INV-TUR907 Verwaltungsgebäude Kappeler, 1830 (ca.) (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-TUR907
Signatur Archivplan:TUR907
Titel:Verwaltungsgebäude Kappeler
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Nordwesten (2015)
Bezirk:Baden
Gemeinde:Turgi
Adresse:Spinnereistrasse 10a, b, c, d, e
Versicherungs-Nr.:86, 687, 688, 689, 690
Parzellen-Nr.:760, 761, 762, 763, 764
Koordinate E:2661540
Koordinate N:1260880
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2661540&y=1260880

Chronologie

Entstehungszeitraum:approx. 1830
Grundlage Datierung:Literatur

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:TUR906, 908, 909
Nutzung (Stufe 1):Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bürohaus, privates Verwaltungsgebäude
Epoche / Baustil (Stufe 3):Biedermeier

Dokumentation

Würdigung:Aus der Gründungszeit der Spinnerei stammendes ehemaliges Verwaltungshaus, das seit der Teilung der Fabrik im Jahr 1842 zum Firmenteil Kappeler-Bebié gehörte. Der langgestreckte, streng symmetrisch durchgebildete Biedermeierbau bewahrt die wesentlichen Elemente seiner äusseren Erscheinung. Das Innere hingegen ist durch den Umbau in fünf vertikal organisierte Wohnungen umgestaltet, wofür an der Nordfassade vier zusätzliche Eingänge geschaffen wurden. Zusammen mit seinem weiter westlich auf gleicher Achse gelegenen Pendant, mit dem mächtig aufragenden Fabrikgebäude und weiteren Bauten (Bauinventarobjekte TUR906-909) bildet das Gebäude einen wesentlichen Bestandteil des alten Spinnereiareals, das neben der Kunz'schen Spinnerei in Windisch (Denkmalschutzobjekte WIN018-022, Bauinventarobjekte WIN909-913) als einer der frühesten und besterhaltenen Fabrikkomplexe in der Industriegeschichte des Aargaus eine besondere Stellung einnimmt.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Nachdem der Spinnereibesitzer Heinrich Bebié aus Oberengstringen 1826 auf die noch unbesiedelte Limmatschlaufe von Turgi aufmerksam geworden war, begannen seine Söhne Heinrich jun., Kaspar und Rudolf noch im gleichen Jahr mit dem Bau der Fabrik, die in der Folgezeit rasch zu einer umfangreichen Anlage erweitert wurde [1]. Aus der Gründungszeit der Spinnerei sind auch zwei Verwaltungshäuser erhalten, die sich parallel zum Fabrikgebäude auf der Dorfseite erstrecken (vgl. auch Bauinventarobjekt TUR908). Das hier beschriebene östliche Verwaltungsgebäude gehörte seit der Firmenteilung 1842 zum Betrieb von Rudolf Bebié, mit dem es 1855 in den Besitz von Ludwig Kappeler überging. Dieser vererbte das Unternehmen (Firmenname: L. Kappeler-Bebiés Erben) an Peter Zai, der mit seiner Familie das Obergeschoss des Gebäudes bis zur Fertigstellung der Villa „Sonnenschein“ (Bauinventarobjekt TUR914) als Fabrikantenwohnhaus nutzte.
Gleichzeitig mit seinem auf der Westseite gelegenen Pendant wurde das Verwaltungsgebäude um 1985 renoviert. Ein Richtplan von 1992 sah für das ehemalige Spinereiareal zunächst eine reine Gewerbenutzung vor. 2002 wurde das Areal mit einer Teiländerung der kommunalen Bau- und Nutzungsordnung auch für eine Wohnnutzung geöffnet, wobei die sämtlich unter kommunalem Schutz stehenden ehemaligen Industriegebäude gemäss einem neuen Richtplan (Architheke Architekten, Brugg für ABB Immobilien AG, Baden) durch mehrere, gestalterisch vom Bestand abgesetzte Neubauten ergänzt werden sollten [2]. Nach diesen Vorgaben entstanden im Bereich zwischen den beiden ehemaligen Verwaltungsgebäuden drei Mehrfamilienhäuser; gleichzeitig wurde das hier beschriebene Verwaltungsgebäude Kappeler-Bebié durch reihenhausartige Unterteilung zu Wohnzwecken umgebaut (Rolf Graf & Partner Architekten, Baden).
Beschreibung:Das ehemalige Verwaltungsgebäude steht firstparallel auf der Südseite des grossvolumigen Fabrikgebäudes, wo es mit seinem weiter westlich in gleicher Achse errichteten Pendant korrespondiert. Der zweigeschossige Biedermeierbau, der durch sein langgestrecktes Gebäudevolumen auffällt, trägt ein leicht geknicktes Giebeldach. Er wird von 13 auf 3 Achsen gefalzter Rechteckfenster gegliedert, die in der für den Industriebau typischen Weise monoton über die verputzten Fronten verteilt sind. Die zur Fabrik gewandte Nordfassade verfügt über ein axial angelegtes spätklassizistisches Portal mit charakteristischer Gesimsbekrönung. Die zugehörige, aus Muschelkalkplatten gefügte zweiläufige Treppe bewahrt das originale Gusseisengeländer. Am Fuss des einen Treppenlaufs steht ein in Muschelkalk gehauener, schöner Nischenbrunnen mit querovalem, kelchförmigem Trog und massigem Stock.
Beim Umbau in ein Wohnhaus wurden vier ehemalige Fenster unter Erhaltung ihrer ursprünglichen Gewände zu Türen erweitert, weshalb das Gebäude heute als Reihenhaus von fünf Wohneinheiten erscheint, an dessen Fassade sich jeweils eine Tür mit zwei Einzelfenstern abwechselt. Die dadurch notwendig gewordenen Zugangstreppen sind als Stahlkonstruktionen ausgeführt, wodurch die Umgestaltung ablesbar bleibt. Ein massiver gestaltetes Fenstergewände in der östlichen Haushälfte stammt von einem später vermauerten Nebeneingang.
An der prominenteren, zum Zugang gerichteten westlichen Giebelfront sind sämtliche Fensteröffnungen mit fein profilierten Gesimsbekrönungen ausgezeichnet. Wahrscheinlich befand sich hier auch die frühere Fabrikantenwohnung. Das Giebelfeld besitzt wie auch jenes an der Ostseite ein zeittypisches, rundbogiges Zwillingsfensterchen. Die Südfassade wendet sich mit einem Mittelrisalit zum Garten, der heute unter die einzelnen Wohnungen aufgeteilt und von diesen direkt zugänglich ist. Zu beiden Seiten des Mittelrisalits öffnen sich seit dem Umbau zwei durchgehende Dachaufbauten zur Belichtung des ausgebauten Dachgeschosses. Ein axial angelegter Springbrunnen war einst Bestandteil einer Gartenanlage, von der aus ein pfeilgerader Fussweg nach der 250 m weiter südlich gelegenen Villa Zai („Sonnenschein“) führte (vgl. Katasterplan von 1901). Von diesem ist noch eine Treppenanlage an der nahen Geländeterrasse übrig geblieben (Bauinventarobjekt TUR925).
Im Inneren führte ursprünglich ein mittig angelegtes Treppenhaus in das Obergeschoss, dessen Räume durch einen der Nordfassade entlanglaufenden Korridor erschlossen wurden. Durch den Umbau in fünf vertikal organisierte Wohneinheiten ist die Raumstruktur heute stark verändert.
Anmerkungen:[1] Vgl. zur Geschichte der Fabrik Hoegger Kdm AG VII 1995, S. 132f. und den Eintrag zum Fabrikgebäude (Bauinventarobjekt TUR906).
[2] Akten im Archiv der Kantonalen Denkmalpflege; zu den Neubauten verweben 2014, S. 40-43.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
- Gemeinde Turgi. Kommunales Inventar Bauten und Anlagen, bearbeitet durch das Büro Arcoplan, 1993, Nr. 7.2.
Literatur:- Peter Hoegger, Die Landgemeinden des Limmattals, des Surbtals, des Aaretals und des Unteren Reusstals sowie das Kloster Fahr (Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Band VII), Basel 1995, S. 132f., 143.
- Verweben. Siedlungsentwicklung und historische Identität in der Gemeinde Turgi, hrsg. von der Gemeinde Turgi, Turgi 2014, S. 44-47.
Quellen:- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Denkmalschutzakten: Richtplan und BNO-Teiländerung 2002.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotoarchiv.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=129079
 

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