INV-WIN944 Einfamilienhäuser Habsburgstrasse, 1906-1910 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-WIN944
Signatur Archivplan:WIN944
Titel:Einfamilienhäuser Habsburgstrasse
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Gesamtansicht der Strasse von Nordosten (2016)
Bezirk:Brugg
Gemeinde:Windisch
Ortsteil / Weiler / Flurname:Reutenen
Adresse:Habsburgstrasse 9, 11, 13, 17, 14, 16, 18, 20, 22
Versicherungs-Nr.:220, 335-337, 342, 347, 362, 372, 383, 395
Parzellen-Nr.:1700-1704, 1691-1695
Koordinate E:2658036
Koordinate N:1258379
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2658036&y=1258379

Chronologie

Entstehungszeitraum:1906 - 1910
Grundlage Datierung:Brandkataster

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Baugruppe
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Wohnhaus
Epoche / Baustil (Stufe 3):Historismus

Dokumentation

Autorschaft:Giovanni Battista Clivio, Baumeister, Brugg
Würdigung:Baugruppe von neun Einfamilienhäusern, die zwischen 1906 und 1910 von dem aus Oberitalien zugewanderten Baumeister Giovanni Battista Clivio erbaut wurden. Die Gebäude, die mit zwei Ausnahmen alle dasselbe Grundprojekt abwandeln, stellen mit ihrer einfachen, aber gepflegten Gestaltung wie auch mit ihren sparsam eingesetzten historistischen Schmuckformen exemplarische Vertreter einer damals verbreiteten Baumeisterarchitektur dar. Sie sind abgesehen von einem abgebrochenen Haus und einigen kleineren Veränderungen an den einzelnen Gebäuden am Äusseren im wesentlichen in ihrem bauzeitlichen Zustand erhalten und bilden damit ein wertvolles, auch städtebaulich prägendes Ensemble für die einfache Wohnhausarchitektur der Zeit um 1900.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die Reutenen wurde kurz nach 1900 eines der bevorzugten Neubaugebiete von Windisch, als verschiedene Bauunternehmer hier grössere Landstücke kauften, um sie anschliessend parzelliert und bebaut weiterzuverkaufen. Einer dieser Bauunternehmer war der aus Varese zugewanderte Giovanni Battista Clivio, der um 1905/06 zusammen mit den beiden ebenfalls aus Italien stammenden Maurern Andreoli und Pincosti ein Geschäft eröffnete und in der Folge die Häuser an der Habsburgstrasse realisierte [1]. 1906 entstand Haus Nr. 9, 1907 die Häuser Nr. 13, 14, 15 sowie 22, 1908 die Nrn. 17 und 20, 1909 die Nrn. 11 und 18 und schliesslich 1910 die Nr. 16, womit der kurze Strassenzug bebaut war [2]. Mit Ausnahme des abgebrochenen Hauses Nr. 15 haben sich die Häuser sämtlich bis heute erhalten und im Verlauf ihres Bestehens nur kleinere Eingriffe erlebt.
Beschreibung:Die Bebauung der Habsburgstrasse bildet eine geschlossene und einheitliche Gruppe zeittypischer Baumeisterhäuser aus den Jahren kurz nach 1900, die im Zentrum eines kleinen Gartengrundstücks jeweils nah an die Strasse gerückt sind. Mit Ausnahme der Häuser Nr. 14 (Vers.-Nr. 335) und 17 (Vers.-Nr. 347) wandeln die Einfamilienhäuser auf jeweils unterschiedliche Art denselben Typus ab: Es handelt sich um einstöckige verputzte Mauerbauten mit einem Vollgeschoss und einem ausgebauten Kniestock, die auf einem teilweise freiliegenden Kellersockel aufsetzen. Sie werden von meist zwei auf zwei Fensterachsen gegliedert und von einem mittelsteilen, geraden Satteldach abgeschlossen. Die Häuser auf der Nordseite sind durchwegs traufständig, jene auf der Südseite giebelständig zur Strasse orientiert, wodurch sich eine gewisse Variation in der Ensemblewirkung ergibt. Eine, zum Teil auch beide Traufseiten sind mit jeweils asymmetrisch plazierten Quergiebeln belebt, welche die Zimmer im Kniestock belichten und gleichzeitig als Blickfang im Strassenbild dienen.
Die Fensterachsen sind im Erdgeschoss und giebelseitig auch im Kniestock mit Einzel-, teils mit Doppelfenstern besetzt, die von Kunststeingewänden gerahmt werden und grossteils noch hölzerne Jalousieläden tragen. Gezahnte Putzquaderungen an den Gebäudekanten, Sichtbackstein-Entlastungsbögen mit Schlusssteinen und unterschiedlich gestaltete Lüftungsöffnungen im Giebelfeld bilden einfache, aber charakteristische Dekorationselemente historistischer Herkunft. Die Fassaden sind mit Besenwurf verputzt. Am stärksten verändert sind an mehreren Häusern die Hauseingänge, die giebelseitig in einer kleinen Veranda angeordnet sind und von einer kurzen Freitreppe erreicht werden; im Obergeschoss tragen sie jeweils einen Balkon. Die Dächer, die über vergleichweise weite Überstände verfügen, sind in betont rustikaler Weise an der Untersicht verbrettert und liegen auf einfachen beschnitzten Pfettenvorstössen. Die Häuser Nr. 13 und 14 besitzen noch die bauzeitlichen Einfriedigungen mit einfachen Schmiedeeisengeländern.
Haus Nr. 17 (Vers.-Nr. 347) orientiert sich in seinen Formen ebenfalls am beschriebenen Typus; es ist jedoch als einziges in bescheideneren Abmessungen lediglich einstöckig ohne Kniestock und Quergiebel ausgeführt, was ihm ein anderes Aussehen verleiht. Auf der Ostseite wurde das Dach sicherlich nachträglich über eine offene Veranda herabgeschleppt; westlich schliesst ein jüngerer Anbau an, wodurch die Erscheinung verunklärt ist.
Haus Nr. 14 (Vers.-Nr. 335) zeigt als einziges Gebäude der Strasse eine abweichende, spätklassizistisch geprägte Erscheinung. Der zweistöckige Baukörper wird von drei auf drei Fensterachsen gegliedert und wendet sich im traufständig orientierten Satteldach mit einem mittigen Quergiebel zur Strasse. Die Gebäudekanten werden von kräftig profilierten, gezahnten Putzquaderungen gefasst; das Erdgeschoss ist bis zum Sohlbankgesims des Obergeschosses gefugt. Die Einzelfenster werden von Rechteckgewänden mit Konsolsteinen gerahmt, die im Erdgeschoss klassizistische, gerade Verdachungen besitzen. Am Dach haben sich teilweise die ausgesägten Traufbretter erhalten. Der Vorgarten ist bei diesem Haus im wesentlichen noch in seiner Anlage aus der Entstehungszeit des Hauses erhalten und wird von einer schmiedeeiserner Einfriedigung umgeben.
Haus Nr. 15 ist abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt.
(Inneres der Häuser nicht gesehen.)
Weitere Häuser in ähnlichen Formen prägen teilweise auch die umliegenden Strassenzüge; diese sind jedoch stärker von Bauten anderer Entstehungszeit durchsetzt und bilden im Unterschied zur Habsburgstrasse keine in sich geschlossene Gruppe.
Anmerkungen:[1] Baumann 1983, S. 662.
[2] Staatsarchiv Aargau, CA. 0001/0214-0217; Brandkataster Gemeinde Windisch, 1850-1938.
Literatur:– Max Baumann, Geschichte der Gemeinde Windisch vom Mittelalter zur Neuzeit, Brugg, 1983, S. 662.
Quellen:– Staatsarchiv Aargau, CA. 0001/0214-0217; Brandkataster Gemeinde Windisch, 1850-1938.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=130284
 

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