INV-SSI907 Widenstrasse 1, 1822-1823 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-SSI907
Signatur Archivplan:SSI907
Titel:Widenstrasse 1
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Nordosten (2017)
Bezirk:Zurzach
Gemeinde:Schneisingen
Ortsteil / Weiler / Flurname:Mittelschneisingen
Adresse:Widenstrasse 1
Versicherungs-Nr.:64
Parzellen-Nr.:544
Koordinate E:2669497
Koordinate N:1263568

Chronologie

Entstehungszeitraum:1822 - 1823
Grundlage Datierung:Inschrift (Kellerportal; Ofenfuss)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Inschriften:"1822" (Kellereingang); "IWK AMH 1823" (Ofenfuss)
Würdigung:Wohl 1822/23 errichteter bäuerlicher Vielzweckbau, von dem noch der Wohnteil erhalten ist, während der Ökonomieteil 2009 durch einen Neubau zu Wohnzwecken ersetzt wurde. Der alte Wohnteil ist abgesehen vom teilweise gemauerten Erdgeschoss in geschossweise abgebundenem Fachwerk aufgeführt und liegt unter einem geknickten Satteldach mit Giebellaube. Er zeigt trotz Veränderungen durch den Umbau noch wesentliche Merkmale des ursprünglichen Erscheinungsbildes und fällt durch die schönen, noch spätbarock profilierten Fenstersimse auf. Das Innere besitzt teilweise noch die alte Raumstruktur sowie einen 1903 erneuerten Kachelofen. Leicht unterhalb des alten Dorfkerns von Mittelschneisingen gelegen, kommt dem Gebäude in der Verzweigung zwischen der alten Landstrasse von Ehrendingen und der Widenstrasse ein erheblicher Situationswert zu.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das Gebäude dürfte gemäss Jahrzahlen am Kellerportal und am Kachelofen 1822/23 erbaut worden sein, was zeitlich auch mit den Formen des geschossweise abgebundenen Fachwerks korrespondiert. Ob die eher ins 18. Jh. weisenden Fenstergewände als Hinweis auf eine frühere Entstehung oder ob sie stilistisch eher als retardierend zu betrachten sind, lässt sich nicht beantworten. Im ersten verfügbaren Brandkataster von 1851 wird das Gebäude als „2stökiges Wohnhaus mit Scheuer von Rieg unter Ziegeldach“, im Eigentum des Xaver Widmer, Kirchenpfleger, beschrieben [1].
1929 wurde der Ökonomieteil modernisiert und in Sichtbackstein neu aufgemauert [2]. 1957 renovierte man den Wohnteil [3]. 2009 erfolgte ein durchgreifender Umbau, wobei der Wohnteil am Äusseren sorgfältig renoviert und im Inneren unter Erhaltung einiger ursprünglicher Elemente modernisiert wurde. Das zu Wohnzwecken ausgebaute Dachgeschoss wurde mit gross dimensionierten Dachgauben versehen. Den Ökonomieteil ersetzte man durch einen volumengleichen Neubau [4].
Beschreibung:Der bäuerliche Vielzweckbau, von dem heute noch der Wohnteil erhalten ist, erhebt sich südlich knapp unterhalb des alten Dorfkerns von Mittelschneisingen in der Strassengabelung zwischen der alten Landstrasse nach Ehrendingen (heute Schladstrasse) und der Widenstrasse. Das stattliche Gebäude vereinigte ehemals unter einem durchgehenden, geknickten First den zweigeschossigen, mehrheitlich in Fachwerk erstellten Wohnteil und den in der Nutzungsabfolge Tenn-Stall gegliederten Ökonomieteil (Mittertennhaus). Seit dem Umbau von 2009 ist der Ökonomieteil im gleichen Volumen durch einen vollständigen Neubau (nicht Bestandteil des Schutzumfangs) ersetzt und bewahrt keine ältere Bausubstanz mehr. Der Wohnteil erhebt sich mit dem zweiseitig nach Norden und Osten gemauerten Erdgeschoss über einem teilweise freiliegenden Kellergeschoss; die nach Süden gerichtete Stubenfront und der gesamte Oberbau bestehen aus geschossweise abgebundenem Fachwerk, das sicherlich seit jeher fassadensichtig war.
Die Stubenfront ist mit einer axial bezogenen Einzelbefensterung versehen, wobei die Fensterachse der Nebenstube in altertümlicherer Gliederung seitlich etwas abgerückt ist. Gleichfalls noch spätbarocke Formen zeigen die schönen, wulstig profilierten Fenstersimse an sämtlichen Fassaden. Der Hauseingang liegt in üblicher Disposition neben dem Tenn; als Haupterschliessung wird heute der analog gelegene Hintereingang an der nordwestlichen Traufseite genutzt. Beide Eingänge besitzen aufwendig gearbeitete, historistische Türblätter mit Schmiedeeisenvergitterungen aus der Zeit um 1900. Die massiv gemauerten Erdgeschossfronten nach Norden und Osten sind unregelmässiger befenstert. Ebenfalls einen profilierten Fenstersims sowie eine hölzerne Einfassung zeigt das nordseitige Küchenfenster. Die Stirnseite ist unter dem weit vorgezogenen Dach mit einer 2009 vollständig erneuerten Giebellaube versehen, die auf gekrümmten Bügen ruht und vielleicht erst nachträglich entstanden ist. Sie zeigt in vereinfachter Anlehnung an den Zustand vor dem Umbau eine vertikale Verbretterung und einfache Sägezahnleisten in den Formen der Zeit um 1900, wie sie auch an den Traufbrettern des Hauptdaches aufgenommen sind. Das 2009 erneuerte Fachwerk innerhalb der Laube wurde grossflächig verglast. Stirnseitig führt ein überdachter Aussenzugang in einen Gewölbekeller hinab. Am Sturz des Kellereingangs ist die Jahrzahl 1822 zu lesen.
Der abgebrochene Ökonomieteil zeigte zweifarbig im Rautenmuster gestaltete Stallfronten; der in Gerüstbauweise erstellte Oberbau war mit einer vertikale Verbretterung versehen. Ein wohl bei der Erneuerung des Ökonomieteils 1929 angefügter Schleppdachanbau nach Süden wurde volumetrisch auch im Neubau reproduziert. Die alten, teilweise noch handgemachten Biberschwanzziegel sind beim Umbau verschwunden. Heute ist das Dach mit Falzziegeln eingedeckt und mit gross dimensionierten Schlepplukarnen verunklärt.
Der Wohnteil war ursprünglich mit einem durchlaufenden Quergang erschlossen, an den sich in üblicher Disposition im Vorderhaus Stube und Nebenstube und im Hinterhaus die Küche und eine Kammer anschlossen. Eine dritte Kammer an der östlichen Traufseite war von der Nebenstube aus zugänglich. Beim Umbau wurde das gesamte Vorderhaus samt Quergang zu einem durchgehenden Raum zusammengefasst. Neben der Küche führt eine Treppe in das durch einen firstparallelen Stichgang erschlossene Obergeschoss, dessen Raumstruktur im wesentlichen erhalten wurde. Die Innenwände zeigen seit dem Umbau freigelegtes Fachwerk; die Wandverkleidungen sind durchgehend entfernt. Die Geschossdecken wurden über den erhaltenen Balkenlagen erneuert. Erhalten sind die Holztreppe sowie einfache Dielenböden im Obergeschoss. In der Stube steht noch ein hellblauer Kachelofen mit Sitzkunst, der gemäss Jahrzahl auf der Sitzkunst 1903 wohl vollständig erneuert wurde. Eine Inschrift „IWK AMH 1823“ am original erhaltenen Fuss nennt nebst dem Baujahr wohl Hafner und Bauherr. Das Dachgeschoss wurde 2009 als separate Wohnung ausgebaut, die über das Treppenhaus im Ersatzneubau des Ökonomieteils erschlossen ist. Erhalten hat sich das ursprüngliche Dachgerüst, eine Sparrenkonstruktion über liegendem Stuhl mit Aufschieblingen.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau: CA.0001/0747-0749, Brandkataster Gemeinde Schneisingen, 1851-1938.
[2] Gemäss Bauernhausforschung 1989.
[3] Fotoarchiv Denkmalpflege, Aufnahme von 1957.
[4] Umbaupläne im Baugesuchsarchiv.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau: CA.0001/0747-0749, Brandkataster Gemeinde Schneisingen, 1851-1938.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotoarchiv.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Schneisingen XI-18/16.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Materialien, Bestandesaufnahmen 1967, Mappe 174 b-4.
- Gemeinde Schneisingen, Baugesuchsarchiv: Umbau 2009.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=132158
 

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