INV-GRA931 Liebegg 7, 19. Jh. (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-GRA931
Signatur Archivplan:GRA931
Titel:Liebegg 7
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Nordwesten (2016)
Bezirk:Aarau
Gemeinde:Gränichen
Ortsteil / Weiler / Flurname:Liebegg
Adresse:Liebegg 7
Versicherungs-Nr.:311
Parzellen-Nr.:710
Koordinate E:2651487
Koordinate N:1243126

Chronologie

Entstehungszeitraum:19th cent.
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Schutz / Status

Status Bauinventar:Neuaufnahme Bauinventar 2017

Dokumentation

Würdigung:Unweit der Schlossanlage gelegenes bäuerliches Vielzweckgebäude aus dem frühen 19. Jahrhundert, das einst wohl zur erweiterten Schlossdomäne gehörte. Der grossvolumige, unter ausladendem Gehrschilddach geborgene Baukörper zeigt am verputzten Wohnteil eine eindrückliche, für ländliche Bauten dieser Zeit eher ungewohnte Fassadengestaltung mit axial gesetzten Zwillingsfenstern. Das Haus ist prägender Bestandteil der kleinen ländlichen Baugruppe Liebegg, zu der auch ein aus Murgenthal versetzter Speicher gehört (kantonales Denkmalschutzobjekt GRA007).
Bau- und Nutzungsgeschichte:Aufgrund seiner Gesamterscheinung und der Ausbildung der Dachkonstruktion kann das Haus ins frühe 19. Jh. eingeschätzt werden. Auf der Michaeliskarte um 1840 ist an gleicher Stelle bereits ein ähnlich dimensionierter Baukörper eingezeichnet. Im ersten greifbaren Brandkataster von 1875 wird das Gebäude als "Wohnhaus mit gewölbtem Keller, 2 Ställen, Futtertenn und Schopf nebst Einfahrt, von Stein, Rieg [Fachwerk] und Holz" beschrieben [1]. Eigentümer war Friedrich von Diesbach-Tanner, der damalige Besitzer von Schloss Liebegg. Es ist davon auszugehen, dass es sich bei der Liegenschaft ursprünglich um einen Teil der erweiterten Schlossdomäne gehandelt hat.
Mit dem Beschluss des Schlossbesitzers Friedrich von Diesbach, die Schweiz zu verlassen und im preussischen Herrschaftsgebiet eine neue Existenz aufzubauen, standen die umfangreichen Güter von Schloss Liebegg 1875 zum Verkauf [2]. Ein Grossteil davon erwarb Johann Neuenschwander, der die Schlossgebäude mit unmittelbarem Umschwung innert Jahresfrist an die Aarauer Fabrikantenfamilie Hunziker weitergab. In den Händen von Neuenschwander aber verblieben die unterhalb des Schlosses liegenden Güter, so auch die Liegenschaft Liebegg 7. 1895 wird im Brandkataster Johann Ryser-Neuenschwander als Eigentümer aufgeführt. Eine deutliche Erhöhung des Versicherungswerts von 8700 Fr. auf 12'000 Fr. zu dieser Zeit kann als Hinweis für umfangreiche bauliche Veränderungen dienen; möglicherweise erhielt der Wohnteil damals sein heutiges Fassadenbild mit axial gesetzten Zwillingsfenstern und schmalen Lichtern im Giebelfeld.
Eine aus der Zeit um 1900 stammende Fotoaufnahme zeigt die kleine ländliche Baugruppe Liebegg mit einem alten Strohdachhaus im Zentrum (abgebrochen) und linker Hand folgend der Liegenschaft Liebegg 7 (vgl. Fotodokumentation). Auf der Abbildung erscheint namentlich der Wohnteil weitgehend schon im heutigen Zustand, während der Scheunentrakt damals noch eine vollständig hölzerne Fassade aufwies. Im Verlauf des 20. Jh. wurden grössere Veränderungen im Stallbereich, verbunden mit einer teilweisen Aufmauerung der Wände, vorgenommen.
Beschreibung:Der behäbige Baukörper bildet die nördliche Begrenzung der kleinen landwirtschaftlichen Gebäudegruppe Liebegg, welche unmittelbar östlich der Schlossanlage in eine sanfte Geländemulde eingebettet ist. Ein ausladendes Gehrschilddach mit stirnseitigem Fluggespärre überspannt einen breitgelagerten, eher schmalen Wohnteil und einen südseitig anschliessenden grosszügigen Ökonomietrakt. Das Dachgerüst, eine Sparrenkonstruktion mit liegenden Stuhljochen und gezapften Kopfhölzern, ist über die gesamte Gebäudelänge weitgehend im Originalzustand erhalten.
Der nach Norden gerichtete, zweigeschossige Wohnteil ist als Mischkonstruktion mit Bruchsteinmauerwerk im Parterre und Fachwerk am Oberbau ausgeführt; mit dem flächigen Fassadenverputz aber tritt er allerdings vollständig als Massivbau in Erscheinung. Dem unterschiedlichen Wandaufbau entsprechend wurden die Fenstergewände im Erdgeschoss aus Muschelkalk (an der Stirnseite heute durch Kunststein ersetzt) und im Obergeschoss aus Holz (mit teils jüngeren Verkleidungen) gefertigt. Die breitgelagerte Stirnfront ist mit zwei Achsen von Zwillingsfenstern in den beiden Vollgeschossen sowie drei hochrechteckigen Öffnungen am Giebelfeld gleichmässig gegliedert. Die vergleichsweise schmale Traufseite nehmen eine Achse mit Zwillingsfenstern sowie eine schmale scheunenseitige Achse mit dem Hauseingang ein. Schlichter und etwas unregelmässig gestaltet ist die Hausrückseite, wo ein wohl nachträglich angebrachter hölzerner Laubenaufgang ins Obergeschoss führt.
Das erheblich modernisierte Hausinnere hat in den unteren Wohnräumen noch gefeldertes Wand- und Deckentäfer vermutlich aus der Zeit um 1900 bewahrt. Quer zum Fist erstreckt sich ein geräumiger tonnengewölbter Keller. Der in Stein und Holz gehaltene Scheunentrakt zeigt eine veränderte Stallanlage wohl aus dem 20. Jh. Für die Region eher ungewöhnlich mutet die stirnseitige Hocheinfahrt in den Heuraum an.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau, ZwA 1936.0001/0209-0211: Brandkataster Gränichen 1809-1899.
[2] Vgl.hierzu Bolliger/Widmer-Dean 2005, S. 287.
Literatur:- Rolf Bolliger Rolf/Markus Widmer-Dean, Trostburg-Liebegg, die Geschichte der beiden Schlösser Trostburg und Liebegg von den Anfängen bis heute, Menziken 2005.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, ZwA 1936.0001/0209-0211: Brandkataster Gränichen 1809-1899; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0016: Brandkataster Gränichen 1899-1938.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=132413
 

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