INV-LEU909 Winkelstrasse 6, 18. Jh. (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-LEU909
Signatur Archivplan:LEU909
Titel:Winkelstrasse 6
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Situationsansicht von Osten (2014)
Bezirk:Kulm
Gemeinde:Leutwil
Adresse:Winkelstrasse 6
Versicherungs-Nr.:48
Parzellen-Nr.:128
Koordinate E:2655656
Koordinate N:1240195
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2655656&y=1240195

Chronologie

Entstehungszeitraum:18th cent.
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Schutz / Status

Status Bauinventar:Neuaufnahme Bauinventar 2015

Dokumentation

Würdigung:In der Grundanlage gut erhaltenes ehemaliges Strohdachhaus, das seine charakteristisch abgewalmte Dachform und wesentliche Teile der rauchgeschwärzten Hochstudkonstruktion sowie eine originale Bohlenständerwand zwischen Wohnteil und Tenn erhalten hat. Zusammen mit dem Bauernhaus Dürrenäscherstrasse (Kantonales Denkmalschutzobjekt LEU002) handelt es sich um den letzten Zeugen einer älteren Generation strohgedeckter Häuser in der Gemeinde Leutwil, weshalb ihm eine erhebliche bautypologische und konstruktionsgeschichtliche Bedeutung zukommt. Aufgrund seiner ortsbaulichen Stellung am östlichen Rand des historischen Dorfkerns, unmittelbar beim Übergang ins freie Kulturland, besitzt der markante Baukörper auch einen hohen Situationswert.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die Ausgestaltung der Bohlenwand und der Hochstud-Dachkonstruktion lässt eine Erbauung im 17./18. Jh. vermuten. Alte Blattsassen an den vorstehenden Bundbalken der westlichen Stubenfront dienen als Hinweis, dass zumindest grosse Teile Aussenwände ursprünglich als Holzkonstruktion (Bohlenwände) ausgeführt waren. Im ersten verfügbaren Brandkataster von 1829 ist das Gebäude als "Wohnhaus mit Bescheuerung von Stein und Holz, 2 Stock hoch, mit gewölbtem Keller und Strohdach" verzeichnet. Damals war die Liegenschaft noch unter zwei Parteien aufgeteilt (A: Friedrich Graf; B: Melchior Graf Erben); die eigentumsrechtliche Vereinigung erfolgte 1835 unter Friedrich Graf [1].
Ansatzstellen an der Konstruktion und eine neuere Deckenbalkenlage über Nebenstube und Kammer könnten als Hinweis für eine südliche Erweiterung des Baukörpers dienen. Der Ersatz der hölzernen Aussenwände durch Mauerwerk, verbunden mit einer neuen axialen Befensterung, dürfte im ausgehenden 19. Jh. erfolgt sein. Vermutlich ging dies einher mit der etappenweise erfolgten Ablösung der Strohbedachung durch Ziegel in den Jahren 1895/96 und kurz nach 1900. Eine aufgemalte Jahreszahl "1906" konnte auf den Abschluss dieser Umbauarbeiten verweisen. Jüngere bauliche Veränderungen im Hausinnern fanden in den 1960er Jahren statt [2].
Beschreibung:Der charakteristisch abgewalmte Baukörper ist entgegen der ortsüblichen West-Ost-Orientierung der älteren Gebäude in Leutwil mit Firstrichtung Nord-Süd hangparallel ins leicht abfallende Gelände gestellt. Der südseitige Wohnteil tritt als verputzter Mauerbau mit regelmässigen Fensterachsen an der westlichen Stubenfront in Erscheinung (Umbausituation 19. Jh.). Nach Norden schliesst der aus steinernen und hölzernen Teilen bestehende Scheunentrakt in der Abfolge Tenn und Stall an (Mittertennhaus). Zwischen Wohnteil und Tenn ist die originale Ständerwand mit kräftigen, liegend eingenuteten Bohlen vollumfänglich erhalten. In ähnlicher Machart dürften ursprünglich auch die Aussenwände des Wohnteils bestanden haben
Ebenfalls noch den Originalzustand zeigt die für Strohdachhäuser typische Hochstud-Dachkonstruktion, deren Rauchschwärze die frühere Existenz einer Rauchküche ohne Kaminabzug belegt. Im vorliegenden Fall besteht das tragende Dachgerüst aus drei kräftigen Firstständern (Hochstüden) sowie einem vierten, schwächer dimensionierten, welcher über dem Wohnteil auf Estrichniveau abgefangen ist. In der für diesen Konstruktionstyp gängigen Machart setzt sich das Tragsystem aus Firstpfette (erneuert) und Unterfirst sowie Sperrrafen und Windstreben zur Quer- bzw. Längsaussteifung des Gefüges zusammen. Auch Teile der Rafenlage stammen noch aus der Bauzeit des Hauses.
Der Wohnteil zeigt eine gängige vierteilige Grundrissanlage mit Stube und Nebenstube an der westlichen Schauseite sowie Küche und Kammer im rückwärtigen, nach Osten gerichteten Bereich. Die Erschliessung erfolgt über einen schmalen, entlang dem Tenn geführten Korridor, wo sich auch der Treppenaufgang zu den Kammern im Obergeschoss befindet. Unter dem Wohnteil erstrecken sich in firstparalleler Ausrichtung zwei gewölbte und ein kleiner Balkenkeller, welche jeweils von aussen zuständig sind.
Die Raumausstattung stammt mehrheitlich aus den 1960er Jahren. An historischen Bauteilen sind die Deckenbalkenlagen und teils auch die hölzernen Zwischenwände erhalten. Am Scheunentrakt weisen die holzgenagelten Tenntorflügel in die Entstehungszeit des Hauses.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau, BA.05.0073: Brandassekuranz Leutwil 1829-1848; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0248-0251: Brandkataster Leutwil 1850-1938.
[2] Bauarchiv der Gemeinde Leutwil.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, BA.05.0073: Brandassekuranz Leutwil 1829-1848; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0248-0251: Brandkataster Leutwil 1850-1938.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=129222
 

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