INV-BES931 Hobackerstrasse 25, 1843 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-BES931
Signatur Archivplan:BES931
Titel:Hobackerstrasse 25
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Süden (2016)
Bezirk:Kulm
Gemeinde:Beinwil am See
Ortsteil / Weiler / Flurname:Hobacker
Adresse:Hobackerstrasse 25
Versicherungs-Nr.:265
Parzellen-Nr.:1573
Koordinate E:2657737
Koordinate N:1235762
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2657737&y=1235762

Chronologie

Entstehungszeitraum:1843
Grundlage Datierung:Brandkataster

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau
Epoche / Baustil (Stufe 3):Biedermeier

Dokumentation

Würdigung:Ehemaliger bäuerlicher Vielzweckbau von 1843, der durch einen sorgfältigen Umbau im Jahr 1923 sein heutiges Aussehen als reines Wohnhaus erhielt. Der seewärts gerichtete, biedermeierlich geprägte Wohnteil ist in zeittypischer Weise streng gegliedert. Er wurde 1923 an der Stelle der ehemaligen Ökonomie um einen Anbau erweitert, der zusammen mit dem alten Bestand ein neues Ganzes bildet und eine für die Entstehungszeit ebenso originelle wie auch qualitätvolle Umbaulösung darstellt. Durch kontinuierlichen und sorgfältigen Unterhalt bewahrt das Gebäude bis heute am Äusseren wie auch im Inneren in ausgesprochen hohem Mass historische Bausubstanz aus beiden Bauphasen, darunter die originalen, heute seltenen Fenster und Vorfenster aus dem mittleren 19. Jahrhundert, womit ihm ein hoher materieller Zeugenwert zukommt.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Gemäss Angabe im Brandkataster wurde das Gebäude 1843 für Heinrich Merz, Salzauswägers, errichtet. Der erste Eintrag lautete auf ein „Wohnhaus mit Bescheuerung, zwei Stok hoch, von Stein und Holz, mit gewölbtem Keller und Ziegeldach“ [1]. Gemäss mündlicher Überlieferung soll der Neubau unter Wiederverwendung von Teilen eines erst 1831 auf dem Zihl erbauten Hauses entstanden sein, wobei allerdings unklar bleibt, um welche Bauteile es sich bei dem Mauerbau handeln könnte [2]. 1878 wird als Eigentümer Johann Rudolf Merz, Löwenwirth, genannt. 1880 ging die Liegenschaft durch Kauf an Samuel Eichenberger, Ammann, über. Spätere Eigentümer waren ab 1888 dessen Witwe Rosina Eichenberger-Vogt, ab 1912 Elise und Seline Eichenberger.
Sein heutiges Aussehen als reines Wohnhaus erhielt der ehemalige Vielzweckbau im wesentlichen durch einen Umbau von 1923, bei dem der Ökonomieteil abgebrochen und unter der alten Dachkonstruktion durch einen Wohnhausanbau ersetzt wurde [3]. Ab 1924 war in der Erdgeschosswohnung die Haushaltungsschule der Gemeinde untergebracht, weil im Alten Schulhaus dafür der Platz fehlte [4]. Erst bei einer Renovation des gesamten Hauses 1972/73 wurde das Erdgeschoss wieder als Wohnung eingerichtet. 1985 wurde der alte Hausteil mit Besenwurf neu verputzt, wie er in Anlehnung an den Verputz des Anbaus evtl. schon seit dessen Realisierung 1923 bestanden hatte. Bis heute wurde das Haus mitsamt seiner Ausstattung durch stetigen Unterhalt ausgesprochen sorgfältig gepflegt, so dass sich die historische Bausubstanz in seltener Vollständigkeit erhalten hat.
Beschreibung:Das Gebäude erhebt sich am nördlichen Ende des Bahnhofareals, wo es mit dem First parallel zur Fallinie an den Fuss des ansteigenden Hangs gesetzt ist. Es besteht aus dem seewärts gerichteten Wohnteil des ehemaligen bäuerlichen Vielzweckbaus von 1843 und dem hangwärts gerichteten, in Heimatstilformen gehaltenen Wohnhausanbau von 1923, der durch sorgfältige Gestaltung geschickt mit dem alten Bestand verbunden wurde.
Ursprünglich entsprach das Gebäude mit seinem biedermeierlich geprägten, gemauerten Wohnteil, dem in Ständerbauweise erstellten Scheunentrakt (vgl. Bilddokumentation) und dem von Anfang mit Ziegeln gedeckten, geraden Vollwalmdach einem Haustypus des frühen 19. Jahrhunderts, der in der Dachform noch Anklänge an die älteren Strohdachhäuser bewahrt. Die längsseitig nach Süden gerichtete Stubenfront des alten Wohnteils ist in zeittypisch strenger Anordnung mit sechs Achsen von Einzelfenstern gegliedert, die von gefalzten Muschelkalkgewänden gerahmt werden. Sie besitzen hier wie auch an den übrigen Fassaden des ursprünglichen Wohnteils noch die bauzeitlichen Verschlüsse samt Vorfenstern mit zeittypischer Sprossenteilung in zwei mal vier liegende Rechteckfelder. Der Hauseingang nimmt nach einem üblichen Schema die ursprünglich dem Tenn benachbarte Achse ein und wird von einem Muschelkalkgewände mit profilierter Verdachung gerahmt. Erhalten ist die bauzeitliche, gefelderte Haustür mit Rautendekor. Sie wurde beim Umbau von 1923 samt Oblicht um die Laubentiefe des unmittelbar angrenzenden Anbaus in das Gebäudeinnere versetzt und dort von zwei beschnitzten hölzernen Viertelsäulen in Volkskunstmotiven gerahmt wird. Zugglocke und Gestänge stammen von anderen historischen Gebäuden und wurden 1973 am Haus montiert. Der Besenwurf-Verputz orientiert sich am Anbau von 1923 und stammt in seiner heutigen Form von 1985.
Die durch die Vegetation kaum einsehbare östliche Stirnseite des ursprünglichen Wohnteils ist in zwei, die nach Norden gerichtete Rückfront in vier leicht unregelmässig verteilten Achsen ebenfalls mit Einzelfenstern versehen. Der analog zum Vordereingang gelegene Hintereingang wird von einem wuchtigen Muschelkalkgewände gerahmt, das ursprünglich wohl auch als Gewände der Tenneinfahrt diente und besitzt ebenfalls noch das bauzeitliche, gefelderte Türblatt mit Rautendekor in Entsprechung zum Vordereingang.
Der Anbau von 1923 schliesst unmittelbar an die Baufluchten des alten Wohnteils an und fügt sich damit unter das Volumen des alten Daches, das bergseitig gegenüber dem ursprünglichen Zustand wohl um einige Meter verkürzt wurde. Er ist mit zeittypischem Besenwurf verputzt. An der nach Süden gewandten Schaufront öffnen sich auf beiden Geschossen über die gesamte Breite des Anbaus einspringende Lauben, von denen die obere als dreiseitig gebrochener Balkon über die Fassadenflucht vorspringt und mit seinen zwei stützenden Kunststeinsäulen einen Hauptakzent des Gebäudes bildet. Dasselbe Material ist auch für die weiteren Gliederungselemente am Anbau verwendet. Auf die Lauben öffnen sich ein EinzeIfenster im Erdgeschoss und eine Balkontür im Obergeschoss; die westliche Stirnseite ist mit zwei Achsen von Einzelfenstern besetzt. Auch am Anbau sind durchgehend noch die ursprünglichen Fenster samt Vorfenstern vorhanden, die mit zwei mal vier liegende Rechteckfeldern auch in der Sprossenteilung gestalterisch an den alten Hausteil anschliessen. Sie tragen hölzerne Jalousieläden.
Das Dach ist mit alten Biberschwanzziegeln in Einfachdeckung versehen. Es wird über der westlichen Stirnseite durch einen dreieckigen Zwerchgiebel mit rundbogiger Lichtöffnung akzentuiert. Die Dachuntersichten sind in Anlehnung an den alten Wohnteil ringsum vertäfert und heute zweifarbig gefasst.
Bergseitig schliesst an den Anbau ein Holzschopf an, der mit seinem winkelförmig zur Stirnseite gerichteten, langgestreckten Volumen einen räumlich abgeschlossenen Gartensitzplatz definiert. Er ist mit einer vertikalen Verbretterung versehen, die von einer breiten Lüftungsöffnung mit beschnitzten Holzsäulchen akzentuiert wird, und wird von einem Satteldach abgeschlossen (heute als Heizungslokal genutzt).
Der Hauseingang des alten Wohnteils öffnet sich auf einen Quergang, neben dem auf beiden Geschossen in üblicher Viererteilung im Vorderhaus Stube und Nebenstube, im Hinterhaus die Küche sowie eine Kammer angeordnet sind. Im rückwärtigen Bereich liegt parallel zum Quergang der Treppenlauf ins Obergeschoss. Die einfache, aber grossteils ursprüngliche Ausstattung hat sich in seltener Vollständigkeit und in ausgezeichnetem Zustand erhalten. Sämtliche Wohnräume sind mit einfachem Feldertäfer samt Wandschränken ausgestattet und besitzen im Erdgeschoss Balkendecken mit Deckleisten, im Obergeschoss Täferdecken. Ein Kachelofen im Erdgeschoss stammt vom Umbau von 1972/73; im Wohnzimmer des Obergeschosses hat sich eine grüne Sitzkunst wohl aus der Entstehungszeit des Hauses erhalten. Die ursprünglichen Böden sind vielleicht teilweise unter den späteren Belägen erhalten; teilweise sind sie durch jüngere Riemenböden ersetzt. Die beiden Küchen stammen mit ihrer Einrichtung wohl von Umbau von 1923 und zeigen Zementplattenböden mit über Eck verlegten farbigen Ziereinlagen und gelblichbeige Wandfliesen. Analog gestaltet ist der Boden im erdgeschossigen Quergang. Ein Gewölbekeller liegt firstparallel unter dem rückwärtigen Bereich des Hauses. Er ist über eine Treppe vom Quergang her und einen Aussenzugang an der östlichen Stirnseite erschlossen.
Der Anbau von 1923 enthält im Vorderhaus auf beiden Geschossen je einen Raum mit zeittypisch schlichter Ausstattung in holzsichtigem Weichholztäfer und bauzeitlichem Riemenboden. Rückwärtig liegen die Badezimmer.
An dem axial zum Hauseingang gerichteten Zugangsweg ist ein Muschelkalkbrunnen mit längsgerichtetem Trog aufgestellt; der aufwendig gestaltete Stock mit gefelderten Seiten, profilierter Abdeckplatte und Vasenaufsatz stammt vom Restaurant „Homberg“ und wurde 1976 hier aufgestellt [4]. Neben dem Zugangsweg liegt vor dem alten Wohnteil ein durch Hecken abgetrennter Hausgarten. Das gesamte Haus ist von altem Baumbestand umgeben.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau, BA.05/0067, Bezirksamt Kulm, Brandkataster Gemeinde Beinwil am See, 1829-1850; CA.0001/0220-0223, Brandkataster Gemeinde Beinwil am See, 1850-1938.
[2] Baugeschichtliche Angaben, zusammengestellt und freundlicherweise zur Verfügung gestellt durch die Eigentümerin. Von hier auch die baugeschichtlichen Angaben im folgenden.
[3] Vgl. auch die wesentliche Steigerung des Versicherungswertes im Jahr 1924: Staatsarchiv Aargau, BA.05/0067, Bezirksamt Kulm, Brandkataster Gemeinde Beinwil am See, 1829-1850; CA.0001/0220-0223, Brandkataster Gemeinde Beinwil am See, 1850-1938.
[4] Baugeschichtliche Angaben der Eigentümerin.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Literatur:- Steiner et al. 2012 (histor. Aufnahme).
Quellen:- Baugeschichtliche Angaben zum Haus Hobackerstrasse Vers.-Nr. 265, zusammengestellt von der Eigentümerin, 2016 (Kopie Kantonale Denkmalpflege).
- Kolorierte Zeichnung des Hauses vor dem Umbau von 1923, im Haus (2016).
- Staatsarchiv Aargau, BA.05/0067, Bezirksamt Kulm, Brandkataster Gemeinde Beinwil am See, 1829-1850; CA.0001/0220-0223, Brandkataster Gemeinde Beinwil am See, 1850-1938.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=131011
 

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