INV-WIN945 Portierhaus der Klinik Königsfelden, 1907-1908 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-WIN945
Signatur Archivplan:WIN945
Titel:Portierhaus der Klinik Königsfelden
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Südwesten (2015)
Bezirk:Brugg
Gemeinde:Windisch
Ortsteil / Weiler / Flurname:Königsfelden
Adresse:Zürcherstrasse, Einfahrt zum Klinikareal Königsfelden
Versicherungs-Nr.:348
Parzellen-Nr.:3018
Koordinate E:2658453
Koordinate N:1259096
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2658453&y=1259096

Chronologie

Entstehungszeitraum:1907 - 1908
Grundlage Datierung:Literatur

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:WIN012
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Gärtnerhaus, Pförtnerhaus
Epoche / Baustil (Stufe 3):Heimatstil

Dokumentation

Autorschaft:Christoph Hugo von Albertini (1854–1947), Kantonshochbaumeister, Aarau
Würdigung:Portierhaus der Heil- und Pflegeanstalt Königsfelden, das 1907/08 von Kantonsbaumeister Christoph Hugo von Albertini in Heimatstilformen errichtet wurde. Das sorgfältig gestaltete Gebäude, welches den Haupteingang der Parkanlage an der Zürcherstrasse besetzt, fügt sich als nachträgliche Ergänzung harmonisch in den Park (Kantonales Denkmalschutzobjekt WIN012), der zusammen mit dem Hauptgebäude (Kantonales Denkmalschutzobjekt WIN009) 1870–73 angelegt und als integraler Teil des Klinikbetriebs verstanden wurde. Es bildet somit einen Bestandteil der Anlage, die als eines der bedeutendsten Gartendenkmäler seiner Zeit im Kanton Aargau gelten kann.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Die Heil- und Pflegeanstalt Königsfelden wurde 1868–72 vom kantonalen Hochbaumeister (Kantonsbaumeister) Karl Ferdinand Rothpletz in Zusammenarbeit mit Anstaltsdirektor Edmund Schaufelbüel errichtet. Von 1870–73 entstand der Park, für dessen Gestaltung Rothpletz den Zürcher Stadtgärtner Rudolf Blattner beizog, nachdem er sich zunächst an den in Winterthur ansässigen, 1870 allerdings verstorbenen Gartenarchitekten Conrad Löwe gewandt hatte. Der Park wurde von Anfang an als integraler Bestandteil der Anstalt verstanden und in fortschrittlichem Sinn in den Dienst der Patienten und ihrer Kur gestellt. Seine Gestaltung erscheint gerade im Vergleich zu anderen Klinikbauten der Zeit ausgesprochen aufwendig und belegt damit die hohe Bedeutung, welche man der Anstalt beimass [1].
Das Anstaltsgebäude erfuhr 1892–95 eine Erweiterung nach Plänen von Architekt Robert Moser. Im Garten wurde 1895 ein „hübscher Pavillon erstellt“, wohl die bestehende Kegelbahn. Im Zug einer zweiten Erweiterung der Anstalt entstanden zusammen mit zwei Pavillons für „Unruhige“ ab 1904 auch die beiden bestehenden Portierhäuser, von denen das eine hier beschrieben ist, sowie ein Arztwohnhaus. Architekt sämtlicher Erweiterungsbauten war der von 1899 bis 1925 amtierende kantonale Hochbaumeister Christoph Hugo von Albertini. Baubeginn der Portierhäuser war 1907. Am 1. September 1908 konnten die Neubauten eingeweiht werden [2].
Als weitere Neubauten entstanden im Park 1932 das Verwaltungsgebäude (Vers.-Nr. 66) nach Plänen des Brugger Architekten Carl Froelich, 1963/64 das Schwesternhochhaus nach dem von den Architekten W. Blattner und H. Schenker, Rombach AG, verfassten Siegerprojekt aus einem Wettbewerb von 1961. In denselben Jahren wurden zwischen 1963 und 1967 die ehemals vorhandenen Umfassungsmauern abgebrochen, welche zuvor die Patientengärten vom umliegenden Parkgelände trennten. Nächste bauliche Erweiterungen erfolgten 1967–69 im rückwärtigen Bereich des Areals. 1971 wurden eine Renovation des Hauptgebäudes und eine Erneuerung des Parks beschlossen, wobei sich letztere über die ganzen 1970er und 80er Jahre hinzog. Die Renovationsarbeiten am Hauptgebäude konnten 1979 abgeschlossen werden. Schon 1976 waren die niedrigeren, quergestellten Nordflügel des Hauptgebäudes abgebrochen worden; 1989 folgte das Wirtschaftsgebäude im Hof. Nach 1993 wurden die im Park gelegenen Pavillonbauten von 1906 abgebrochen [3].
2009 verabschiedete der Regierungsrat einen Masterplan, der als Grundlage für die Erhaltung und bauliche Weiterentwicklung des gesamten Areals Königsfelden dient. 2012 wurde ein Parkpflegewerk als Grundlage für den Umgang mit dem unter kantonalem Denkmalschutz stehenden Garten erarbeitet [4].
Beschreibung:Das Portierhaus bildet als nachträgliche Ergänzung einen Bestandteil der Parkanlage der Heil- und Pflegeanstalt Königsfelden. Im Sinn des späten Landschaftsgartens gestaltet, umfasst diese das Anstaltsgebäude an allen Seiten, mit Ausnahme der ursprünglich von Versorgungsbauten eingenommenen Nordseite. Die Gesamtanlage mit ihren malerisch angelegten Wegen und durch Pflanzungen gefassten intimen Plätzen, die Betonung der Hauptfassade durch den axial angelegten Springbrunnen und die teilweise seltenen und exotischen Bäume sind als bauzeitliche Bestandteile der Anlage typische Merkmale für diese Epoche der Gartenarchitektur. Auch Kleinarchitekturen wie die nachträglich erstellte Kegelbahn von 1895 fügen sich nahtlos in ein solches Ensemble. Die ursprünglichen Umfassungsmauern zwischen Patientengärten und umgebende Park sind nicht mehr vorhanden.
Das hier beschriebene Portierhaus von 1908 besetzt den nach Südwesten zur Zürcherstrasse gerichteten Haupteingang der Anlage, von dem aus der Fahrweg in leicht geschwungener Trassierung auf die Mittelachse des Hauptgebäudes führt. Ursprünglich stand hier nur die Toranlage, deren Grunddisposition von der erneuerten Umfriedigung nachgezeichnet wird. Das Gebäude, welches die Erscheinung eines Wohnhauses hat und dem Portier auch zu diesem Zweck diente, ist in zeittypischen Heimatstilformen gehalten. Der einstöckige Mauerbau ist mit Besenwurf verputzt und besitzt einen hohen, bis zur Sohlbank der Erdgeschossfenster reichenden Sockel aus unregelmässig gefügten, grob bossierten Kalksteinquadern. Über dem hohen Kniestock wird er von einem eher flach geneigten Krüppelwalmdach abgeschlossen, welches an der zur Einfahrt gerichteten östlichen Traufseite als Mansarddach weit herabgezogen ist. Zu den Eintretenden wendet sich hier eine einspringende Laube mit zwei in Volkskunstmotiven beschnitzten Pfosten und ausgesägter Brüstung; darüber erheben sich im Dach zwei asymmetrisch plazierte grosse Dachgauben mit Krüppelwalmdach. Die Fenster sind fast durchwegs als Zweier- und Dreiergruppen ausgebildet und mit Jalousieläden versehen (erneuert). Ein zeittypisches Schmuckmotiv sind die beschnitzten Büge an den Giebelfronten des Hauptdaches wie auch der Lukarnendächlein. Das Dach ist mit doppelt verlegten Biberschwanzziegeln eingedeckt. (Inneres nicht gesehen.)
Weitere Bauten im Park der Anstalt Königsfelden sind die im Schweizer Holzbaustil errichtete Kegelbahn von 1895 (Vers.-Nr. 272, geschützt als Bestandteil des Parkes: Kantonales Denkmalschutzobjekt WIN012) im südöstlichen Bereich der Anlage, das in gepflegten neoklassizistischen Formen gehaltene Verwaltungsgebäude von 1932 (Vers.-Nr. 668, nicht Teil des Schutzumfangs), das in einem allseitig von Baumgruppen gerahmten Bereich südwestlich des Hauptgebäudes liegt sowie das weiter westlich zum Rand der Anlage hin gelegene Schwesternhochhaus von 1963/64 (Vers.-Nr. 1202, nicht Teil des Schutzumfangs).
Anmerkungen:[1] Michel 2012, S. 13 u. 17f. Zu Karl Ferdinand Rothpletz (1814–1885) vgl. Rucki / Huber 1998, S. 458.
[2] Michel 2012, S. 19f. Zu Christoph Hugo von Albertini (1854–1947), über dessen Tätigkeit erstaunlich wenig bekannt ist, vgl. INSA Aarau, S. 91.
[3] Michel 2012, S. 20f.
[4] Masterplan Königsfelden 2009; Parkpflegewerk Königsfelden 2012.
Erwähnung in anderen Inventaren:– Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
– ICOMOS. Liste historischer Gärten und Anlagen der Schweiz, Kanton Aargau, Windisch 4123-01.
Literatur:– INSA. Inventar der neueren Schweizer Architektur. 1850-1920, Bd. 1: Aarau, Altdorf, Appenzell, Baden, Zürich 1984, S. 91 (zum Architekten).
– Kanton Aargau, Departement Finanzen und Ressourcen, Immobilien Aargau: Masterplan Areal Königsfelden, 2009 (Archiv Kantonale Denkmalpflege).
– Kanton Aargau, Departement Finanzen und Ressourcen, Immobilien Aargau: Psychiatrische Klinik Königsfelden. Parkpflegewerk, verfasst von Schweingruber Zulauf Landschaftsarchitekten, Zürich, 2012 (Archiv Kantonale Denkmalpflege).
– Regula Michel, Historische Entwicklung, in: Parkpflegewerk 2012, S. 13–22.
– Isabelle Rucki / Dorothee Huber, Architektenlexikon der Schweiz, 19./20. Jahrhundert, Basel 1998, S. 458 (zum Kontext).
Quellen:– Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotoarchiv.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=130285
 

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