INV-WEG932 Hauptstrasse 76, 18. Jh. (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-WEG932
Signatur Archivplan:WEG932
Titel:Hauptstrasse 76
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Südwesten (2015)
Bezirk:Rheinfelden
Gemeinde:Wegenstetten
Adresse:Hauptstrasse 76
Versicherungs-Nr.:40
Parzellen-Nr.:291
Koordinate E:2637069
Koordinate N:1260733
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2637069&y=1260733

Chronologie

Entstehungszeitraum:18th cent.
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Schutz / Status

Status Bauinventar:Neuaufnahme Bauinventar 2015

Dokumentation

Würdigung:Gemauertes Bauernhaus aus dem 18. Jahrhundert, welches um 1860 eine spätklassizistische Fassadenüberprägung und nach 1900 unter dem Einfluss des Heimatstils eine nochmalige Umgestaltung sowie Erneuerung des Daches erfuhr. Das stattliche, gepflegte Gebäude nimmt innerhalb der traufbetonten Zeilenbebauung von Wegenstetten eine ungewohnte giebelständige Stellung zur Hauptstrasse ein. Im Zusammenspiel mit weiteren schutzwürdigen Objekten (Bauinventarobjekte WEG921, WEG922, WEG934, WEG935, WEG936) definiert es eine platzartige Erweiterung des Strassenraumes im südwestlichen Dorfteil und ist deshalb von erheblicher ortsbaulicher Bedeutung.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die im teilweise ausgebauten Dachgeschoss noch einsehbare kräftige Dachkonstruktion mit liegendem Stuhl und gezapften Kopfhölzern lässt eine Entstehung des Kernbaus im 18. Jh. vermuten [1]. Auf der alten Fricktaler Bannkarte um 1770 und exakter noch auf der Michaeliskarte von 1840 ist an gleicher Stelle bereits ein giebelständiger Baukörper eingezeichnet. Der heute in eine rückwärtige Erweiterung einbezogene Gewölbekeller dürfte ebenfalls von Beginn weg bestanden haben.
Im Brandkataster von 1850 ist von einem "Wohnhaus mit zwei Wohnungen samt Scheune, Stall und Schopf nebst Anbau mit Keller" die Rede. Eigentümer der stockwerkweise aufgeteilten Liegenschaft waren Jakob Bürgin (untere Wohnung) und Philipp Wendelspiess (obere Wohnung). Eine deutliche Erhöhung des Versicherungswertes um 1860 von 2600 Fr. auf 6600 Fr. ist mit grösseren baulichen Veränderungen in Verbindung zu bringen. Wahrscheinlich erhielt die südwestliche Schaufront zu jenem Zeitpunkt ihre heutige spätklassizistische Ausgestaltung. Eine zweite Umbauphase ist im frühen 20. Jh. zu vermuten, als der Baukörper rückwärtig (über dem bereits bestehenden Gewölbekeller) erweitert und unter einem neuen, geraden Dach zusammengefasst wurde. Aus dieser Zeit dürfte auch der Fassadenputz mit der Eckquaderimitation stammen.
Beschreibung:Der grossvolumige, längliche Baukörper ist in traufständiger Ausrichtung an den westwärts von der Hauptstrasse abzweigenden Postweg gestellt, während die breitgelagerte Giebelfront der platzartigen Erweiterung der Hauptstrasse zugewandt ist. Es handelt sich um einen Mauerbau unter mittelsteilem, geradem Satteldach, das in seiner heutigen Form aus einem Umbau kurz nach 1900 hervorgegangen ist. Die nach Südwesten zum Postweg orientierte Schaufront mit dem Hauseingang (Türblatt erneuert) präsentiert sich in einer spätklassizistisch-biedermeierlichen Formensprache wohl aus der Zeit um 1860. Der Wohnteil weist vier regelmässige Achsen mit Einzelfenstern auf, welche über sorgfältig gearbeitete, fein profilierte Holzgewände verfügen und mit neueren Holzläden ausgestattet sind. Über dem glatt verputzten Gebäudesockel erhebt sich der Oberbau mit einem grobkörnigen Besenwurfverputz. Eine aufgeputzte Eckquaderung, ein gewölbter Dachhimmel mit Zahnschnittfries und ein sägeverziertes Traufbrett geben der Fassade eine stimmige Note.
Der nordwestlich anschliessende Scheunentrakt zeichnet sich durch eine rhythmische Abfolge von Tenn, Stall und Remise aus. Den eigentlichen Blickfang bildet das grossformatige Tennportal mit hölzernem Rechteckgewände und waagrecht verschalten Torflügeln. Weitere Öffnungen mit unterschiedlichen Formaten kennzeichnen die Lage von Stall, Remise und darüber liegendem Heuraum, welcher überdies mit schmalen, schartenartigen Lüftungsschlitzen ausgestattet ist. Insgesamt ergibt sich ein harmonisches, durch keinerlei jüngere Ausbrüche gestörtes Fassadenbild, welches die zeit- und regionaltypische Formensprache des 19. Jh. beispielhaft wiedergibt. Im Vergleich dazu ist die breitgelagerte, zur Hauptstrasse gewandte Stirnfront eher unregelmässig mit Fensteröffnungen unterschiedlichen Alters besetzt.
Im mehrfach veränderten und rückwärtig erweiterten Hausinneren ist die ursprüngliche Raumordnung mit Stichgang, Stube im südgerichteten Vorderhaus und Küche im rückwärtigen Bereich noch erkennbar. Vermutlich mit dem hohen Grundwasserspiegel zu erklären ist die eigenwillige Konstellation mit nur geringfügig eingetieftem Gewölbekeller in einem rückwärtigen Annex, der erst nachträglich aufgestockt und unter erneuertem Dach in den Baukörper einbezogen wurde. An wertvollen Konstruktionselementen im Bereich des Kernbaus aus dem 18. Jh. sind die sorgfältig bearbeiteten Deckenbalken in der Stube und die zur bauzeitlichen Dachkonstruktion gehörenden liegenden Stuhljoche mit Kopfhölzern im teilweise ausgebauten Dachraum erhalten.
Anmerkungen:[1] Laut Angaben der Gebäudeversicherung soll das Haus aus dem Jahr 1760 stammen.
[2] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0586-0588: Brandkataster Gemeinde Wegenstetten 1850-1938.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0586-0588: Brandkataster Gemeinde Wegenstetten 1850-1938.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=129276
 

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