INV-BES932 Gerbeweg 15, 1847-1848 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-BES932
Signatur Archivplan:BES932
Titel:Gerbeweg 15
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Norden (2015)
Bezirk:Kulm
Gemeinde:Beinwil am See
Adresse:Gerbeweg 15
Versicherungs-Nr.:129
Parzellen-Nr.:857
Koordinate E:2657876
Koordinate N:1235285
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2657876&y=1235285

Chronologie

Entstehungszeitraum:1847 - 1848
Grundlage Datierung:Brandkataster

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Wohnhaus
Epoche / Baustil (Stufe 3):Biedermeier

Dokumentation

Würdigung:Spätklassizistisch-biedermeierliches Wohnhaus von 1847/48, das durch seine zeittypisch strenge, gut proportionierte Gestaltung auffällt. Am Äusseren weitgehend intakt erhalten, bildet das Gebäude zusammen mit einer Reihe ähnlich gestalteter Bauten entlang der Luzernerstrasse (Bauinventarobjekte BES933-936) eine Baugruppe, die den Aufschwung des Fabrikdorfs im mittleren 19. Jahrhundert anschaulich dokumentiert und das Ortsbild von Beinwil am See bis heute massgeblich prägt.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Gemäss Angabe im Brandkataster wurde das Gebäude 1847/48 für Jakob Baur, Bäcker, errichtet. Dieser verlegte sich nach dem Pionier der Beinwiler Zigarrenindustrie Johann Jakob Eichenberger im Jahr 1858 als zweiter ebenfalls auf das bald sehr einträgliche Gewerbe und erscheint im folgenden Brandkataster von 1876 entsprechend als „Fabrikant“. Im Brandkatastereintrag von 1850 wird das Gebäude als „zweistöckiges Wohnhaus mit gemauerten Fronten, von Mauer mit 3 gewölbten Kellern unter Ziegeldach“ beschrieben. 1858 ist eine „Verbesserung“ vermerkt, 1863 eine „Zimmervermehrung“, die vielleicht auf den rückwärtigen Anbau zu beziehen ist [1].
Die beiden Mietwohnungen wurden in den vergangenen Jahrzehnten in üblicher Weise renoviert.
Beschreibung:Das Wohnhaus, das gleich nach dem „Löwen“ (Bauinventarobjekt BES901) die Bebauung der Luzernerstrasse eröffnet, ist in den schlichten spätklassizistisch-biedermeierlichen Formen der Zeit um 1850 gehalten. Es gehört zu einem Ensemble ähnlich gestalteter und in denselben Jahrzehnten entstandener Häuser entlang der Luzernerstrasse. Der zweigeschossige, verputzte Mauerbau wird von einem mittelsteilen, geraden Satteldach mit Kniestock abgeschlossen. Zur Strasse wendet sich die dreiachsige nordöstliche Traufseite, die beidseits eines übergiebelten Mittelrisalits je eine Achse von Doppelfenstern besitzt, während die beiden Giebelfassaden mit je vier Achsen von Einzelfenstern besetzt sind. Die Steingewände werden an der Hauptfassade durch gerade Verdachungen zurückhaltend akzentuiert. Von Kapitellen abgeschlossene Quaderlisenen fassen sämtliche vier Gebäudekanten. Der eher schmale Risalit nimmt im Erdgeschoss den ursprünglichen, heute wegen dem Trassee der Seetalbahn nicht mehr benutzten Hauseingang auf. Dieser wird von einer zweiläufigen Treppe erschlossen und von einem Obergeschossbalkon mit zierlichem Schmiedeeisengeländer bekrönt. Vielleicht etwas jünger ist das Schmiedeeisengeländer der Freitreppe. Als besondere Schmuckmotive öffnen sich im Dachgeschoss dreiteilige Staffelfenster, die im Quergiebel von einem querovalen Okulus (Rundfenster), an den beiden Stirnseiten von einem Doppelfenster und einer Lünette (Halbrundfenster) überhöht werden. Unter der verbretterten Dachuntersicht öffnen sich an den traufseitig doppelte querrechteckige Lüftungsöffnungen in der Form klassizistischer Mezzaninfenster. Die Jalousieläden sind in Metall ersetzt.
An die ursprünglich vierachsige rückwärtige Traufseite stösst ein langgestreckter, ebenfalls zweigeschossiger Quergiebelanbau, der mit der nördlichen Stirnseite fluchtet. Das teilweise offene Erdgeschoss fasst heute den Eingang der Erdgeschosswohnung. Erhöht an der Stirnseite des Quergiebelanbaus liegt der Eingang zur Obergeschosswohnung, darüber im Giebelfeld eine ehemalige Aufzugsöffnung. Im einspringenden Winkel zwischen Haus und Anbau erhebt sich ein jüngerer zweigeschossiger Terrassenanbau. Die Dächer von Haus und Anbau sind heute mit Falzziegeln gedeckt. Auf dem First des Hauptdaches erheben sich zwei charakteristische Blitzableiter aus dem 19. Jh.
Im Inneren ist das Haus nach einem zeittypischen Schema um einen Quergang mit einläufiger Treppe und beidseitig anstossenden Räumen organisiert. Die südliche Gebäudehälfte nehmen im Vorderhaus die Stube, im rückwärtigen Bereich Küche und Esszimmer ein. In den beiden heute getrennt erschlossenen Geschosswohnungen haben sich an bauzeitlicher Ausstattung gestemmte Täfer, entsprechende Zimmertüren und Wandschränke erhalten, unter den Spannteppichen wohl auch die bauzeitlichen Böden. In der Küche der Erdgeschosswohnung steht ein eiserner Sparherd wohl aus dem späten 19. Jh. Die Holztreppe mit gewelltem Staketengeländer ist durch eine nachträgliche Tür im Erdgeschoss abgetrennt. Die beiden geräumig dimensionierten Dachgeschosse wurden früher wohl zur Zigarrenfabrikation genutzt. Sie sind bis heute nicht ausgebaut.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau, BA.05/0067, Bezirksamt Kulm, Brandkataster Gemeinde Beinwil am See, 1829-1850; CA.0001/0220-0223, Brandkataster Gemeinde Beinwil am See, 1850-1938.; zu Jakob Baur vgl. Gautschi 1985, S. 172.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Literatur:- Karl Gautschi, Beinwil am See. Das Dorf im Wandel der Zeit, verf. im Auftrag des gemeinderats Beinwil am See, Beinwil am See [1985], S. 172.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, BA.05/0067, Bezirksamt Kulm, Brandkataster Gemeinde Beinwil am See, 1829-1850; CA.0001/0220-0223, Brandkataster Gemeinde Beinwil am See, 1850-1938.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=131012
 

Social Media

Share
 
Home|Login|de en fr it
Online queries in archival fonds