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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1942 - 1944 |
Grundlage Datierung: | Baugesuch |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Profane Wohnbauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Repräsentatives Wohnhaus, Villa |
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Schutz / Status |
Status Bauinventar: | Neuaufnahme Bauinventar 2015 |
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Dokumentation |
Autorschaft: | Hans Hauri, Reinach (Architekt) |
Inschriften: | "Erbaut von Dr. jur. Rudolf Baumann 1942-1944" (Kamin) |
Würdigung: | Herrschaftliche Villa von 1942-44, die in zeittypischer Weise Elemente des Heimatstils und der Moderne verbindet und vom jungen Architekten Hans Hauri als einer seiner ersten Bauten realisiert wurde. In origineller Weise an der Architektur aus dem Umfeld der sogenannten „Stuttgarter Schule“ orientiert, steht das Landhaus für diese in der Schweiz der 1930er bis 50er Jahre breite traditionalistische Strömung. Gepflegte Ausstattung und aufwendige Materialisierung verleihen dem Haus einen erheblichen baugeschichtlichen Zeugenwert. Durch seine aussergewöhnliche Aussichtslage in einer Waldlichtung am Abhang gegen den Hallwilersee kommt ihm auch ein besonderer Situationswert zu. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Die Villa wurde 1942-44 für Dr. jur. Rudolf Baumann erbaut. Architekt war Hans Hauri, der 1942 unmittelbar nach dem Studium an der ETH Zürich ein eigenes Büro in Reinach gegründet hatte und als eines seiner ersten Projekte das herrschaftliche Wohnhaus in Leutwil realisieren konnte [1]. |
Beschreibung: | An der Boniswilerstrasse unterhalb des Dorfs gelegen, nimmt die herrschaftliche Villa mit ihrem Garten eine Lichtung zwischen zwei Waldstücken am Abhang gegen das Seetal ein. Innerhalb des grosszügigen Grundstücks leicht zurückversetzt und über eine Vorfahrt mit Kiesweg erschlossen, ist das Haus von der Strasse nur beschränkt einsehbar. Es handelt sich um ein Landhaus mit ausgesprochen origineller räumlicher Komposition, das sich mit seiner Architektur in zeittypischer Weise zwischen Heimatstil und Moderne bewegt und so auf das Umfeld der sogenannten „Stuttgarter Schule“ verweist. In Anlehnung an „organische“ Grundrisslösungen artikuliert sich das Gebäude in zwei stumpfwinklig zueinander gestellten Gebäudeflügeln, die sich in ihrem Angelpunkt scheinbar durchdringen (vgl. Luftaufnahme). Die beiden Teile werden von einem gemeinsamen Dach abgeschlossen, das sich mit mässiger Neigung und mehrfachen Abwalmungen über den parallel zur Vorfahrt gestellten zweigeschossigen wie auch den gartenseitig vorspringenden eingeschossigen Trakt zieht. Die Fassaden sind in zeittypischer Material- und Farbwahl zum Hauptteil grau verputzt, während Elemente in grobem Bruchsteinmauerwerk rustikale Akzente setzen. Zur Zufahrt hin wendet sich die Nordfassade des zweigeschossigen Westflügels, dessen Einzelfenster in den beiden Stockwerken einer jeweils anderen Achsenteilung folgen. Hier springt das rückwärtige Ende des eingeschossigen Gebäudeflügels vor, über den das Dach des Hauptbaus mit zusätzlicher seitlicher Abwalmung abgeschleppt ist. Unter dem Dachvorsprung liegt eine dunkel verschattete, offene Vorhalle mit quadratischem Bruchsteinpfeiler, welche den Hauseingang beschirmt. Auf der rückwärtigen Südseite des Hauses definiert der stumpfe Winkel zwischen den beiden Baukörpern den Gartensitzplatz. Der zweigeschossige westliche Gebäudeflügel, welcher die Schlafräume enthält, zeigt an seiner risalitartig vorspringenden westlichen Aussenseite ein rustikales Bruchsteinmauerwerk. Querrechteckige Fensterformate im Parterre sowie hochrechteckige, gedrungen wirkende Öffnungen, teils mit Balkontüren im Obergeschoss, verleihen dem Gebäude ein lebendiges Fassadenbild. Die Fensterflügel weisen eine barockisierende Sprossierung auf (erneuert). Der eingeschossige östliche Gebäudeflügel mit den Wohnräumen liegt an seinem äusseren Ende einem niedrigen Bruchsteinsockel auf. Er öffnet sich über breite Fenster, die mit einer hochrechteckigen Sprossierung unterteilt sind. Die zum dichten Wald hin gewandte und von aussen kaum in Erscheinung tretende Ostfassade des eingeschossigen Gebäudeflügels verfügt über kleinere Fensteröffnungen für Küche, Bad und Nebenräume sowie einen Nebenausgang zum Garten. Ein Sprung in der Fassadenflucht, der mit einer S-förmigen Trauflinie behelfsmässig kaschiert wird, ist wohl als eine grundrissbedingte Unstimmigkeit zu verstehen, welche das Erstlingswerk des Architekten verrät. Im Inneren kommt die spezielle Grundrisslösung des Hauses in besonderem Masse zum Ausdruck. Der Hauseingang öffnet sich zunächst auf ein Entrée, von dem aus seitlich ein Gang zu den Nebenräumen im Erdgeschoss abgeht. Vom Entrée gelangt man in eine doppelgeschossige Halle, die sich im Winkel zwischen den beiden Gebäudeflügeln trichterförmig zur Gartenseite hin weitet. Konzeptionell das Herzstück des Hauses, dient sie als zentrale Erschliessungszone. Im links anschliessenden eingeschossigen Trakt, der Wohnräume und Küche enthält, setzt sie sich in einer mit segmentbogigem Durchgang abgetrennten eingeschossigen Gartenhalle fort. Eine Treppe führt hinauf zu einer offenen Galerie, von der aus die Zimmer im Obergeschoss zugänglich sind. Im Parterre schliesst zur Rechten – vom privaten Wohnbereich abgegrenzt – die ehemalige Kanzlei des Bauherrn an. Zum Gartensitzplatz hin öffnen sich an den beiden stumpfwinklig aufeinanderstossenden Aussenwänden zwischen kannelierten Kunststeinpfeilern breite Fensterfronten, welche in modernem Sinn die Landschaft in den Innenraum einbeziehen. Durch drei kleine Einzelfenster ist die doppelgeschossige Halle auf der Höhe des Obergeschosses zusätzlich belichtet. Bemerkenswert ist auch die sehr aufwendige Materialwahl und Ausstattung. Treppenlauf, Staketengeländer und Deckenbalken sind in gepflegter, aber zugleich „rustikaler“ Ausführung aus unbehandeltem Massivholz gearbeitet, wie es im Heimatstil der 1940er Jahre beliebt war; der Boden ist mit Solnhofer Platten belegt. Die Gartenhalle verfügt über einen Kamin, dessen hölzerner Sturz mit dem Namen des Bauherrn und dem Baudatum versehen ist: "Erbaut von Dr. jur. Rudolf Baumann 1942-1944". Den Höhepunkt der Rauminszenierung wie auch der Materialisierung stellt die am Ende des eingeschossigen westlichen Flügels gelegene Stube dar. Während ein Nussbaumbuffet, eine sorgfältige gearbeitete Täferung und ein weiss glasierter Kachelofen in vergleichsweise reduzierten Formen „heimatliche“ Stimmungen evozieren, öffnet sich in der nach Südosten gerichteten Aussenwand ein „modernes“, breitformatiges Panoramafenster, das die Aussicht über den tief unten im Tal liegenden Hallwilersee freigibt. Der Parkettboden zeigt über Eck verlegte quadratische Felder. Südlich schliesst an die Stube ein Wohn- oder Lesezimmer an, während an der Gebäudeecke ein gedeckter Aussensitzplatz in das Gebäudevolumen einspringt. Die Zimmer im zweigeschossigen westlichen Gebäudeflügel zeigen mit Wandschränken und gotisierenden Leistendecken ebenfalls eine gepflegte Ausstattung in zurückhaltenden Heimatstilformen. |
Anmerkungen: | [1] Mit dem Kirchgemeindehaus Reinach (1938), der reformierten Pfarrkirche Niederlenz (1949), dem Gönhardschulhaus in Aarau (1951/52; kantonales Denkmalschutzobjekt AAR123), dem Primarschulhaus in Menziken (1957/58) und der Reformierten Pfarrkirche Muhen (1959-61; Bauinventarobjekt MUH912) hat Architekt Hans Hauri überregionale Bedeutung erlangt. |
Reproduktionsbestimmungen: | © Kantonale Denkmalpflege Aargau |
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URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=129240 |
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