INV-GRA932 Unteres Refental 5, 1810 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-GRA932
Signatur Archivplan:GRA932
Titel:Unteres Refental 5
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Traufseitige Ansicht von Nordosten (2016)
Bezirk:Aarau
Gemeinde:Gränichen
Ortsteil / Weiler / Flurname:Refental
Adresse:Unteres Refental 5
Versicherungs-Nr.:302
Parzellen-Nr.:762
Koordinate E:2652295
Koordinate N:1243789

Chronologie

Entstehungszeitraum:1810
Grundlage Datierung:Brandkataster

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:GRA933
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Schutz / Status

Status Bauinventar:Neuaufnahme Bauinventar 2017

Dokumentation

Würdigung:Von 1810 stammendes ehemaliges Strohdachhaus, das zusammen mit dem Nachbargebäude Unteres Refental 10 (Bauinventarobjekt GRA933) den zentralen und zugleich ältesten Bestandteil der kleinen ländlichen Baugruppe bildet und einen bedeutenden Akzent im Ortsbild setzt. Zwar hat das Gebäude in den Wohngeschossen eine tiefgreifende bauliche Erneuerung erfahren, doch vermochte es sein äusseres Erscheinungsbild mit charakteristischem Vollwalmdach zu bewahren. Als wertvoller Bauteil von hohem Zeugenwert ist im Dachraum die rauchgeschwärzte Hochstudkonstruktion vollumfänglich erhalten.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Gemäss Brandkataster wurde das Haus 1810 anstelle eines Vorgängerbaus neu erstellt: "Dieses Gebäud von 3 Eigentümern ist das laufende Jahr 1810 abgebrochen und auf die gleiche Stell ein neues Haus aufgebauen worden, von Holz mit Stroh gedekt" [1]. Als Bauherr und Eigentümer wird Kaspar Müller genannt; 1843 ging die Liegenschaft von dessen Witwe an Samuel und Hans Jacob Müller über.
Die ursprüngliche Dimensionierung des Gebäudes war wohl etwas geringer als in den heutigen Verhältnissen. An der Dachkonstruktion ist ein Kernbau über zwei Hochstüden auszumachen, welcher aber schon früh eine südöstliche Erweiterung erfahren hat. Die angesetzte Dachkonstruktion weist aber ebenso wie der Kernbau noch rauchgeschwärzte Hölzer auf, was auf eine Erweiterung wohl schon im früheren 19. Jh. schliessen lässt; möglicherweise ging diese mit der Aufteilung in zwei Wohneinheiten einher [2].
Im ausführlich gehaltenen Brandkatastereintrag von 1875 ist von einem "Wohnhaus, 2-stöckig mit 2 Wohnungen, 2 Tremkellern und Scheune mit 2 Ställen, von Holz, mit Strohdach" die Rede. Die beiden Wohnungen waren rechts und links der Scheune angeordnet; zu jedem Hausteil gehörten eine halbe Scheune und ein Keller. Damalige Eigentümer waren Daniel Müller und Maria Wasser.
Mit dem Kamineinbau von 1892 erhielt das Strohdachhaus vorerst einen Ziegelfirst; die vollständige Umdeckung auf Ziegel erfolgte dann 1916.
Eine ältere, vermutlich kurz nach 1900 erstellte Fotoaufnahme zeigt die Hausbewohner vor einer Ständerwand mit Reihenfenster, bei der es sich wohl um die südliche Stubenfront des ehemaligen westlichen Hausteils gehandelt hat, welche aber heute nicht mehr besteht. Anlässlich eines grösseren Umbaus 2009/10 wurden die bislang bestehenden zwei Wohnungen zusammengelegt und grosse Teile der Wandkonstruktion wie auch die Deckenbalkenlagen wurden erneuert. Von der ursprünglichen Bausubstanz sind heute in den beiden Wohngeschossen nur noch Einzelteile vorhanden. Demgegenüber aber blieb die rauchgeschwärzte Hochstudkonstruktion vollumfänglich im Originalzustand bestehen.
Beschreibung:Der markante Baukörper nimmt eine zentrale Stellung in der kleinen Siedlung Refental ein, welche abseits des Dorfes in einer Geländekammer gelegen ist und als ein von der Gemeinde unabhängiger "Steckhof" entstanden ist [3]. Unter dem steilen, allseitig abgewalmten Dach waren früher zwei Wohnungen (heute zusammengelegt), ein gemeinsam genutztes Tenn (noch bestehend) und zwei seitlich anschliessende kleine Ställe (heute Sanitärräume) angeordnet. Am stark erneuerten Baukörper ist diese alte Nutzungsaufteilung teilweise noch ablesbar. An den Fassaden, Binnenwänden und Deckenbalkenlagen sind noch einzelne ältere Konstruktionselemente sichtbar, grösstenteils aber handelt es sich um Neubauteile in Anlehnung an die früheren Verhältnisse.
Vollumfänglich erhalten aber ist die rauchgeschwärzte Hochstudkonstruktion im offenen Dachraum. Diese besteht aus zwei zum Kernbau gehörenden Firstständern (Hochstüden), wovon der eine zwischen dem nordwestlichen Hauptwohnteil und dem Tenn aufgeführt und der zweite über dem Wohnbereich abgefangen ist. Mit Firstpfette, Unterfirst, querversteifenden Sperrrafen und längsversteifenden Windstreben verfügt das Dachgerüst noch über sämtliche Konstruktionselemente, und selbst die Rafenlagen und teilweise noch die Dachlattung sind in der ursprünglichen Form erhalten. Eine deutlich erkennbare Ansatzstelle mit ebenfalls noch rauchgeschwärzten Hölzern markiert eine früh erfolgte Hauserweiterung nach Südosten (vgl. Baugeschichte). In seiner heutigen Form gehört das Dachgerüst zu den besterhaltenen Hochstudkonstruktionen in der Gemeinde Gränichen.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau, ZwA 1936.0001/0209-0211: Brandkataster Gränichen 1809-1899.
[2] Ein Brandkatastervermerk "neuer Anbau" von 1826 könnte auf diese frühe Hauserweiterung hinweisen.
[3] Unter einem "Steckhof" versteht man im Spätmittelalter entstandene kleinee Siedlungen (Einzelhof oder Weiler) abseits der bereits bestehenden Dorfgemeinschaften, welche über eine eigene Rechtsordnung verfügten und nicht ins Rechts- und Bewirtschaftungssystem einer Gemeinde eingebunden waren. Das Areal eines Steckhofs wurde jeweils mit Holzstangen ("Stecken") abgegrenzt. Im Verlauf des 18. Jh. wurden die Steckhöfe entweder zu eigenständigen Gemeinden oder aber in bestehende Gemeinden einverleibt. Vgl. Widmer-Dean 2003, S. 142-146.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, ZwA 1936.0001/0209-0211: Brandkataster Gränichen 1809-1899; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0016: Brandkataster Gränichen 1899-1938.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=132414
 

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