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INV-ENN921 Sonnenbergstrasse 39, 1924-1925 (Dossier (Bauinventar))
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1924 - 1925 |
Grundlage Datierung: | Baugesuch |
Nutzungen: | 2004 Kinderkrippe |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Profane Wohnbauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Repräsentatives Wohnhaus, Villa |
Epoche / Baustil (Stufe 3): | Heimatstil |
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Dokumentation |
Autorschaft: | Hans Loepfe, Architekt, Baden |
Würdigung: | Stattliche Villa, die 1924/25 nach Plänen von Hans Loepfe erbaut wurde und durch ihre ebenso zurückhaltende wie gepflegte Architektur auffällt. Mit seiner klassizistisch strengen Gliederung, den neobarocken Formen und dem gewollt sparsamen Bauschmuck bildet das Gebäude einen zeittypischen Vertreter für die konservative Architektur der 1920er Jahre. Sowohl in seiner stilistischen Haltung wie auch in einigen Details bildet es ein direktes Pendant zur ebenfalls von Loepfe erbauten Villa Weinbergweg 5 (Bauinventarobjekt ENN922, vgl. insbesondere die räumliche Zuordnung von Halle und Treppe und die analoge Ausbildung von Detailformen der Ausstattung). Das heute als Kinderkrippe genutzte Wohnhaus ist innen wie aussen weitgehend im ursprünglichen Zustand erhalten und besitzt neben der Ausstattung der Wohnräume auch noch die bauzeitlichen Fenster samt Vorfenstern, womit ihm ein hoher baugeschichtlicher Zeugenwert zukommt. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Das herrschaftliche Wohnhaus wurde 1924/25 für den Ingenieur Guido Conti, Direktor der Brown Boveri & Co. (BBC) in Baden, erbaut [1]. Architekt war Hans Loepfe (1887-1977), der wenig später zu einem sehr bekannten und dem wohl meistbeschäftigten Architekten Badens wurde; die Ausführung lag bei Baumeister Hermann Mäder [2]. Bereits 1931 erfolgte ein Dachstockausbau mit zusätzlicher Gaube (Baumeister Hermann Mäder) [3]. Ein Nebengebäude mit Garagen und Dienstenwohnung wurde nach Ausweis seiner Bauformen um 1940/50 errichtet. Es bewirkte, dass sich das Grundstück seither zur rückwärtig gelegenen Schlösslistrasse hin orientiert. Aussen wie innen kaum verändert, beherbergt die bis dahin als Wohnhaus genutzte Villa seit 2004 ohne bauliche Veränderungen eine Kinderkrippe [4]. |
Beschreibung: | Die stattliche Villa liegt, zurückhaltend situiert und vom hohen Baumbestand des eigenen wie der Nachbargrundstücke nahezu verborgen, zwischen Sonnenberg- und Schlösslistrasse. Es handelt sich um einen typischen Vertreter für eine gepflegte konservative Architektursprache der 1920er Jahre, die sich an einem klassizistischen strengen, formal reduzierten Neobarock orientiert. Der streng axialsymmetrisch gegliedert zweigeschossige Baukörper liegt unter einem steilen und hohen Walmdach, dem der tiefliegende Knick eine hutförmige Erscheinung gibt. Die Fassaden sind mit Rauhputz versehen; die Fenster sitzen in streng geformten Kunststeingewänden. Erhalten sind am ganzen Haus die bauzeitlichen, neobarock eng gesprossten Fenster samt querrechteckig gesprossten Vorfenstern, desgleichen die Jalousieläden, die wohl bereits ursprünglich am Erdgeschoss eine engere Jalousienfolge zeigten als am Obergeschoss. Zur westlich gelegenen Sonnenbergstrasse, von der ursprünglich der Zugang erfolgte, wendet sich die dreiachsige Gartenfassade. Das Erdgeschoss öffnet sich über drei schlank proportionierte französische Fenster, von denen allerdings nur das mittlere als Gartenausgang mit Freitreppe ausgebildet ist. In die Gewände der beiden seitlichen sind hingegen von Medaillons besetzte, steinfarben gehaltene Brüstungen eingestellt. Identisch gestaltet sind an den drei Fenstern auch die bis zum Bodenniveau reichenden Jalousieläden. Im Obergeschoss ist die Mittelachse durch einen Balkon betont, der auf wuchtigen Kunststeinkonsolen ruht und ein streng gestaltetes, leicht gebauchtes Geländer besitzt und dem im Dach eine kleine Giebellukarne antwortet. Seitlich liegen zwei Einzelfenster mit gedrungeneren Proportionen. In zeittypischer Weise wird die Front durch zwei seitliche Fallrohre mit sorgfältig gestalteten, kelchförmigen Rinnenkasten gerahmt. Eine einfache Gesimsleiste und eine verbretterte Untersicht bilden die Überleitung zum Dach, das noch die ursprüngliche Biberschwanzeindeckung aufweist. In zeittypischer Weise an der Rückfront des Gebäudes liegt der Hauseingang. Dieser ist als Rechtecköffnung mit schlichtem Gewände zurückhaltend gestaltet und wird nur von zwei Putzlisenen mit karniesförmig profiliertem Gebälkstück gerahmt; eine kurze Freitreppe dient zur Erschliessung. Über dem Hauseingang liegt in der Mittelachse des Obergeschosses ein Einzelfenster mit Jalousieläden. Seitlich schliessen auf beiden Stockwerken zwei Achsen schartenförmiger Fenster an, welche den geschlossen Charakter der Rückfront betonen und im Erdgeschoss geometrisch stilisierte Gitter besitzen. Einfacher gestaltet sind die beiden Seitenfassaden nach Norden und Süden, die Einzelfenster in zwei Achsen aufweisen. Die Südfassade besitzt einen eigenen Gartenausgang in Form eines französischen Fensters. Im Dachsitzt hier eine kurz nach der Fertigstellung 1931 ergänzte, querrechteckige Lukarne mit zwei Einzelfenstern. Im Inneren öffnet sich der Hauseingang über einen Windfang auf eine zentral gelegene Treppenhalle, welche die Zimmer des Erdgeschosses erschliesst. Unter sich durch breite Schiebetüren verbunden, liegen an der Gartenfront des Hauses Wohn- und Esszimmer, in der südöstlichen Gebäudeecke die mit einem eigenen Gartenausgang ausgestattete Küche. In sämtlichen Wohnräumen haben sich die bauzeitlichen, differenziert gestalteten Parkettböden wie auch gepflegte Sockelleisten, Türgewände und verglaste Zimmertüren sowie geometrisch verzierte Radiatorengitter erhalten, in der Halle zeittypische sechseckige Klinkerplatten. Die über Eck geführte Treppe schneidet im Obergeschoss in den analog zur Halle situierten Vorplatz ein. Sie besitzt ein durchgehendes, auch im Obergeschoss fortgeführtes Geländer, dessen ebenso qualitätvolle wie auffällige Gestaltung in Zackenformen wohl als expressionistisch inspirierte Abwandlung von Brettbalustern zu deuten ist. Die Obergeschossräume besitzen ebenfalls noch ihre bauzeitliche, hier etwas einfacher gehaltene Ausstattung mit Türen samt Gewänden und einfachen Gipsdecken mit Hohlkehle. Die Böden sind teilweise unter jüngeren Belägen verborgen. Die bauzeitlichen Einrichtungen hat gröstenteils auch das Bad bewahrt. Der Dachraum enthält mehrere Mansarden. Der umgebende Garten ist zur etwas tiefer gelegenen Sonnenbergstrasse hin mit einer Stützmauer abgeschlossen, die in einer Rundbogenöffnung den ursprünglichen Hauptzugang zum Grundstück fasst. Südöstlich des Hauses liegt auf einer nur über Eck mit dem Grundstück verbunden Parzelle an der Schlösslistrasse ein nachträglich entstandenes Nebengebäude (nicht Bestandteil des Schutzumfangs) mit Garagen und Dienstenwohnung, das seither als Portalbau zum Haus dient und so dessen herrschaftlichen Charakter unterstreicht. Es ist in den typischen Heimatstilformen der 1940er Jahre gehalten und wird von einem flach geneigten Satteldach abgeschlossen. |
Anmerkungen: | [1] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0042; Brandkataster Gemeinde Ennetbaden, 1899-1938 [angelegt 1922 oder 1923]; zu Guido Conti vgl. Schweizerische Bauzeitung, Bd. 126 (1945), S. 12 (Nekrolog). [2] Gemeinde Ennetbaden, Baugesuchsarchiv; Baupläne, April 1924, gez. Hans Loepfe sowie (nachträglich) Hermann Mäder. [3] Gemeinde Ennetbaden, Baugesuchsarchiv; Umbau, 1931. [4] Gemeinde Ennetbaden, Baugesuchsarchiv; Nutzungsänderung, 2004. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung. |
Literatur: | - Schweizerische Bauzeitung, Bd. 126 (1945), S. 12 (Nekrolog Bauherr). |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0042; Brandkataster Gemeinde Ennetbaden, 1899-1938 [angelegt 1922 oder 1923]. - Gemeinde Ennetbaden, Baugesuchsarchiv; Bau- und Umbaupläne. |
Reproduktionsbestimmungen: | © Kantonale Denkmalpflege Aargau |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=129034 |
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