INV-SSI909 Hünikerstrasse 15 samt Waschhaus, 1790 (ca.) (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-SSI909
Signatur Archivplan:SSI909
Titel:Hünikerstrasse 15 samt Waschhaus
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Süden (2017)
Bezirk:Zurzach
Gemeinde:Schneisingen
Ortsteil / Weiler / Flurname:Hüniken
Adresse:Hünikerstrasse 15
Versicherungs-Nr.:15, 16
Parzellen-Nr.:689
Koordinate E:2670072
Koordinate N:1263102

Chronologie

Entstehungszeitraum:approx. 1790
Grundlage Datierung:Schriftliche Quelle
Nutzungen:19. Jh. Schmiede

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Würdigung:Um 1790 für Johann Wenzinger errichteter bäuerlicher Vielzweckbau, der lange eine Schmiede beherbergte. Das Gebäude besteht aus einem in Fachwerk erstellten Wohnteil unter geknicktem Satteldach, einer nördlich angefügten Ökonomie in den Formen der Zeit um 1900 sowie der westseitig unter niedrigerem Quergiebel angefügten Schmiedewerkstatt. Mit seiner zur Strasse ausgerichteten, markanten Giebelfront und dem vorgelagerten Waschhaus nimmt der Hof eine markante Stellung ein. Neben dem ehemals als Küferei und Wagnerei genutzten Vielzweckbau Hünikerstrasse 10 (Bauinventarobjekt SSI908) handelt es sich um das bedeutendste Einzelobjekt im Kern des Schneisinger Ortsteils Hüniken.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das Gebäude soll um 1780/90 von Johann Wenzinger (geb. 1767) erbaut worden sein [1]. Der erste verfügbare Brandkatastereintrag von 1851 lautete auf ein „2stökiges Wohnhaus mit Feueresse, Scheuer, Schopf, Fruchtschütte & Tremkeller von Rieg unter Ziegeldach“, das mit 72 auf 36 Fuss (21 x 11 Meter) deutlich kürzer war als der heute bestehende Ökonomieteil; Eigentümer war Franz Joseph Wenzinger, Schmied [2]. Nach Ausweis von Schmiedewerkzeugen mit Initialen „JW“ und Jahrzahl 1848, die sich ehemals im Haus befanden, existierte spätestens seit jenem Jahr in dem Haus eine Schmiede [3]. Wenzinger oder einer seiner Nachkommen soll in Paris die Herstellung des sogenannten Selbsthalter- oder Brabanterpflugs erlernt und das Gerät anschliessend in der Gegend eingeführt haben [4].
1856 erfolgte eine „Verbesserung & Verlängerung“ des Vielzweckbaus, 1889 der Anbau einer neuen Schmiede und gleichzeitig der Neubau des heute noch bestehenden Waschhauses (Vers.-Nr. 16) [5]. 1895 erfuhr das Gebäude eine nochmalige Erweiterung, wobei man auch einen 1876 errichteten, wohl nördlich des Ökonomieteils gelegenen Schopf mit Gewölbekeller und Weinpresse in das Haus einbezog. Bereits 1892 soll die Schmiede durch die Inbetriebnahme einer Wasserturbine mit Generator elektrische Beleuchtung erhalten haben [6]. 1973 realisierte man einen Stallneubau an der Nordseite. 1985/86 wurde eine grosse Remise an den westlich des Hauptbaus gelegenen Schopf angebaut (Vers.-Nr. 14, nicht Bestandteil des Schutzumfangs). 1987 erfolgte ein Treppenhausanbau nördlich der Schmiede, 2000 ein teilweiser Dachausbau mit westseitiger Lukarne [7].
Beschreibung:Der bäuerliche Vielzweckbau, der in der Biegung der Hünikerstrasse mit seiner Giebelfront nach Süden an die Strasse gestellt ist, nimmt im Ortsbild des gleichnamigen Dorfteils eine prominente Stellung ein. An den zweigeschossigen Wohnteil schliesst nach Norden die im Lauf der Zeit veränderte und erweiterte Ökonomie mit Tenn, Futtertenn, Stall und Remise an. Der Wohnteil war ursprünglich wohl ganz in Sichtfachwerk erstellt, wie es im Surbtal in Entsprechung zum benachbarten Zürcher Unterland stark verbreitet ist; heute besitzt er ein gemauertes Erdgeschoss. Er trägt ein leicht asymmetrisch geknicktes Satteldach, das als Sparrenkonstruktion mit Aufschieblingen auf stehendem Stuhl realisiert ist und an der weit vorspringenden Giebelseite mit einem Klebdach und einer annähernd korbbogig ausgeschnittenen Verbretterung versehen ist. Die traufseitig nach Osten gerichtete Stubenfront zeigt drei Achsen von Einzelfenstern, die hölzerne Jalousieläden tragen. Unregelmässiger angeordnet ist die Befensterung der Giebelseite. Der Hauseingang nimmt heute die Mitte der nachträglich umgestalteten Erdgeschossfront ein. Nach Westen schliesst unter niedrigerem Querfirst der mit der Giebelfront fluchtende Schmiedeanbau von 1889 an, der gleichfalls ein gemauertes Erdgeschoss und einen in Fachwerk erstellten Oberbau besitzt und dessen Stirnseite in Entsprechung zum Hauptbau mit Klebdach und Verbretterung gestaltet ist. Ein nördlich an die Schmiede anschliessender Schleppdachanbau mit Treppenhaus stammt von 1987.
Die Erschliessung des Wohnteils erfolgte früher wohl entweder über einen Eingang an der westlichen Traufseite oder einen direkten giebelseitigen Zugang zur westseitig gelegenen Küche. Die Stube nimmt die südöstliche Gebäudeecke ein, dahinter liegt eine Nebenstube. Vom Tenn her ist die Küche über einen Stichgang erreichbar, an den sich nach Westen früher eine Knechtekammer anschloss. Die Stube zeigt gestemmtes Täfer aus dem frühen 20. Jh., darin integriert ein „Zythüsli“ mit alter Schwarzwälder Uhr (gemäss Grundrissaufnahme 1967 und Bauernhausforschung 1989; Inneres nicht gesehen).
Der Ökonomieteil, der sich äusserlich in den Formen der Zeit um 1900 präsentiert, besitzt Stallfronten in gelbem Sichtbackstein und einen in Gerüstbauweise erstellten Oberbau, der an der Verbretterung mit ornamental ausgesägten Lüftungsschlitzen in der Art des Schweizer Holzstils verziert ist. Früher besass die nördliche Stirnseite analog zur Vorderfront ein Klebdach sowie eine bogenförmig ausgeschnittene Verbretterung (vgl. Bilddokumentation). Heute schliessen hier grossflächige Stallerweiterungen von 1973 samt Silos an (nicht Bestandteil des Schutzumfangs). Im Inneren integriert der Ökonomieteil zu unterschiedlichem Zeitpunkt entstandene ältere Gebäulichkeiten (gemäss Grundrissaufnahme 1967).
Dem Hauptbau ist auf der Südwestseite ein freistehendes Waschhaus (Vers.-Nr.16) von 1889 vorgelagert. Der teils gemauerte, teils in Sichtfachwerk errichtete Kleinbau mit Giebeldach öffnet sich nach Osten auf den Hausplatz. Die zweiflüglige Brettertür zeigt eine horizontale Aufdoppelung. Auf der Nordseite des Waschhauses erstreckt eine grossflächige Wagenremise samt älterem Schopf (nicht Bestandteil des Schutzumfangs). Schräg gegenüber der Baugruppe steht an der Abzweigung der Juchstrasse ein Wegkreuz (Bauinventarobjekt SSI911D).
Anmerkungen:[1] Bauernhausforschung 1989 gemäss Angaben der Eigentümer.
[2] Staatsarchiv Aargau: CA.0001/0747-0749, Brandkataster Gemeinde Schneisingen, 1851-1938.
[3] Angaben gemäss Bauernhausforschung 1967 sowie 1989; heute sollen sich die Schmiedewerkzeuge im Bezirksmuseum Zurzach binden.
[4] Bauernhausforschung 1967, Hinweis auf Aufnahmeplan.
[5] Staatsarchiv Aargau: CA.0001/0747-0749, Brandkataster Gemeinde Schneisingen, 1851-1938.
[6] Bauernhausforschung 1967
[7] Umbaupläne im Baugesuchsarchiv.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung.
Literatur:- Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 1, Basel 1996, S. 47.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau: CA.0001/0747-0749, Brandkataster Gemeinde Schneisingen, 1851-1938.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Schneisingen XI-18/2.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Materialien, Bestandesaufnahmen 1967, Mappe 174 b-2.
- Gemeinde Schneisingen, Baugesuchsarchiv: Umbauten 1973, 1985/86, 1987, 2000.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=132160
 

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