland handeln [1]. Sein ursprünglicher Standort wird an der Dorfstrasse südöstlich des Schlosses, in der Nähe des "Sattler Neeser Hauses" (Bauinventarobjekt SCL909), vermutet. Auf einer alten Fotoaufnahme von 1867 ist an dieser Stelle denn auch ein speicherartiges Gebäude – allerdings mit Krüppelwalm – zu erkennen (vgl. Fotodokumentation). Im ersten verfügbaren Brandkataster von 1829 wird ein "Speicher von Holz, mit Ziegeldach", in Besitz der Familie May, aufgeführt [2]. 1857 verkaufte der damalige Schlossbesitzer Eduard von May einen Grossteil seiner Güter in Schöftland an den Liegenschaftenhändler Isaak Wyler von Endingen, darunter auch das oben genannte Haus und einen zugehörigen zweistöckigen Fruchtspeicher. Als der Schlossherr die Liegenschaft 1870 wieder zurückkaufte, wurde das Speichergebäude nicht mehr aufgeführt. Andererseits ist im Brandkatastereintrag von 1876 im Zusammenhang mit einem Bauernhaus von Johann Jakob Maurer am Staudenrain erstmals von einem Speicher die Rede [3]. Mit grosser Wahrscheinlichkeit handelt es sich dabei um den ehemaligen Schlossspeicher, der offenbar um 1870 hierher versetzt wurde. Bei der neuerlichen Translozierung des Gebäudes an die Picardiestrasse 1991 mussten der eichene Schwellenkranz, die erdgeschossige Balkenlage sowie Teile der Wandfüllung und einige Laubenbüge ersetzt werden. Auch bei der Dachkonstruktion und der Laubenbrüstung handelt es sich weitgehend um eine Rekonstruktion, und die bestehenden Fensteröffnungen stammen ebenso aus jüngerer Zeit. |
Beschreibung: | Der Speicher erhebt sich als zweigeschossiger Bohlenständerbau mit rundum geführter Obergeschosslaube, geborgen unter einem ausladenden Satteldach mit Fusswalm. Das Wandgerüst besteht aus kräftigen, in den Schwellenkranz eingezapften Eckständern, die gleich wie die Türgerichte aus Eichenholz gefertigt sind. Die Wandfüllungen bestehen aus liegend eingenuteten Bohlen, zur Aussteifung dienen zwischen Ständer und Geschoss¬rähm eingespannte, verblattete Kopfhölzer. Als stilistische Besonderheit ist das in der Art eines Brustriegels reich profilierte Geschossrähm über der Eingangsfront zu erwähnen. Die in Gehrung gefügte Türrahmung des unteren Speichereingangs zeigt ebenfalls eine feine Profilierung. Die Türblätter sind aus stehenden Brettern gezimmert und von Gratleisten zusammengehalten; dasjenige am unteren Speichereingang ist mit Langbändern am Türgericht befestigt ist und bewahrt ein altes geschmiedetes Kastenschloss. Nebst schmalen Lüftungsschlitzen besitzt das Obergeschoss eine kleine Öffnung, die man mittels eines Schiebeladens auf der Innenseite verschliessen kann. Die grösseren Fensteröffnungen stammen allesamt aus jüngerer Zeit. Die Erschliessung des Obergeschosses erfolgt über eine rundum geführte Laube, welche auf kerbschnittartig beschnitzte Büge abgestützt ist. Über einen Treppenaufgang auf der östlichen Traufseite gelangt man zur oberen, traufseitigen Speichertür. Das grösstenteils erneuerte Dachgerüst ist eine Sparrenkonstruktion mit liegendem Stuhl und Aufschieblingen. |
Anmerkungen: | [1] Franz Kamber, Über die Herkunft des alten Speichers in Schöftland, in: Schöftler Nachrichten Nr. 3 (1991). [2] Staatsarchiv Aargau, BA.05.0079: Brandassekuranz Schöftland/Bezirksamt Kulm 1829; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0274-0277: Brandkataster Schöftland 1850-1938. [3] 1917 wurde die Liegenschaft von der seit 1890 in Schöftland engagierten Firma Bally übernommen. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung. |
Literatur: | - Heinz Baumann/Walter Widmer, Weisch no? Alte Photographien aus dem Ueker-, Suhren- und Ruedertal, Schöftland 1981, S. 61. - Kunstführer durch die Schweiz, Bd. 1, Bern 2005, S. 44. - Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 2, Baden 2002, S. 153 (Abb. 270). |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau, BA.05.0079: Brandassekuranz Schöftland/Bezirksamt Kulm 1829; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0274-0277: Brandkataster Schöftland 1850-1938. - Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar Schöftland, V-14 (Fotoaufnahmen vor der Versetzung 1991) |
Reproduktionsbestimmungen: | © Kantonale Denkmalpflege Aargau |
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URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=128353 |
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