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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1912 |
Grundlage Datierung: | Brandkataster |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Teil einer Baugruppe |
Weitere Teile der Baugruppe: | TUR934B |
Nutzung (Stufe 1): | Profane Wohnbauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Wohnhaus |
Epoche / Baustil (Stufe 3): | Heimatstil |
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Dokumentation |
Würdigung: | In Heimatstilformen gehaltenes Mehrfamilienhaus von 1912. Zusammen mit seinem ähnlich gestalteten, gleichzeitig erbauten Nachbarhaus (Bauinventarobjekt TUR934B) fällt das Gebäude durch seine einfachen, aber gepflegten Architekturformen auf. Es ist aussen wie innen weitgehend intakt erhalten. Zusammen bilden die beiden Häuser eine prominente Baugruppe, die jenseits des Bahnhofs in unmittelbarer Nachbarschaft zur später entstandenen katholischen Kirche (Bauinventarobjekt TUR902) steht. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Das Mehrfamilienhaus wurde gemäss Angabe im Brandkataster zusammen mit seinem Nachbarn Wiesenweg 4 im Jahr 1912 erbaut. Wie jenes wechselte es in den darauffolgenden Jahren mehrmals den Eigentümer, wohl weil man sich verspekuliert hatte. Bauherren waren Franz Rotta und Silvano Waccher, letzterer Negoziant in Baden. Bereits 1913 gingen die Häuser an Baumeister Jean Macchi in Mellingen über, den man deshalb vielleicht auch als Erbauer des Hauses annehmen kann. Noch im selben Jahr taucht der Bauunternehmer Fritz Kaus als Eigentümer auf, 1916 das Baugeschäft Schmid & Fischer in Wildegg. 1919 wurden die Häuser von den SBB erworben, welche sie bis zur Veräusserung vor einigen Jahren als Landreserve für den nahen Bahnhof hielten [1]. |
Beschreibung: | Zusammen mit seinem ähnlich gestalteten Nachbarn erhebt sich das Mehrfamilienhaus auf der vom Dorf abgewandten Seite des Bahnhofs, dessen Gleisfeld zur Entstehungszeit näher an die Häuser heranreichte. Jünger ist die katholische Kirche, die heute das unmittelbare Umfeld beherrscht. Das Haus Wiesenweg 2 ist ein dreigeschossiges Mehrfamilienhaus in Heimatstilformen, dessen zweites Obergeschoss in zeittypischer Weise ganz in das Mansarddach einbezogen ist. Der verputzte Mauerbau wendet sich mit drei Quergiebeln nach Westen, Norden und Osten, wodurch das kompakte Gebäudevolumen in der Ansicht von der Strasse und vom Bahnhof her in mehrere, risalitartig abgesetzte Baukörper gegliedert wird. Die als Hauptschauseite zum Bahnhof gerichtete Nordfassade ist in der risalitierten Partie unter dem Quergiebel mit einem doppelgeschossigen Segmentbogenerker besetzt, der von einer geschweiften Kupferhaube abgeschlossen wird. Darüber öffnen sich im Giebelfeld ein breit proportioniertes, grosses Rundbogenfester und ein hochovales Giebellicht. In der links anschliessenden Fassadenpartie sitzen wie an den übrigen Fassaden Einzelfenster in gefalzten Kunststeingewänden, die noch ihre bauzeitlichen Jalousieläden mit herzförmiger Lichtöffnung tragen. Die Ostfassade wird durch den kräftig vorspringenden Treppenhausrisalit gegliedert, der wiederum mit einem Quergiebel abgeschlossen ist. Der einspringende Winkel wird von einer korbbogigen Vorhalle eingenommen, welche im ersten Obergeschoss eine Terrasse mit Schmiedeeisengeländer trägt. Im Erdgeschoss beschirmt sie den in der Flanke des Treppenhausrisalits gelegenen und damit direkt zur Strasse gerichteten Hauseingang. Dieser besitzt noch sein ursprüngliches, in Formen des geometrischen Jugendstils hübsch verziertes Türblatt, dessen Fenstergitter florale Motive zeigt. Die Westfassade ist im Giebelrisalit zweiachsig, auf dem seitlichen Wandstück einachsig befenstert, wobei die Jalousieläden hier ersetzt sind. Einfacher gegliedert ist die rückwärtige südliche Traufseite, die in leicht unregelmässiger Verteilung Küchenbalkone, Badezimmerfenster und zwei Achsen von Einzelfenstern zeigt. Die Dachuntersichten weisen ringsum an der Traufe, im Quergiebel wie auch an den sorgfältig gestalteten Giebelansätzen Verschalungen auf. Das Dach ist mit Biberschwanzziegeln eingedeckt. Das Mansardgeschoss wird von Lukarnen belichtet, deren Gehäuse erneuert sind, aber noch die mit Prägeornamenten versehenen Lambrequins besitzen. Das Innere hat sich weitgehend im ursprünglichen Zustand erhalten. Es beherbergt in den beiden Hauptgeschossen wie auch im Mansardgeschoss je eine Vierzimmerwohnung. Der Hauseingang öffnet sich direkt auf das Treppenhaus, das noch ein gedrechseltes Staketengeländer und einen Antrittspfosten in geometrischen Jugendstilformen besitzt. Die Wohnungen werden von einem L-förmig abgewinkelten Korridor erschlossen. Zur Strassenseite liegen die Wohnräume, am Ende des Korridors die Küche, rückwärtig das Schlafzimmer und das gefangene Badezimmer. Im Gang der Erdgeschosswohnung Brusttäfer aus Lincrusta (ornamental geprägtes Linoleum), heute überstrichen. In den Zimmern Tannenriemenböden. Der Garten ist von einem einfachen, aber zeittypischen Zaun aus Mauerpfosten und Maschendrahtfeldern umfriedet. |
Anmerkungen: | [1] Staatsarchiv Aargau, CA. 0001/0064; Brandkataster Gemeinde Turgi, 1899-1938. |
Literatur: | - Peter Hoegger, Die Landgemeinden des Limmattals, des Surbtals, des Aaretals und des Unteren Reusstals sowie das Kloster Fahr (Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Band VII), Basel 1995, S. 147. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau, CA. 0001/0064; Brandkataster Gemeinde Turgi, 1899-1938. |
Reproduktionsbestimmungen: | © Kantonale Denkmalpflege Aargau |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=129106 |
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