INV-GON932 Obere Egg 221, 1700 (ca.) (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-GON932
Signatur Archivplan:GON932
Titel:Obere Egg 221
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Südwesten (2015)
Bezirk:Kulm
Gemeinde:Gontenschwil
Adresse:Obere Egg 221
Parzellen-Nr.:1480
Koordinate E:2653697
Koordinate N:1235148
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2653697&y=1235148

Chronologie

Entstehungszeitraum:approx. 1700
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Schutz / Status

Status Bauinventar:Neuaufnahme Bauinventar 2016

Dokumentation

Inschriften:1714 (Hauseingang)
Würdigung:Auf der Egg stehendes ehemaliges Strohdachhaus, das seinen Gesamtcharakter mit südseitig ausgerichteter Stubenfront sowie prägendem Walmdach bewahrt hat. Als bautypologisch und konstruktionsgeschichtlich besonders wertvolles Element ist die rauchgeschwärzte Hochstudkonstruktion im Dachraum vollumfänglich erhalten. Zusammen mit der benachbarten Liegenschaft Obere Egg 213 (Bauinventarobjekt GON933) gehört das Gebäude zu den anschaulichsten Zeugen der kleinbäuerlichen Bebauung auf der Egg. Die giebelständig an den Strassenraum stossenden Gebäude tragen wesentlich zum gassenartigen Charakter des alten Dorfteils bei.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Seiner äusseren Form und Stellung sowie der kräftig ausgebildeten Hochstudkonstruktion nach zu schliessen, dürfte das Gebäude noch aus dem 17. Jh. stammen. Im Volksmund ist es als "Bernet Holligers hus auf der Egg" bekannt. Der Name bezieht sich auf den 1665 von Boniswil zugewanderten Bernhard Holliger [1]. Offenbar war das Haus schon früh unter verschiedenen Parteien aufgeteilt, was die engen, kleinbäuerlich geprägten Wohnverhältnisse deutlich machen.
Im Brandkataster von 1829 ist das Gebäude als "Wohnhaus mit Bescheuerung, von Holz und Stein, mit Strohdach" aufgeführt [2]. Damalige Eigentümer waren Jakob Frey und die Witwe von Melchior Klaus. 1851 fand unter dem Vermerk "Verbesserung" eine deutliche Erhöhung des Versicherungswertes statt, was auf beträchtliche bauliche Veränderungen schliessen lässt. Damals erhielt das ehemals hölzerne Gebäude wohl seine heutige Erscheinungsform als verputzter Mauer- und Fachwerkbau mit axial angeordneten Einzelfenstern. Später war das Gebäude sogar unter drei Parteien aufgeteilt. Auf einem Katasterplan von 1929 sind die verschachtelten Besitzverhältnisse anschaulich dargestellt (vgl. Fotodokumentation).
Der Wechsel von Stroh- auf Ziegelbelag fand nach 1900 statt. In jüngerer Zeit fand eine umfassende Modernisierung des nördlichen Hausteils statt.
Beschreibung:Das ehemalige Strohdachhaus ist mit Firstrichtung West-Ost an die leicht aufsteigende Strasse in der Oberen Egg gestellt. Der längliche Baukörper duckt sich unter einem steilen Vollwalmdach, das heute etwas unvorteilhaft mit Welleternit eingedeckt ist. Auf der strassenabgewandten Ostseite tritt die südgerichtete Stubenfront des Wohnteils zweigeschossig in Erscheinung und hat die axial angelegten Einzelfenster samt Hauseingang aus der Mitte des 19. Jh. bewahrt. Demgegenüber hat die eingeschossige Rückfront in jüngerer Zeit stärkere Veränderungen erfahren. In der Südwestecke zur Strasse hin ist ein kleiner Ökonomietrakt mit Tenn und Stall in den Baukörper integriert, nordseitig schliesst ein womöglich erst nachträglich eingebauter zusätzlicher Wohnteil an. Beidseits sind die massiv aufgeführten Steinhauern vermutlich aus Gründen des Windschutzes über die Fassadenflucht hinausgeführt
Im Dachraum hat sich die für Strohdachhäuser charakteristische rauchgeschwärzte Hochstudkonstruktion vollumfänglich erhalten. In der vorliegenden, kleinbäuerlich geprägten Form besteht sie lediglich aus zwei Firstständern (Hochstüden), ergänzt durch Firstpfette, Unterfirst, Sperrrafen, Windstreben und die ebenfalls original erhaltenen Rafenlagen.
Der nördliche Wohnteil und der ehemalige Scheunenteil sind im Innern modernisiert und weisen keine historische Ausstattung mehr auf. Demgegenüber soll der südliche Wohnteil weitgehend noch in der ursprünglichen Form erhalten sein [3].

Aktennotiz Besichtigung vom 7. Nov. 2018 (PR)
Die nachträgliche Besichtigung des südlichen Hausteils ergab folgende zusätzliche Erkenntnisse. Eine erneuerte Inschrift am Hauseingang liefert einen glaubhaften Hinweis auf ein Baudatum des Hauses von 1714. Von der originalen Bohlenständerkonstruktion sind an der Trennwand von Wohnteil und Tenn sowie im Obergeschoss noch aussagekräftige Teile erhalten. Ebenso sind im südlichen Wohnteil noch die alten Deckenbalkenlagen vorhanden (im Erdgeschoss durch jüngeres Täfer abgedeckt, im Obergeschoss teils noch offen sichtbar). Namentlich im Obergeschoss weist die bauzeitliche Holzkonstruktion eine offensichtliche Rauchschwärze auf, was auf das frühere Vorhandensein einer offenen Rauchküche ohne Kaminabzug hinweist.
Wohl aus dem früheren 19. Jh. stammt die südseitige Fassadengestaltung mit den leicht unregelmässig angeordneten Einzelfenstern, welche Aufschluss über die innere Raumgliederung geben (Dreiergruppe vor der Stube, Zweiergruppe vor der Nebenstube, kleinere Fensterformate vor den Schlafkammern im Obergeschoss). Die Fenstergestaltung mit sechsteiliger gesprosster Verglasung und Espagnoletteverschlüssen weist ebenfalls ins 19. Jh.
Die innere Raumordnung zeigt teils verwinkelte Verhältnisse, welche mit der eigentumsrechtlichen Aufteilung des Hauses in Zusammenhang stehen. Für kleinbäuerliche Verhältnisse als charakteristisch zu bezeichnen ist die Grundanlage des Wohnteils mit scheunenseitigem kleinen Stichgang zur innen gelegenen Küche sowie Stube und Nebenstube entlang der südlichen Schauseite des Hauses.
Von der historischen Ausstattung hat sich einzig ein aus grünen Kacheln bestehender Kastenofen in der Stube erhalten. Sämtliche Oberflächen (Böden, Decken, Zwischenwände) wie auch die Türen sind jüngeren Datums und ohne namhaften historischen Zeugenwert. Die Küche und der anschliessende Sanitärraum sind ebenfalls modernisiert. Gleichfalls ohne historischen Belang ist der ehemalige Stallbereich aus jüngerem Backsteinmauerwerk. Gleiches gilt für den mehrfach veränderten, mit jüngeren Stützsystemen verstärkten und nach Süden erweiterten Kellerraum. Der ostseitige Pultdachanbau mit Schopf und Schweinestall ist eher behelfsmässig und uneinheitlich gestaltet, weshalb auch ihm kein nennenswerter historischer Zeugenwert zukommt.
Anmerkungen:[1] Freundliche Mitteilung Rolf Bolliger, Gontenschwil (2016). Zur Geschichte der Holliger in Gontenschwil vgl. Steiner 1999/2000, S. 109-112.
[2] Staatsarchiv Aargau, BA.05.0070: Brandkataster Gontenschwil 1829-1850; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0238-0241: Brandkataster Gontenschwil 1850-1938.
[3] Der südliche Wohnteil konnte nicht besichtigt werden.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, BA.05.0070: Brandkataster Gontenschwil 1829-1850; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0238-0241: Brandkataster Gontenschwil 1850-1938.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=130916
 

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