INV-TUR928 Poststrasse 4, 1899 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-TUR928
Signatur Archivplan:TUR928
Titel:Poststrasse 4
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Nordwesten (2015)
Bezirk:Baden
Gemeinde:Turgi
Adresse:Poststrasse 4
Versicherungs-Nr.:56
Parzellen-Nr.:80
Koordinate E:2661421
Koordinate N:1260585
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2661421&y=1260585

Chronologie

Entstehungszeitraum:1899
Grundlage Datierung:Brandkataster

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Wohnhaus
Epoche / Baustil (Stufe 3):Historismus

Dokumentation

Autorschaft:Otto Dorer, Architekt, Baden
Würdigung:Villenartiges Wohngebäude von 1899, das nach Plänen des Badener Architekten Otto Dorer erbaut wurde und lange als Arztwohnhaus diente. In einer für die späthistoristische Wohnhausarchitektur charakteristischen Weise ist die Strassenfassade unregelmässig gegliedert und zeigt neben einem Giebel mit gestufter Spitze ein turmartig überhöhtes Treppenhaus mit steilem Pyramidendach. Zeittypische Elemente sind ausserdem die in Sichtbackstein ausgeführten Entlastungsbögen, welche die Fassaden auch farblich akzentuieren. Gestalterisch bildet das Haus damit das etwas kleinere Pendant zur ein Jahr zuvor vom selben Architekten erbauten Villa „Trautheim“ an der Bahnhofstrasse (Bauinventarobjekt TUR916). Aussen wie innen weitgehend intakt erhalten, kommt ihm ein erheblicher baugeschichtlicher Zeugenwert zu. Als Teil des Villenquartiers östlich der Bahnhofstrasse ist es zudem von ortsbaulicher Bedeutung.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das villenartige Wohnhaus wurde 1899 durch den Badener Architekten Otto Dorer erbaut [1]. Bauherrschaft waren gemäss Brandkataster die Inhaber der Textilfabrik Kappeler-Bebiés Erben. Bereits 1901 ging die Liegenschaft in den Besitz der Arztfamilie Dr. Joseph Heer-Attenhofer über, worauf sie lange Jahre als Wohnhaus und Praxis des Dorfarztes von Turgi diente [2].
Nach Ausweis der Bauformen um 1940-60 zu datieren ist der Umbau der ehemaligen Praxisräume im Erdgeschoss zu Wohnzwecken. 1999 wurde das Dachgeschoss ausgebaut.
Beschreibung:Das zweigeschossige, in einem Gartengrundstück gelegene Wohnhaus ist Teil des Villenviertels östlich der Bahnhofstrasse. Es handelt sich um einen verputzten Mauerbau in späthistoristischen Formen, der an seiner Schauseite in zeittypischer Art asymmetrisch-„malerisch“ gegliedert ist. Die zur Poststrasse gewandte Westfassade besitzt auf ihrer linken Seite einen einachsigen Quergiebel mit gestufter Spitze, wie sie vergleichbar auch am Nachbarhaus Poststrasse 6 erscheint (Bauinventarobjekt TUR929). Zur Mitte hin schliesst das turmartig gestaltete Treppenhaus, das von einem steilen Pyramidenhelm bekrönt wird. Es vermittelt zum Hauptbaukörper, der auf zurückspringender Flucht die rechte Fassadenhälfte bildet und von einem hohen Walmdach mit tiefliegendem Knick abgeschlossen wird. Die Einzelfenster sitzen in breiten, geohrten Steingewänden, welche noch die bauzeitlichen Jalousieläden tragen. Sie werden von Entlastungsbögen in Sichtbackstein überhöht, denen im gleichen Material ein umlaufendes Gesimsband auf Sturzhöhe des Obergeschosses antwortet. Die zweiachsige rechte Fassadenhälfte nimmt im einspringenden Winkel neben dem Treppenhaus den von einem Vordach geschützten Hauseingang auf. Dieser wird von einer längs zur Fassade geführten Freitreppe mit bauzeitlichem Schmiedeeisengeländer erschlossen und besitzt noch das bauzeitliche, verglaste Türblatt mit Schmiedeeisengittern.
Die über Eck von der nahen Bahnhofstrasse her ebenfalls gut einsehbare zweiachsige Nordfassade ist im Bereich des strassenseitigen Quergiebelvorbaus leicht risalitiert und mit Doppelfenstern versehen; vom Vorsprung geschickt kaschiert werden die kleinformatigen Toilettenfensterchen. Symmetrisch gestaltet sind die zweiachsige Süd- und die dreiachsige, nach Osten gewandte Gartenfassade. Letztere besitzt in ihrer Mitte eine doppelgeschossige Gusseisenlaube mit bauzeitlichen Schmiedeeisengeländern (in den Fotografien teilweise zu Renovationszwecken demontiert). Das wohl schon ursprünglich verschieferte Dach zeigt eine jüngere Eindeckung mit Eternitplatten.
Im Inneren sind Erdgeschoss und erstes Obergeschoss, abgesehen von kleineren Umbauten, weitgehend original erhalten. Der Hauseingang öffnet sich auf einen Windfang, von dem aus separate Türen ins Treppenhaus und in die Erdgeschosswohnung führen. Ursprünglich bestand zudem ein direkter Eingang in die rechts anschliessende Arztpraxis. Die Erdgeschossräume sind um ein zentrales Entrée angeordnet, das vom Treppenhaus her belichtet wird. Es besass ursprünglich eine Glastür, um unter Umgehung der Arztpraxis die Obergeschosswohnung zu erreichen. Das Entrée und das in der Nordwestecke mit Ausblick zur Bahnhofstrasse plazierte Esszimmer verfügen über unterschiedliche, bauzeitliche Parkettböden, das Esszimmer zudem über Brusttäfer. Das zum Garten gewandte Wohnzimmer entstand durch Verbindung mehrerer Räume der ehemaligen Arztpraxis, nach Ausweis der Baumaterialien um 1940-60. Tür und Fenster zum Treppenhaus zeigen aufwendig geätzte, bauzeitliche Verglasungen. Im Treppenhaus selbst hat sich die ursprüngliche Holztreppe samt gedrechseltem Antrittspfosten erhalten, im Erdgeschoss ein farbig ornamentierter Zementplattenboden. Die analog zum Erdgeschoss gegliederte Obergeschosswohnung verfügt ebenfalls über Parkettböden, in einem Zimmer mit über Eck gestelltem Schachbrettmuster. In der ehemaligen Küche, die heute zu einem Bad umgebaut ist, hat sich ein Terrazzoboden erhalten. Das Dach ist heute zu Wohnzwecken ausgebaut.
Anmerkungen:[1] Hoegger Kdm AG VII 1995, S. 147. Dorer hatte in Turgi ein Jahr zuvor bereits die Villa „Trautheim“ (Bauinventarobjekt TUR916), der einige Jahre später die nahe gelegene „Villa Flora“ (Bauinventarobjekt TUR915) folgte.
[2] Staatsarchiv Aargau, CA. 0001/0064; Brandkataster Gemeinde Turgi, 1899-1938.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Gemeinde Turgi. Kommunales Inventar Bauten und Anlagen, bearbeitet durch das Büro Arcoplan, 1993, Nr. 20.
- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Literatur:- Peter Hoegger, Die Landgemeinden des Limmattals, des Surbtals, des Aaretals und des Unteren Reusstals sowie das Kloster Fahr (Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Band VII), Basel 1995, S. 147.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA. 0001/0064; Brandkataster Gemeinde Turgi, 1899-1938.
- Gemeinde Turgi, Baugesuchsarchiv; Umbau 1999.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=129100
 

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