INV-BET913 Schulhausstrasse 9, 1800 (ca.) (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-BET913
Signatur Archivplan:BET913
Titel:Schulhausstrasse 9
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Südwesten (2016)
Bezirk:Muri
Gemeinde:Bettwil
Adresse:Schulhausstrasse 9
Versicherungs-Nr.:66
Parzellen-Nr.:58
Koordinate E:2662617
Koordinate N:1238136
Situationsplan (AGIS):http://www.ag.ch/app/agisviewer4/v1/html/agisviewer.htm?config=agis_geoportal_fs.json&thema=185&scale=5000&basemap=base_landeskarten_sw&x=2662617&y=1238136

Chronologie

Entstehungszeitraum:approx. 1800
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Schutz / Status

Status Bauinventar:Neuaufnahme Bauinventar 2017

Dokumentation

Würdigung:In der Art eines "Freiämterhauses" errichteter bäuerlicher Vielzweckbau aus der Zeit um 1800, der mit charakteristischen Gestaltungselementen wie Krüppelwalm und stirnseitigen Klebdächern ausgestattet ist. Das äusserlich weitgehend intakte und im Innern in zwei separate Wohnungen aufgeteilte Gebäude ist prägender Bestandteil der zeilenförmigen historischen Bebauung um den zentralen Kirchenbezirk (mit Kirche, Pfarrhaus und Pfrundscheune als kantonalen Denkmalschutzobjekten). Somit kommt dem grossvolumigen Baukörper mitsamt dem vorgelagerten Bauerngarten eine erhebliche Bedeutung für das Ortsbild zu.

Empfehlung: kommunaler Substanzschutz des Wohn- und Ökonomieteils (ohne jüngere Anbauten auf der Ost- und Nordseite der Scheune).
Bau- und Nutzungsgeschichte:Eine original erhaltene Bohlenwand mit verblatteten Kopfhölzern an der östlichen Stirnseite des Scheunenteils wie auch die Dachkonstruktion mit stehendem Stuhl und Hahnenbalken lassen auf eine Entstehungszeit des Gebäudes um 1800 oder sogar im späteren 18. Jh. schliessen. Auch der dreiraumtiefe Grundriss mit zentraler Küche entspricht einem Nutzungsmuster, welches eher bei einer älteren Generation von stroh- oder ziegelgedeckten Bauernhäusern verbreitet war. Auf der Michaeliskarte von 1840 ist das grossvolumige Gebäude als Teil einer traufständigen Bebauung beidseits des Kirchhofs bereits eingezeichnet. Bei der Inschrift "18 M…I BW 43"am westlichen stirnseitigen Hauseingang dürfte es sich somit nicht um das Baujahr, sondern um ein Umbaudatum handeln. Möglicherweise wurde das Haus damals in bestehenden zwei Wohnungen unterteilt und aus diesem Grund ein zweiter Eingang geschaffen.
Im ersten verfügbaren Brandkataster von 1850 ist von einem "2-stöckigen Wohnhaus mit Tremkellern, Scheune und Schweineställen, von Stein und Holz unter Ziegeldach" die Rede [1]. Damalige Eigentümer waren Leonz Brunner, Pflegers und Peter Brunner, Organist. 1880 wird eine "Verbesserung" verzeichnet, bei der die südliche, zur Strasse gerichtete Trauffassade womöglich ihre heutige Form mit Schindelschirm und den für das Freiamt typischen "Regendächlein" über den Fenstern erhielt.
Einer etwas jüngeren Bauphase wohl im früheren 20. Jh. ist die Eternitverschalung der westlichen Stirnfront mitsamt dem Eingangsbereich zuzuordnen. Ebenso hat der Ökonomieteil hat im Laufe des 20. Jh. diverse bauliche Anpassungen sowie stirn- und rückwärtige Erweiterungen erfahren (Anbauten nicht Teil des Schutzumfangs). Im Hausinnern haben letztmals in den 1990er Jahren Modernisierungen stattgefunden.
Beschreibung:Der grossvolumige Baukörper ist, um Gartentiefe zurückversetzt, mit Firstrichtung West-Ost an die Schulhausstrasse gestellt. Zusammen mit dem ehemaligen Bauernhaus Schulhausstrasse 5 (Bauinventarobjekt BET902) und einem weiteren, stärker erneuerten Gebäude ergibt sich eine kleine traufständige Häuserzeile, welche die nördliche Begrenzung des intakten Kirchhofareals mit Kirche, Pfarrhaus und Pfarrscheune bildet (Kantonale Denkmalschutzobjekte BET001, 002,011) und für das Siedlungsbild von Bettwil von erheblicher Bedeutung ist.
Der westseitige, quer zum First geteilte Wohnteil und der ostseitig anschliessende Ökonomieteil in der Nutzungsabfolge Tenn, Stall, Futtertenn sind unter durchlaufendem steilem Krüppelwalmdach zusammengefasst (Mittertennhaus). Über dem Hauptbaukörper ist das bauzeitliche Dachgerüst in Form einer Sparrenkonstruktion mit stehenden Stuhljochen und Hahnenbalken durchgehend noch erhalten. Ebenfalls den ursprünglichen Verhältnissen entspricht die Bohlenwand mit verblatteten Kopfhölzern und beschnitzten Bügen, welche an der östlichen Stirnseite der Scheune im Bereich des jüngeren Pultdachanbaus noch offen zutage tritt.
Der Wohnteil dürfte von Beginn weg als Mischkonstruktion mit teilweise gemauertem Sockelgeschoss und hölzernen Bauteilen namentlich im Obergeschoss bestanden haben. Die südseitige, zur Strasse und zum Kirchhof gerichtete Stubenfront ist mit fünf regelmässigen Fensterachsen und dem zentralen Hauseingang symmetrisch gegliedert. Der hölzerne Schindelschirm und die holzgerahmten Einzelfenster mit Ausbuchtungen über dem Sturz ("Regendächlein") sind als charakteristische Merkmale des "Freiämterhauses" zu bezeichnen. Die nach Westen gerichtete, mit Klebdächern und mit einer jüngeren Eternitverkleidung versehene Stirnfront ist dreiachsig und ebenfalls mit mittigem Eingang gegliedert. Hier findet sich am hölzernen Türsturz die teilweise verdeckte Inschrift "18 M…I BW 43", welche vermutlich Bezug auf die heute bestehende Wohnungsaufteilung nimmt.
In den beiden quer zum First getrennten Wohnungen ist die dreiraumtiefe Grundanlage mit zentraler Küche, nach Süden zur Strasse gerichteten Stuben und rückwärtigen Kammern noch erkennbar. An historischer Wohnungsausstattung sind in der südöstlichen Stube noch ein wohl bauzeitlicher Wandschrank aus Kirschbaumholz sowie ein brauner Kachelofen aus den 1950er Jahren vorhanden. Unter der südwestlichen Stube erstreckt sich ein Keller mit kräftiger Eichenbalkendecke.
Wesentlich zum stimmigen Gesamtbild trägt der südseitig vorgelagerte, von einem Eisenzaun umfriedete Bauerngarten bei.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0484-0487: Brandkataster Gemeinde Bettwil, 1850-1938.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
- ICOMOS Liste historischer Gärten und Anlagen der Schweiz, Kanton Aargau, Bettwil 4227-2.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0484-0487: Brandkataster Gemeinde Bettwil, 1850-1938.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar 1989, Bettwil VIII-7/14.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=131606
 

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