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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1898 |
Grundlage Datierung: | Baugesuch |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Profane Wohnbauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Wohnhaus |
Epoche / Baustil (Stufe 3): | Historismus |
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Dokumentation |
Autorschaft: | Gottlieb Belart, Baumeister, Brugg |
Würdigung: | Malerisch-asymmetrisch gegliedertes Wohnhaus des Späthistorismus, das 1898 vom Brugger Baumeister Gottlieb Belart für Stadtkassier Karl Müller erbaut wurde. Mit den nach drei Seiten ausgerichteten, in ihrer Gestaltung differenzierten Quergiebeln und dem Wechsel der Fensterformen ist das Gebäude ein zeittypischer Vertreter der gepflegten Wohnhausarchitektur in der Zeit kurz vor 1900. Als gut erhaltenem Beispiel des zu jener Zeit neu bebauten Wohnquartiers an der Museumsstrasse kommt ihm auch eine siedlungsgeschichtliche Bedeutung zu. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Das Einfamilienhaus wurde 1898 vom Brugger Baumeister Gottlieb Belart für Karl Müller, Stadtkassier erbaut [1]. Es handelt sich um das erste Gebäude, für welches das von der städtischen Bauordnung von 1892 vorgesehene Baubewilligungsverfahren mit Planeingabe dokumentiert ist [2]. 1987 wurden Obergeschoss und Dachgeschoss zu einer eigenen Wohnung umgebaut, wobei die Erschliessung über das gemeinsame Treppenhaus unverändert blieb [3]. |
Beschreibung: | Das grosszügige Einfamilienhaus bildet von der Altstadt her nach dem Areal des Stapferschulhauses (Kantonales Denkmalschutzobjekt BRU041) auf der nördlichen Strassenseite den Auftakt des gepflegten Wohnquartiers an der Museumsstrasse, das in jenen Jahren als Stadterweiterungsgebiet neu bebaut wurde. Es handelt sich um einen Bau des Späthistorismus, der in zeittypischer Weise malerisch-asymmetrisch gegliedert ist und im Vergleich zu den Nachbarhäusern durch seine reichere Dekoration und den guten Erhaltungszustand auffällt. Der zweigeschossige Baukörper besitzt zur Strasse wie auch an beiden Querseiten übergiebelte Risalite mit Zierformen des Schweizer Holzstils. Er wird von einer entsprechend artikulierten Dachlandschaft abgeschlossen, einem gekappten Walmdach mit drei Querfirsten. Der östliche Risalit bildet als eigentlicher Quertrakt zusammen mit dem Hauptbaukörper eine einspringende Ecke aus, die im Erdgeschoss von einer Eingangslaube eingenommen wird. Anders als auf den Baueingabeplänen dargestellt, wurde das Obergeschoss offensichtlich von Anfang an nicht als Fachwerkbau, sondern wie das Erdgeschoss als verputzter Massivbau ausgeführt, worauf die an sämtlichen Gebäudekanten auch im Obergeschoss vermauerten bossierten Eckquader hinweisen. Die Erdgeschossfenster halten sich mit ihrer Form an den damals geläufigen sogenannten „Rundbogenstil“, während jene im Obergeschoss segmentbogig schliessen; alle tragen Jalouiseiläden. Die heute grau bemalten Backsteinbögen waren ursprünglich wohl steinsichtig, was einem zeittypischen Farbklang entspräche. Der nach Süden zur Strasse gerichtete Risalit ist mit Zwillingsfenstern gegenüber dem anschliessenden einachsigen Fassadenstück hervorgehoben. Sein stark geknickter Giebel ist in Anlehnung an eine Berner Ründe verbrettert, allerdings ohne den gängigen Krüppelwalm. Einen Akzent setzt ein Okulusfenster (Rundfenster) im Dachgeschoss. Nach Osten springt im rückwärtigen Bereich ein schmaler Treppenhausrisalit vor, der von einem Quergiebel mit Krüppelwalm und weit ausladendem Fluggespärre abgeschlossen wird. Die von Süden zu betretende Eingangslaube wird von einem bossierten Eckpfeiler getragen. Auf den Baueingabeplänen ist sie als offener Gebäudeteil gezeichnet. Sie wurde jedoch wohl von Anfang an oder wenig später mit einer Kunstverglasung verschlossen. Im ersten Obergeschoss trägt sie eine Terrasse, die mit einem Schmiedeeisengeländer versehen ist. Die Westfassade teilt sich in einen einachsigen Risalit mit spitzem, gerade verbretterten Giebel und ein gleichfalls einachsiges Seitenstück. Die rückwärtige Nordfassade ist im Bereich des Hauptbaukörpers zweiachsig im Erdgeschoss mit Einzel-, im Obergeschoss mit Zwillingsfenstern besetzt. das Dach ist mit Biberschwanzziegeln eingedeckt. Es ist auf der Nordseite mit nachträglichen Schlepplukarnen versehen, während die Strassenseite intakt ist. Im Inneren erschliesst das Treppenhaus auf beiden Geschossen einen Stichgang, von dem aus ursprünglich jeweils drei Zimmer sowie die Küche, resp. das Bad zugänglich waren. Die Raumstruktur des Erdgeschosses ist wohl erhalten, jene des Obergeschosses stärker verändert. (Inneres nicht gesehen; Beschreibung nach Bau- und Umbauplänen.) |
Anmerkungen: | [1] Pläne im Baugesuchsarchiv. [2] Germann 1976, S. 33. [3] Pläne im Baugesuchsarchiv. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung. |
Literatur: | - Georg Germann, Inventar der neueren Schweizer Architektur (INSA): Brugg, Typoskript, 1976 (Kantonale Denkmalpflege Aargau, Bibliothek), S. 32f. |
Quellen: | - Stadt Brugg, Baugesuchsarchiv; Baueingabepläne 1898, Umbaupläne 1987. |
Reproduktionsbestimmungen: | © Kantonale Denkmalpflege Aargau |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=129723 |
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