INV-SSI906 Dorfstrasse 40/38, 19. Jh. (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-SSI906
Signatur Archivplan:SSI906
Titel:Dorfstrasse 40/38
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Südwesten (2017)
Bezirk:Zurzach
Gemeinde:Schneisingen
Ortsteil / Weiler / Flurname:Mittelschneisingen
Adresse:Dorfstrasse 40/38
Versicherungs-Nr.:68, 171
Parzellen-Nr.:615, 1071
Koordinate E:2669520
Koordinate N:1263667

Chronologie

Entstehungszeitraum:19th cent.
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Würdigung:Aus einem älteren Gebäude entstandener bäuerlicher Vielzweckbau, der seine spätklassizistische Prägung um die Mitte des 19. Jahrhunderts durch eine Umgestaltung des Wohnteils und einen Umbau der zuvor strohgedeckten Ökonomie erhalten hat. Das langgestreckte Gebäude liegt unter einem durchgehenden Satteldach mit ungestörten geschlossenen Dachflächen und wendet seine streng axial durch Einzelfenster gegliederte Stubenfront nach Süden zur Dorfstrasse. Bei einem eingreifenden Umbau wurden 1980 am ursprünglich durchgehend verputzten Wohnteil das Fachwerk im traufseitigen Obergeschoss sowie die aus Bruchsteinen aufgemauerte Stirnseite freigelegt und das Dach mit einem Fluggespärre versehen; gleichzeitig erfolgte ein Umbau des Ökonomieteils zu Wohnzwecken. In seiner Lage gegenüber dem Gasthaus „Löwen“ aus dem 16. Jh. (Bauinventarobjekt SSI905) und dem Alten Schulhaus an der Antoniuskapelle (Bauinventarobjekt SSI904) kommt dem Gebäude ein erheblicher Situationswert für das Ortsbild von Mittelschneisingen zu.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Im ersten verfügbaren Brandkatastereintrag von 1851 wird das Gebäude als „2stökiges Wohnhaus von Mauer & Rieg unter Ziegeldach, Scheuer von Wickel unter Strohdach“, im Eigentum der Gebrüder Franz Joseph, Joseph Leonz und Johann Widmer beschrieben; mit 76 x 30 Fuss (23 x 9 Meter) war es etwa um einen Viertel kürzer als heute [1]. Aufgrund der Weichbedachung der Scheune wie auch der bis heute erhaltenen steilgiebligen Dachform kann man davon ausgehen, dass das Gebäude im Kern älter ist und sein spätklassizistisches Erscheinungsbild durch eine nachträgliche Umgestaltung im mittleren 19. Jh. erhalten hat. Weitere Eigentümer waren 1853 Franz Joseph Widmer alleine, 1881 August Bucher, nach 1900 Josef und Leonz Rohner und 1906 die Schwestern Marie und Erna Rohner. 1856 ist eine Verbesserung vermerkt, die sich vielleicht auf die spätklassizistische Überformung des Wohnteils beziehen lässt. 1860 folgte eine „Verbesserung der Scheune & Stallung, Umdekung derselben mit Ziegeln & Anbau eines Wagenschopfs“, womit der Hauptbaukörper wohl seine heutige Länge erhielt.
1979/80 erfolgte ein durchgreifender Umbau, bei dem Fachwerk wie auch Bruchsteinmauern am Wohnteil freigelegt und das Dach mit einem zuvor nicht vorhandenen Fluggespärre versehen wurden; gleichzeitig erfuhr der Ökonomieteil eine Umgestaltung zu Wohnzwecken [2]. 1984 erfolgte der Einbau einer Kleinwohnung an der Stelle der zuvor in einem Teil des Erdgeschosses eingerichteten Raiffeisenkasse. Im Jahr 2000 entstand nordwestlich des Wohnteils ein Schopfanbau [3].
Beschreibung:Das in einer Biegung der Dorfstrasse gelegene, stark umgebaute Bauernhaus ist in seinem räumlichen Bezug zum Gasthaus „Löwen“ (Bauinventarobjekt SSI905) und zum Alten Schulhaus an der Antoniuskapelle (Bauinventarobjekt SSI904) ein wichtiger Bestandteil des Dorfkerns von Mittelschneisingen. Der spätklassizistisch geprägte bäuerliche Vielzweckbau ist mit seinem langgestreckten Baukörper in leicht erhöhter Lage in den Hang über der Strasse gesetzt und wird von einem durchgehenden Satteldach mit markantem, hochliegendem Knick abgeschlossen. Von den früheren Verhältnissen zeugen insbesondere noch die Fassaden des Wohnteils und die ungestört erhaltenen Dachflächen, während der umgebaute ehemalige Ökonomieteil stärker verändert ist. Eine historisierende Zutat ist das Fluggespärre mit Klebdach an der gemauerten westlichen Stirnseite, die sich vor dem Umbau von 1980 in altertümlicher Form praktisch ohne Dachüberstand zeigte (vgl. Bilddokumentation).
Der Wohnteil ist mit Ausnahme der aus Fachwerk erstellten traufseitigen Obergeschossfront massiv gemauert, wobei sowohl die stirnseitige Bruchsteinmauer als auch das Fachwerk ursprünglich mit einem Verputz versehen waren. Die fünfachsige, nach Süden gerichtete alte Stubenfront zeigt eine regelmässige, axial bezogene Einzelbefensterung wohl aus dem mittleren 19. Jh. Die Erdgeschossfenster besitzen gefalzte Sandsteingewände und tragen hölzerne Jalousieläden. Der Hauseingang nimmt in üblicher Disposition die innerste, ursprünglich dem Tenn benachbarte Achse ein und wird von einer hohen, erneuerten Freitreppe erreicht. In den quer zu Firstrichtung angeordneten Gewölbekeller gelangt man an der Südostseite ebenerdig neben dem Vordereingang. Wohl nach der Mitte des 20. Jh. wurde der Wohnteil an der Stelle des Tenns um zwei weitere Fensterachsen verbreitert. An der Stirnseite gehören die rechteckigen Einzelfenster zum älteren Bestand; die trichterförmigen Laibungen stammen vom Umbau von 1980. Das Giebelfeld zeigt als zeittypisches Motiv aus dem mittleren 19. Jh. eine Lünette (halbrunde Öffnung). Das aus gesägten Balken gezimmerte Sparrendach ruht auf einer stehenden Stuhlkonstruktion, die Aufschieblinge liegen auf den Kniestockwänden auf.
Am umgebauten Ökonomieteil sind im Obergeschoss noch Teile der alten Fachwerkwand erhalten, die im Vergleich zum Wohnteil ein altertümlicheres Erscheinungsbild zeigt und die Erweiterung von 1860 gut ablesen lässt. Verschiedene, zeittypisch „rustikal“ gestaltete Tür- und Fensteröffnungen sowie Dekorationselemente aus der Zeit um 1980 verunklären das Erscheinungsbild.
Der geräumige, traufseitig mittels eines durchlaufenden Flurs erschlossene alte Wohnteil weist neben Stube, Nebenstube (Südostseite) und Küche, ehem. Küchenkammer (Nordwestseite) in der tennseitigen Erweiterung zwei zusätzliche Kammern auf. Neben der Küche führt eine Treppe in das praktisch identisch aufgeteilte Obergeschoss. Die Räume sind modernisiert (Hausinneres nicht gesehen; Beschreibung gemäss Bauernhausforschung 1989).
Der Vorgarten des Gebäudes ist unlängst einer Steinfläche gewichen.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau: CA.0001/0747-0749, Brandkataster Gemeinde Schneisingen, 1851-1938.
[2] Pläne im Baugesuchsarchiv; Bauernhausforschung 1989.
[3] Pläne im Baugesuchsarchiv.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung, Erhaltungsziel A.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau: CA.0001/0747-0749, Brandkataster Gemeinde Schneisingen, 1851-1938.
- Gemeinde Schneisingen, Baugesuchsarchiv: Umbauten 1979/80, 1984, 2000.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Schneisingen XI-18/15.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotoarchiv.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=132157
 

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