INV-ENN922 Villa Weinbergweg 5, 1925-1927 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-ENN922
Signatur Archivplan:ENN922
Titel:Villa Weinbergweg 5
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Südwesten (2014)
Bezirk:Baden
Gemeinde:Ennetbaden
Adresse:Weinbergweg 5
Versicherungs-Nr.:318
Parzellen-Nr.:234
Koordinate E:2666211
Koordinate N:1259456
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2666211&y=1259456

Chronologie

Entstehungszeitraum:1925 - 1927
Grundlage Datierung:Baugesuch

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Repräsentatives Wohnhaus, Villa
Epoche / Baustil (Stufe 3):Heimatstil

Dokumentation

Autorschaft:Hans Loepfe, Architekt, Baden
Würdigung:Stattliche neobarocke Villa von 1925-27, deren kompakter Baukörper von einem hohen Mansardwalmdach abgeschlossen wird. Das für Henri Niesz, den späteren Direktor der Badener Motor Columbus AG, errichtete Wohnhaus ist ein Frühwerk des bedeutenden Badener Architekten Hans Loepfe [1], der Villen in ähnlichen Neobarockformen auch etwa am Ländliweg 11 und am Schlossbergweg 6 in Baden [2] sowie an der Sonnenbergstrasse 39 in Ennetbaden (Bauinventarobjekt ENN921) erbaute. Im Vergleich zu den genannten Badener Beispielen fallen die Villen in Ennetbaden durch ihre strengeren Formen auf, die im Sinn der beginnenden Moderne geometrisch reduziert sind und die beiden Bauten damit als wichtige Werke für die konservative Architektur der 1920er Jahre ausweisen. Aussergewöhnlich ist der Erhaltungszustand der Villa, die sich am Äusseren wie auch mit ihrer inneren Ausstattung noch weitgehend im ursprünglichen Zustand zeigt. Durch die geschickte Terrassierung des Hangs und die von Rundbogenarkaden abgeschlossenen Substruktionen des Sockelgeschosses tritt der Bau, der bis heute das Siedlungsgebiet von Ennetbaden zu den Rebhängen hin begrenzt, auch im Fernblick prominent in Erscheinung, womit ihm ein erheblicher Situationswert zukommt.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die 1926/27 erbaute Villa ist ein vergleichsweise frühes Werk von Hans Loepfe (1887-1977), des bekannten und im mittleren 20. Jh. wohl meistbeschäftigten Badener Architekten [2]. Bauherr war der Ingenieur Henri Niesz, damals Mitglied der Geschäftsleitung und später Direktor der Motor Columbus AG in Baden [3]. Später wohnte in dem Gebäude seine Tochter Anita Niesz (1925-2013), die als Fotografin vor allem für die Zeitschriften „Du“ und „Werk“ einige Bekanntheit erlangte [4].
Beschreibung:Die stattliche neobarocke Villa erhebt sich am steil abfallenden Hang, wo sie an prominenter Lage unmittelbar unterhalb des Rebhangs bis heute den oberen Siedlungsrand von Ennetbaden begrenzt. Der mächtige und kompakt wirkende Baukörper, dessen imposante Erscheinung durch die geschickte Terrassierung des Terrains noch gesteigert wird, erhebt sich zweigeschossig auf einem hohen, bergseits in das Terrain eingetieften Sockel. Er wird von einem hochragenden Mansardwalmdach abgeschlossen, das ein weiteres Vollgeschoss enthält. Sein First ist von zwei weithin sichtbaren Kaminen mit auffälligen, nach oben erweiterten Hüten besetzt. Die als Hauptschauseite zum Ennetbadener Talkessel gewandte Südfassade ist streng symmetrisch von drei Achsen gegliedert, die im Erdgeschoss mit Türen zur umlaufenden Gartenterrasse besetzt sind, während das Obergeschoss einen mittigen Balkon mit entsprechender Tür und zwei seitliche Einzelfenster zeigt. Die Fenster werden von zeittypisch strengen, gefalzten Kunststeingewänden gefasst, die im Erdgeschoss von blockförmigen Schlusssteinen besetzt sind. Das Mansarddach trägt drei Lukarnen, von denen die zentrale etwas breiter ausgebildet und mit zwei seitlichen Voluten versehen ist, was zusammen mit dem darunter gelegenen Balkon eine subtile Betonung der Mittelachse bewirkt. Hier wie auch an den anderen Fassaden haben sich die querrechteckig gesprossten, bauzeitlichen Fenster samt Vorfenstern und hölzernen Jalousieläden vollständig erhalten. Der Sockel, der durch seine grössere Grundfläche als eigener Baukörper in Erscheinung tritt, ist zum Tal hin als offene Halle mit fünfjochiger Rundbogenarkade ausgebildet. Diese ruht auf Quadratpfeilern, die sich in expressionistischer Manier der 1920er Jahre nach oben konisch erweitern. Darüber liegt eine Gartenterrasse mit bauzeitlichem, punktuell von ornamentierten Blumenkästen besetzten Eisengeländer.
Analog der Hauptfassade gegliedert sind die beiden Schmalseiten des Hauses. Sie zeigen Einzelfenster und Gartentüren in zwei Achsen, denen im Mansardgeschoss wiederum Lukarnen antworten. Der Hauseingang liegt an der nach Norden und zum Hang gewandten Rückfassade. Er nimmt hier die Mittelachse der nur spärlich befensterten und damit umso massiver wirkenden Erdgeschossfront ein und wird seitlich wiederum streng axialsymmetrisch von zwei Fensterchen flankiert. Das sorgfältig gestaltete Kunststeingewände des Hauseingangs ist in den geschrägten Laibungen in Anspielung auf das ehemalige Rebgelände mit Weinranken in zeittypischen Heimatstilformen geschmückt. Es trägt noch die bauzeitliche, zweiflüglige Tür mit geometrisch stilisierten und von Blüten besetzten Vergitterungen. Ein zeittypisches Element ist das diagonal gestellte, in einem Stern endende Rautenmuster der Gitter an den beiden seitlich flankierenden Fensterchen. Das Dach besitzt noch seine ursprüngliche Eindeckung mit Biberschwanzziegeln.
Im Inneren öffnet sich der Hauseingang auf einen Windfang, den eine zweiflüglige Schwenktür von der grosszügigen Halle trennt. An diese schliessen im Erdgeschoss Wohn- und Esszimmer an der Südseite, ein Büro an der Westseite und die Küche in der Nordostecke des Hauses an. Die Wohnräume zeigen Stuckdecken in zeittypisch reduzierten, durch Zackenformen angereicherten neobarocken Motiven. Im Büro wird die Nordwand von einem sorgfältig gestalteten, eingebauten Bücherschrank eingenommen. In der Küche haben sich u.a. mit einem verglasten Buffet ebenfalls Teile der bauzeitlichen Ausstattung erhalten.
Aus der Halle führt eine Treppe mit Richtungswechsel ins Obergeschoss. Sie besitzt ein Geländer mit stilisierten, ebenfalls zeittypisch zackig ausgestalteten Brettbalustern, die sich auch am Vorplatz des Obergeschosses fortsetzen. Dieser besitzt an der Ostseite einen Wandschrank in gebeiztem Weichholz, der nahtlos in die seitlich anstossenden Türen übergeht. Die einzelnen Zimmer sind entsprechend etwas einfacher gehalten, zeigen aber ebenfalls Decken mit gegipsten Hohlkehlen und teilweise Wandschränke. Eine Rarität ist das in bauzeitlichen Formen erhaltene Badezimmer mit einer alkovenartigen, korbbogig überwölbten Badewannennische. Die Mansardenzimmer im zweiten Obergeschoss besitzen noch die bauzeitlichen Waschbecken samt Armaturen.
Eine gestalterische Einheit mit dem Haus bildet der wegen der Steilheit des Hangs terrassierte, mit Bäumen und Buschwerk bepflanzte Garten, in dem ein Fussweg bis zum Hauseingang an der Rückfront führt.
Anmerkungen:[1] Gemeinde Ennetbaden, Baugesuchsarchiv, Baupläne 1925; Inventar Ennetbaden 1996.
[2] Vgl. Stadt Baden. Baudenkmäler, S. 45, Stadt Baden. Inventarobjekte, S. 176.
[3] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0042; Brandkataster Gemeinde Ennetbaden, 1899-1938; zu Henri Niesz vgl. Historisches Lexikon der Schweiz: http://www.hls-dhs-dss.chD29606.php.
[4] Zu Anita Niesz vgl. Anita Niesz. Fotografien, Ausstellungskatalog Aargauer Kunsthaus, Aarau, Bern 1989 sowie http://www.fotostiftung.ch/de/sammlungen-archive/archive-nachlaesse/anita-niesz/ .
Erwähnung in anderen Inventaren:- Gemeinde Ennetbaden. Inventar schützenswerter Bauten, bearbeitet von Claudio Affolter, 1996.
- ICOMOS. Liste historischer Gärten und Anlagen der Schweiz, Kanton Aargau, Ennetbaden 4026-8.
Literatur:- Historisches Lexikon der Schweiz, Art. 'Henri Niesz': http://www.hls-dhs-dss.chD29606.php (Bauherr).
- Anita Niesz. Fotografien, Ausstellungskatalog Aargauer Kunsthaus, Aarau, Bern 1989 (Bewohnerin).
Quellen:- Gemeinde Ennetbaden, Baugesuchsarchiv; Baupläne 1925.
- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0042; Brandkataster Gemeinde Ennetbaden, 1899-1938.
- Stadt Baden. Verzeichnis der Baudenkmäler [bearbeitet von Fabian Furter und Patrick Schoeck, 2013], S. 45 (Vergleichsobjekt).
- Stadt Baden. Verzeichnis der Inventarobjekte [bearbeitet von Fabian Furter und Patrick Schoeck, 2013], S. 176 (Vergleichsobjekt).
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=129035
 

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