INV-TUR905 Kosthaus Brunnenweg 1, 1873 (ca.) (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-TUR905
Signatur Archivplan:TUR905
Titel:Kosthaus Brunnenweg 1
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Südosten (2015)
Bezirk:Baden
Gemeinde:Turgi
Adresse:Brunnenweg 1
Versicherungs-Nr.:66
Parzellen-Nr.:52
Koordinate E:2661284
Koordinate N:1260669
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2661284&y=1260669

Chronologie

Entstehungszeitraum:approx. 1873
Grundlage Datierung:Literatur

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Kosthaus

Dokumentation

Würdigung:Kosthaus der Spinnerei von Heinrich Bébié, das im mittleren 19. Jahrhundert errichtet wurde. Trotz starker Veränderungen durch einen jüngeren Umbau sind die wesentlichen Elemente des Bautypus an dem Gebäude ablesbar geblieben. Zusammen mit dem älteren, unmittelbar benachbarten „Langhaus“ (Bauinventarobjekt TUR904) veranschaulicht das Gebäude den Wandel in der Typologie der Kosthäuser, der um die Mitte des 19. Jahrhunderts weg vom Reihenhaustyp und hin zur Anlage von Geschosswohnungen führte. Damit ist es für die Industriegeschichte von Turgi von erheblicher bautypologischer Bedeutung.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Ein zweites Kosthaus in Nachbarschaft zum „Langhaus“ dürfte nach seinen Bauformen um die Mitte des 19. Jh. entstanden sein. Im Brandkataster von 1875 wird das Gebäude als bestehend erwähnt [1]. Es gehörte zum Firmenteil von Heinrich Bebié, der ebenso wie sein Bruder Rudolf nach Streitigkeiten im Jahr 1842 jeweils die Hälfte des zuvor gemeinsamen Unternehmens übernommen hatte (vgl. Bauinventarobjekt TUR906). Nach dem Tod von Heinrich ging es zusammen mit der Firma an dessen Sohn Edmund über. Ab 1873 war im Gebäude das Verkaufslokal des damals gegründeten Konsumvereins Turgi-Vogelsang-Stroppel-Würenlingen untergebracht [2].
1992-94 wurden die Wohnungen durch die ABB Immobilien AG als damaliger Eigentümerin durchgreifend renoviert und in der Folge im Stockwerkeigentum an Private verkauft.
Beschreibung:Das zweite, jüngere Kosthaus steht unmittelbar nördlich des „Langhauses“. Wie dieses ist es quer zur Bahnhofstrasse und damit parallel zu den Fabrikgebäuden an der Limmat ausgerichtet, wenn auch in zurückversetzter und damit etwas weniger prominenter Lage. Der verputzte Mauerbau ist in einfachsten spätklassizistisch-biedermeierlichen Formen gehalten und wird von einem flach geneigten Satteldach abgeschlossen. Mit seinen drei Geschossen samt Kniestock, die von drei auf sieben Fensterachsen gegliedert werden, ist das Gebäude im Verhältnis zum „Langhaus“ deutlich kompakter und etwas höher. Typologisch handelt es sich damit um einen Vertreter einer jüngeren Generation von Kosthäusern, die sich nach der Jahrhundertmitte verbreiteten und sich von der älteren Generation durch die Aufteilung in Geschosswohnungen mit gemeinsamem Treppenhaus unterschieden [3]. Der Eingang zum Treppenhaus liegt mittig in der der nördlichen Traufseite. Einzige Schmuckform bilden die zeittypischen Lünetten (Halbrundfenster) in den Giebelfeldern.
Durch den Umbau von 1992 zeigt sich das Gebäude heute deutlich stärker verändert als das „Langhaus“. So wurden beide Stirnseiten jeweils in der Mittelachse mit Balkonen auf durchgehenden Stahlstützen versehen. Vor der südlichen Traufseite, deren Fenster als Gartenausgänge geöffnet wurden, stehen Pergolavorbauten gleichfalls aus Stahl.
Das Innere wurde beim Umbau von 1992 weitgehend neu gestaltet und entspricht auch in der Raumstruktur nicht mehr dem bauzeitlichen Zustand [4].
Anmerkungen:[1] Geschichtliches nach Dobler 2016, mit Verweis auf Quellen und ältere Literatur (inbes. Brandkataster Gemeinde Turgi, 1875-1898); zur Geschichte des Unternehmens vgl. Hoegger Kdm AG VII S. 132-134.
[2] Haller / Haller 1984, S. 108.
[3] Dobler 2016.
[4] Gemäss Dobler 2016.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
- Gemeinde Turgi. Kommunales Inventar Bauten und Anlagen, bearbeitet durch das Büro Arcoplan, 1993, Nr. 12.2.
Literatur:- Adolf und Jürg Haller, Chronik von Turgi. Festschrift zum hundertjährigen Bestehen der Gemeinde Turgi, Turgi 1984, S. 108.
- Peter Hoegger, Die Landgemeinden des Limmattals, des Surbtals, des Aaretals und des Unteren Reusstals sowie das Kloster Fahr (Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Band VII), Basel 1995, S. 132f. (zur Unternehmung), 144.
Quellen:- Heiko Dobler, Leben für die Fabrik. Kosthäuser der frühen Industrialisierung im Kanton Aargau, unpublizierte MAS-Arbeit, BFH Burgdorf, Fertigstellung 2016.
- Gemeinde Turgi, Baugesuchsarchiv; Umbau 1992.
- Gemeinde Turgi, Archiv; Brandkataster Gemeinde Turgi, 1875-1898.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=129077
 

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