INV-TUR929 Poststrasse 6, 1900-1901 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-TUR929
Signatur Archivplan:TUR929
Titel:Poststrasse 6
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Südwesten (2015)
Bezirk:Baden
Gemeinde:Turgi
Adresse:Poststrasse 6
Versicherungs-Nr.:156
Parzellen-Nr.:118
Koordinate E:2661411
Koordinate N:1260613
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2661411&y=1260613

Chronologie

Entstehungszeitraum:1900 - 1901
Grundlage Datierung:Literatur

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Wohnhaus
Epoche / Baustil (Stufe 3):Historismus

Dokumentation

Würdigung:Stattliches Mehrfamilienhaus aus den Jahren 1900/01, das sich mit seinen späthistoristischen Formen vor allem an der Neugotik orientiert. In der Art einer Villa gestaltet und in zeittypischer Weise unregelmässig gegliedert, wird der Baukörper von einer entsprechend vielfältigen Dachlandschaft abgeschlossen. Bemerkenswert sind die sorgfältig profilierten, in ihren Formen variierten Hausteingewände an Türen und Fenstern. Als Teil des Villenquartiers östlich der Bahnhofstrasse ist das Gebäude zudem von ortsbaulicher Bedeutung.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das Mehrfamilienhaus wurde gemäss Angabe im Brandkataster in den Jahren 1900/01 für Witwe Stahel erbaut [1]. Später ging das Gebäude als Angestelltenwohnhaus an die elektrochemische Fabrik in der „Schiffmühle“ über [2].
2001/02 erfolgte ein Innenumbau, bei dem vor allem die Raumstruktur des Erdgeschosses starke Veränderungen erfuhr.
Beschreibung:Das als Mehrfamilienhaus errichtete Gebäude bildet mit seinem Garten Teil des Villenquartiers östlich der Bahnhofstrasse. Es handelt sich um einen Bau des Späthistorismus, der in seinen Einzelformen der Neugotik verpflichtet ist und sich an die zeitgenössische Villenarchitektur anlehnt. In zeittypischer Weise ist der verputzte Mauerbau durch Vorbauten asymmetrisch-„malerisch“ gegliedert und besitzt eine entsprechend differenzierte Dachlandschaft. Akzente bilden die sorgfältig profilierten, geohrten Tür- und Fenstergewände, die mit einer gotischen Kehlung ausgestattet sind und schon ursprünglich Rolläden besassen.
Hauptschauseite ist die zur Poststrasse gewandte Übereckansicht aus Südwesten. Dem zweigeschossigen Hauptbaukörper, der sich über quadratischem Grundriss erhebt und von einem gekappten Zeltdach abgeschlossen wird, ist, von hier prominent sichtbar, auf der Südseite ein Quertrakt vorgebaut. Dieser wird von einem steilen Giebel abgeschlossen, der an seiner Spitze ein ähnliches Stufenmotiv zeigt wie das Nachbarhaus Poststrasse 4 (Bauinventarobjekt TUR928). Die Mittelachse des Quertrakts ist mit gotischen Drillingsfenstern versehen, wobei jenes im Dachgeschoss durch seinen segmentbogigen Abschluss auffällt. Den einspringenden Winkel zum Hauptbaukörper hin nimmt im Erdgeschoss eine Veranda ein, deren Segmentbogenarkade auf oktogonalen Säulen ruht und wohl schon kurz nach der Fertigstellung verglast wurde. Im Obergeschoss ist sie mit einem Schmiedeeisengeländer als Terrasse ausgestaltet, die von beiden angrenzenden Zimmern aus zugänglich ist.
An der über Eck anschliessenden Westfassade liegt ein mittig in den Hauptbaukörper gesetzter Treppenhausrisalit. Dieser besitzt jeweils im Halbgeschoss zwei Zwillingsfenster, wobei das obere in einem durchgehenden Segmentbogen einbeschrieben ist. Über einem kurzen Vordach wird der Treppenhausrisalit von einem Walmdachaufbau abgeschlossen, der in zeittypischem Materialwechsel mit unbehandelten Holzschindeln verrandet ist und ein gestuftes Drillingsfenster besitzt. An der Seitenflanke des Treppenhausrisalits liegt der Hauseingang, der am Sturz einen Kielbogen („Eselsrücken“) mit verschnittenem Profil zeigt und von einem kleinen Vordächlein beschirmt wird. Er besitzt noch das ursprüngliche Türblatt mit schmiedeeiserner Vergitterung. Die nach Osten gewandte, von aussen nicht einsehbare Gartenfassade ist entsprechend einfacher gestaltet. Sie besitzt in ihrer Mittelachse einen walmdachbedeckten Risalit, in dem sich Drillingsfenster öffnen. Eigentümlich unbefenstert ist die Zone unmittelbar neben dem Risalit. Im Dach, dessen Eindeckung mit Falzziegeln erneuert ist, öffnen sich gegen Norden und Süden jeweils kleine Lukarnen.
Das ehemals in Geschosswohnungen unterteilte Innere wird heute als Einfamilienhaus genutzt. Der ebenerdige Hauseingang öffnet sich auf das halbgeschossige Podest des stattlichen, ausnehmend breiten Treppenhauses, in dem sich eine Granittreppe samt bauzeitlichem Eisengeländer erhalten hat. Das Erdgeschoss ist durch Entfernung verschiedener Innenwände verändert und weist keine bauzeitliche Ausstattung mehr auf. Im ersten Obergeschoss und dem ursprünglich schon ausgebauten Dachgeschoss liegen zwei Wohnungen, in denen sich die Raumstruktur und einzelne bauzeitliche Ausstattungselemente erhalten haben, so ein dreifarbiger Plattenboden und einige Parkettböden. Die Türgewände und teilweise auch die Böden sind erneuert.
Bemerkenswert ist das schmiedeeiserne Einfahrtstor zur Poststrasse, dessen Oberkante von zwei gegeneinander auslaufenden Voluten gebildet wird.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau, CA. 0001/0064; Brandkataster Gemeinde Turgi, 1899-1938.
[2] Hoegger Kdm AG VII 1995, S. 147.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Gemeinde Turgi. Kommunales Inventar Bauten und Anlagen, bearbeitet durch das Büro Arcoplan, 1993, Nr. 21.
- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Literatur:- Peter Hoegger, Die Landgemeinden des Limmattals, des Surbtals, des Aaretals und des Unteren Reusstals sowie das Kloster Fahr (Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Band VII), Basel 1995, S. 147.
- Verweben. Siedlungsentwicklung und historische Identität in der Gemeinde Turgi, hrsg. von der Gemeinde Turgi, Turgi 2014, S. 18.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA. 0001/0064; Brandkataster Gemeinde Turgi, 1899-1938.
- Gemeinde Turgi, Baugesuchsarchiv; Umbau 2001.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=129101
 

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