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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1908 - 1910 |
Grundlage Datierung: | Baupläne; Brandkataster |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Teil einer Baugruppe |
Weitere Teile der Baugruppe: | Aufnahmegebäude Bahnhof Siggenthal-Würenlingen (Bauinventarobjekt UNS925A); Toilettenhäuschen (Bauinventarobjekt UNS925C) |
Nutzung (Stufe 1): | Verkehrs- und Infrastrukturbauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Güterschuppen |
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Schutz / Status |
Status Bauinventar: | Neuaufnahme Bauinvenar 2016 |
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Dokumentation |
Würdigung: | Der um 1908 nördlich des Aufnahmegebäudes von 1859 (Bauinventarobjekt UNS925A) als freistehender Baukörper erstellte Güterschuppen ist ein langgezogener Holzständerbau, der in einzelnen Zierformen noch das Nachwirken des Schweizer Holzstils erkennen lässt. Der Güterschuppen ersetzte den zuvor in den Seitenflügel des Hauptgebäudes integrierten Güterraum. Das Gebäude, das seine filigrane Wirkung dem ausladenden, durch lange Büge gestützten Pfetten-Rafendach und der fein strukturierten vertikalen Holzverschalung verdankt, konnte trotz einiger Veränderungen sein ursprüngliches Fassadenbild mit Kalksteinsockel, holzgerahmten Rolltoren und dreiteiligen Giebelfenstern weitgehend bewahren. Es bildet zusammen mit dem hervorragend erhaltenen Aufnahmegebäude von 1859 und dem Toilettenhäuschen von 1909 (Bauinventarobjekte UNS925A und C) ein wertvolles Ensemble der Eisenbahnentwicklung im Aargau. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Ursprünglich befand sich der Güterschuppen im Seitenflügel des 1859 erstellten Aufnahmegebäudes, welcher 1896 in Holzbauweise verlängert wurde [1]. Um 1908 errichteten die SBB einen frei stehenden Güterschuppen mit einer direkt an das Gleis anstossenden Rampe, wodurch die Platzverhältnisse und verladetechnischen Bedingungen deutlich verbessert wurden [2]. Im alten Teil des Schuppens wurde in der Folge der Wartsaal eingerichtet, so dass im Hauptbaukörper mehr Raum für das Büro mit den Schalteranlagen zur Verfügung stand [3]. Im Laufe des 20. Jh. wurde der ausladende Vorschermen zum Bahngeleise hin etwas eingekürzt und durch neue Büge abgestützt. Dazu wurden auf dieser Seite die horizontalen Balken der Zangenkonstruktion zurückgeschnitten und als Konsolen für die Büge verwendet. Im südlichen Gebäudeviertel wurden Aufenthaltsräume mit Heizung und/oder Herdstelle eingerichtet, woraus sich der Kamin und die veränderten bzw. ergänzten Tür- und Fensterformen an der südlichen Giebelfront erklären. |
Beschreibung: | Der vom Aufnahmegebäude etwas abgesetzt, rund 100 Meter weiter nördlich stehende Güterschuppen ist ein langgestreckter, traufständiger Holzständerbau unter einem schwach geneigten, ausladenden Pfetten-Rafendach. Das Gebäude und die im Norden anschliessende Verladerampe stehen auf einem Natursteinsockel aus grossen Kalksteinquadern, deren Stirnseiten bossiert sind. Die längsseitigen, mit Pfeilern abgestützten Verlängerungen der Rampe bestehen aus Beton und Kalksandstein. Darüber erhebt sich die ganz mit einer Bretterverschalung eingekleidete Holzkonstruktion, bestehend aus einem hohen Hauptgeschoss und einem Dachgeschoss mit Kniestock, das sich im Fassadenbild durch überschobene Bretter mit Spitzabschluss vom darunterliegenden Geschoss abhebt. Die aus vertikalen Brettern und Leisten bestehende Verschalung ist an den Ständern, welche die Ecken des Gebäudes bilden und dieses in vier Abschnitte gliedern, mit ausgesägten Ziermotiven im Schweizer Holzstil geschmückt. Dekorativ ausgeschnitten sind auch die Bughölzer und die darauf aufliegenden Pfettenköpfe. Traufseitig werden die Fassaden durch je zwei, aus der Mittelachse verschobene Tore gegliedert, die sich jeweils im Westen und Osten gegenüberliegen. Ostseitig ist noch ein altes Rolltor der Firma Gauger AG, Zürich erhalten, ansonsten wurden sie durch jüngere Rollläden ersetzt oder verschlossen. Gemäss Bauplan besassen einst auch die Schmalseiten Tore, was an der nördlichen Giebelfront aufgrund einer sich in der Bretterverschalung abzeichnenden Naht noch nachvollziehbar ist. Darüber hat sich im nördlichen Giebelfeld das dreiteilige Staffelfenster aus der Bauzeit erhalten. Das zu einem querliegenden dreiteiligen Fenster verkleinerte Pendant an der nach Süden gerichteten Giebelfront sowie die Tür und das hochrechteckige Fenster samt Verdachung darunter dürften im Zuge späterer Umbauten im Innern entstanden sein, wobei auch ein Kamin eingebaut wurde. Der einfach gestaltete Bau zeigt in der Ausführung eine grosse Sorgfalt, die sich etwa in den abgestuften, gefasten Holzgewänden der Giebelfenster und den reich profilierten Toreinfassungen zeigt oder im abgetreppten Gesims, das die Fassaden rundherum zum Dach hin abschliesst. Seitdem das Dach auf der Westseite eingekürzt wurde, besitzt es eine asymmetrische Form. Die Parallelität zur Station Klingnau-Döttingen von 1958-59 zeigt sich nicht nur im Aufnahmegebäude (vgl. Bauinventarobjekte UNS925A und DTT910), sondern auch im Güterschuppen, der nach demselben Bautyp erstellt ist [4]. Derjenige des Bahnhofs Siggenthal-Würenlingen ist jedoch besser erhalten und zeigt im Unterschied zu seinem Pendant an der Bretterverschalung Laubsägedekor. |
Anmerkungen: | [1] SBB Historic, Bauakten Siggenthal-Würenlingen, NOB 1896 (VGB_GEM_2001/008_039_01, Vergrösserung des Güterschuppens). [2] SBB Historic, Bauakten Siggenthal-Würenlingen, 1908 (GD_BAU_SBBBAU1_531_12, Projekt für einen neuen Güterschuppen,); Kurzinventar Aufnahmegebäude und Güterschuppen 2013, S. 185-186. Der Eintrag im Brandkataster erfolgte 1910. [3] SBB Historic, Bauakten Siggenthal-Würenlingen; Kurzinventar Aufnahmegebäude und Güterschuppen 2013, S. 183-184. [4] Kurzinventar Aufnahmegebäude und Güterschuppen 2013, S. 55-56. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar historischer Bahnhöfe, Siggenthal-Würenlingen, Bauabteilung der Generaldirektion SBB, inventarisiert durch H.P. Bärtschi, 1983/84, Einstufung national. - Kurzinventar Aufnahmegebäude und Güterschuppen, Kanton Aargau, SBB, Fachstelle für Denkmalpflege, 2013, S. 185-186. - Kurzinventar der bahnbezogenen Bauten im Kanton Aargau (Kantonale Denkmalpflege Aargau 2003/04). |
Literatur: | - Bruno Meier/Andreas Steigmeier, Untersiggenthal. Eine Gemeinde im Umbruch, Untersiggenthal 2008, S. 203-206. - Peter Hoegger, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. 7, Basel 1995, S. 174-175. |
Quellen: | - SBB Historic, Windisch: VGB_GEM_2001/008_039_01 und GD_BAU_SBBBAU1_531_12 (Bauakten Siggenthal-Würenlingen). - Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0067: Brandkataster Gemeinde Untersiggenthal 1899-1938. |
Reproduktionsbestimmungen: | © Kantonale Denkmalpflege Aargau |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=130273 |
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