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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1786 |
Grundlage Datierung: | Inschrift (Ofenkachel) |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Bäuerlicher Vielzweckbau |
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Schutz / Status |
Status Bauinventar: | Neuaufnahme Bauinventar 2016 |
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Dokumentation |
Inschriften: | 1786 (Ofenkachel in Feuermauer Küche); „W BB 1912“ (Bodenplatte Hauseingang) |
Würdigung: | Abseits des alten Dorfkerns an der Grenze zu Leutwil stehendes Bauernhaus, das einen in Dürrenäsch selten gewordenen älteren Bautypus des hölzernen Strohdachhauses repräsentiert. Namentlich am Wohnteil und teilweise auch am Scheunentrakt haben sich wesentliche Teile der originalen Ständerkonstruktion mitsamt dem hochstudartigen Dachgerüst erhalten, was dem Gebäude trotz der im Laufe der Zeit stattgefundenen Veränderungen eine erhebliche typologische und konstruktionsgeschichtliche Bedeutung verleiht. Das aus einem kleinbäuerlichen Kernbau hervorgegangene Gebäude weist eine vielschichtige, nicht in allen Teilen geklärte Baugeschichte auf, welche zumindest ins Jahr 1786, möglicherweise aber auch weiter zurück datiert. Es handelt sich somit um einen wichtigen Zeugen des ländlichen Bauens in der Gemeinde. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Eine in die Feuerwand der Küche eingefügte alte Ofenkachel mit der Inschrift „Hans Ruodi/Bätzi Schneg zu/Düren Esch/1786“ deutet auf ein Baujahr zumindest im späten 18. Jh. hin. Die Ausgestaltung der Bohlenwände mit zweigeschossig hochgeführten Ständern und eher schmal dimensionierten verblatteten Kopfhölzern könnte mit dieser Datierung übereinstimmen. Die auf Höhe des Dachbodens seitlich versetzte Firstständerkonstruktion zeigt eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Dachaufbau des ins Freilichtmuseum Ballenberg versetzten Kleinbauernhauses aus der Nachbargemeinde Leutwil [1]. Im ersten Brandkataster von 1829 wird das Gebäude als „Wohnhaus samt Scheune, von Holz, mit gewölbtem Keller und Strohdach“, in den Händen von Friedrich Walti, aufgeführt [2]. 1831 ging die Liegenschaft an Hans Rudolf Walti und 1872 an Karl Lüscher, von Beruf Blattmacher (vermutlich Schindelmacher), über. 1882 werden bauliche Verbesserungen, unter anderem die Erstellung eines Kamins, verzeichnet; 1895 erfolgte der Anbau einer Werkstatt. Die rückwärtige Erweiterung des Wohnteils unter abgeschlepptem Dach dürfte ebenfalls im Laufe des 19. Jh. entstanden sein, der genaue Zeitpunkt bleibt vorderhand ungeklärt. Der Wechsel des Dachbelags von Stroh auf Ziegel ging – wie besonders in einfacheren wirtschaftlichen Verhältnissen nicht ungewöhnlich – schrittweise im ausgehenden 19. und im früheren 20. Jh. vor sich. Über Johann Lüscher und Gottlieb Lüscher gelangte das Haus 1910 an Cigarrenmacher Bolliger, auf den die in eine Zementsteinplatte beim Eingang eingelassene Inschrift „W BB 1912“ verweisen dürfte. 1928 wurde der Fabrikarbeiter Theodor Fischer-Gloor Eigentümer der Liegenschaft, ehe diese an die Familie Sager überging. |
Beschreibung: | Der längliche Baukörper steht in Südost-Nordwest-Ausrichtung traufständig an der Leutwilerstrasse. Unter durchlaufendem, heute mit Falzziegeln eingedecktem Giebeldach sind Wohnteil, Tenn und Stall des Kernbaus zu einem Mittertennhaus angeordnet und rückseitig wie auch in der Firstlinie durch jüngere Anbauten ergänzt. Weitgehend noch im Originalzustand präsentiert sich die strassenseitige Nordostfassade des Wohnteils. Hier tritt die alte Holzkonstruktion mit Eichenschwelle, zweigeschossig abgebundenem Ständergerüst, Geschossriegeln, liegenden Bohlenfüllungen, aussteifenden Kopfhölzern und Bügen sowie spärlich eingefügten Lichtöffnungen noch vollumfänglich zutage. Seitlich schliesst das grosse holzgenagelte Tenntor an, gefolgt vom Stall, der als Rarität ebenfalls noch die hölzerne Aussenwand bewahrt hat. Auch an der südöstlichen Stirnseite ist im Bereich des Kernbaus das alte Wandgerüst mit zweigeschossig hochgeführten Ständern und Geschossrähmen noch erkennbar, wogegen die verputzten Wandflächen und die axial angeordneten Einzelfenster einer jüngeren Bauphase im 19. Jh. zuzuordnen sind. Vermutlich aus der gleichen Zeit stammt die ähnlich gestaltete rückwärtige Wohnungserweiterung unter leicht geknicktem Schleppdach. Nochmals jünger ist der Dachgiebel, der wohl kurz nach 1900 anlässlich der Umdeckung mit Ziegeln aus einer ursprünglich abgewalmten Dachfläche hervorgegangen ist (Gefache später mit Kalksandsteinen ausgefacht). Wie die nördliche Stubenwand ist auch die Bohlenständerwand zwischen Wohnteil und Tenn noch im ursprünglichen Zustand erhalten, das gleiche gilt für die Binnenwände im Obergeschoss. Besonders anschaulich sind hier die geringen Ausmasse des alten Kernbaus mit den Nahtstellen zur jüngeren rückwärtigen Wohnungserweiterung nachvollziehbar. Über dem Kernbau erhebt sich ein hochstudartiges Dachgerüst, bestehend aus zwei schmal dimensionierten, auf Höhe des Dachbodens abgefangenen Firstständern nebst Firstpfette, Unterfirst und stehenden Stuhljochen als Verstärkung. Abweichend von der „klassischen“ Hochstudkonstruktion sind im vorliegenden Fall die Firstständer seitlich versetzt vom darunter liegenden Wandständer auf dem Spannbaum abgefangen (Vergleichsbeispiel Kleinbauernhaus von Leutwil in der Bilddokumentation). Der Kernbau des Wohnteils zeigt ein für Kleinbauernhäuser gängiges Grundrissmuster mit ausgesprochen engen Raumverhältnissen. Durch den ebenerdigen traufseitigen Hauseingang gelangt man unmittelbar in die Küche, welche sich gangartig über die gesamte Haustiefe erstreckt und eine einfache Holzstiege ins Obergeschoss aufnimmt. An der östlichen Stirnseite schliessen mit kleiner Grundfläche und niedrigen Raumhöhen Stube und Nebenstube an (heute zusammengelegt). Unter den beiden Wohnräumen erstreckt sich ein von der Küche aus zugänglicher tonnengewölbter Keller. Das Obergeschoss zeigt mit dem über der Küche gelegenen Gang und den zwei Schlafkammern dasselbe Raummuster wie das Erdgeschoss. Die ausgesprochen engen Wohnverhältnisse haben erst mit dem rückwärtigen Schleppdachanbau im 19. Jh. eine gewisse Erweiterung erfahren. Nebst den baugeschichtlich wertvollen konstruktiven Elementen finden sich im Hausinnern auch aussagekräftige Teile der alten Wohnungsausstattung. In der Stube steht ein intakt erhaltener hellblauer Biedermeier-Kachelofen aus der zweiten Hälfte des 19. Jh., mit weissem Fries und gedrechselten hölzernen Füssen; seitlich schliesst die zugehörige zweistufige Sitzkunst an. Vermutlich vom Vorgängerofen stammen die grünen Kacheln in der Feuerwand der Küche. Hier eingelassen ist die bereits erwähnte Inschriftenkachel von 1786. |
Anmerkungen: | [1] Kleinbauernhaus von 1802/03d ehemals in Leutwil, seit 2000 im Freilichtmuseum Ballenberg. Vgl. hierzu Räber 2002, S. 102 (Abb. 133a,b). [2] Staatsarchiv Aargau, BA.05.0069: Brandkataster Dürrenäsch 1829-1850; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0234-0237: Brandkataster Dürrenäsch 1850-1938. [2] Mündliche Auskunft Heinz Bertschi (2015); Baugesuchsakten Gemeindearchiv Dürrenäsch. [3] Zum Aarauer Hafnereigewerbe und zu Ofenmaler Johann Heinrich Egli vgl. Räber 2002, S. 198-202. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung. |
Literatur: | - Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 2: Fricktal und Berner Aargau, Baden 2002. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau, BA.05.0069: Brandkataster Dürrenäsch 1829-1850; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0234-0237: Brandkataster Dürrenäsch 1850-1938.
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Reproduktionsbestimmungen: | © Kantonale Denkmalpflege Aargau |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=130329 |
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