INV-OFT944 Oberfeldstrasse 29, 1911 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-OFT944
Signatur Archivplan:OFT944
Titel:Oberfeldstrasse 29
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Nordwesten (2016)
Bezirk:Zofingen
Gemeinde:Oftringen
Adresse:Oberfeldstrasse 29
Versicherungs-Nr.:630
Parzellen-Nr.:4723
Koordinate E:2636708
Koordinate N:1240559

Chronologie

Entstehungszeitraum:1911
Grundlage Datierung:Brandkataster

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Repräsentatives Wohnhaus, Villa

Schutz / Status

Status Bauinventar:Neuaufnahme Bauinventar 2017

Dokumentation

Würdigung:Für Gemeindeammann Friedrich Meyer errichtetes stattliches Wohnhaus von 1911, das mit einer grosszügigen, parkartigen Umgebung auf das damals noch unüberbaute Oberfeld zwischen Kreuzstrasse und Dorfschulhaus zu stehen kam. Der neoklassizistische Villenbau mit barockisierenden Zierelementen zeichnet sich durch eine intakte äussere Erscheinung mit axial gestalteten Fassaden unter leicht geknicktem Vollwalmdach aus. Im Innern sind die originale Raumgliederung und wesentliche Teile der im Neobarock und Jugendstil gehaltenen Ausstattung – bestehend aus Wandtäfer, Tapeten, Stuckdecken, Parkett- und Terrazzoböden – erhalten. Heute ist das Wohnhaus dreiseitig von einer modernen Mehrfamilienhausbebauung umgeben.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Gemäss Inschrift im Terrazzoboden beim Hauseingang wurde das stattliche bürgerliche Wohnhaus 1911 erbaut. Der Brandkatastereintrag von 1912 verzeichnet Gemeindeammann Friedrich Meyer als Bauherrn und Eigentümer [1]. Die Villa mit grosszügiger, parkartig gestalteter Umgebung kam aufs damals noch unüberbaute Oberfeld zwischen der Kreuzstrasse und dem alten Dorfschulhaus zu stehen. Heute ist sie dreiseitig von modernen Mehrfamilienhäusern umringt.
Beschreibung:Das stattliche Gebäude wurde auf ein grosszügiges, mit Grünflächen und Bäumen parkartig gestaltetes Grundstück mit Allee gestellt (Umgebung anlässlich der jüngsten Mehrfamilienhausüberbauung stark verändert). Auf nahezu quadratischem Grundriss erhebt es sich als zweigeschossiger kubischer Mauerbau unter elegant geknicktem Walmdach. Die mit einem körnigen grauen Verputz versehenen Fassaden werden von hellen Eckpilastern sowie von feinen Sockel- und Kranzgesimsen gerahmt. Axial angeordnete Fenster mit gefalzten Rechteckgewänden aus Kunststein, geohrten Gesimsen und keilförmigen Schlusssteinen tragen zum wohlproportionierten Erscheinungsbild bei, das sich allerdings nicht an eine strenge Symmetrie hält.
Die nach Norden gerichtete Eingangsfront betont ein frontispizartig übergiebelter Mittelrisalit mit grossflächiger Treppenhausbefensterung, welche mit einem geometrischen Jugendstilmotiv verziert ist. Eine deutlich andere Formensprache zeigt das mit einem Ochsenauge ausgestattete Giebelfeld, dessen aufwendiges Rocaille- und Loorbeerkranzrelief in den Barock weist. Den Hauseingang beschirmt ein vorzeichenartiges, auf sorgfältig behauene Kunststeinsäulen abgestütztes Schutzdächlein. Der original erhaltene Türflügel zeigt einen beschnitzten Briefeinwurf mit Festonmotiv und eine originelle schmiedeeiserne Fenstervergitterung. In den Terrazzoboden eingelegt sind das Baujahr 1911 und die verschnörkelten Initialen FM des Bauherrn Friedrich Meyer.
Im Vergleich zur nördlichen Eingangsseite zeigt die "rückwärtige", nach Süden gerichtete Stubenfront ein eher schlichtes, eigenwillig asymmetrisches Gepräge mit zwei Fensterachsen am Hauptbau und einer auf der Ostseite anschliessender Laubenschicht von deutlich unterschiedlicher Ausgestaltung. Diese ist im Erdgeschoss ummauert und mit grossen Bogenfenstern ausgestattet, während das Obergeschoss als halboffene Veranda mit balusterförmiger Steinbrüstung in Erscheinung tritt.
Das Hausinnere spiegelt in seiner grosszügigen Anlage und der hochwertigen Ausstattung die gehobene soziale Stellung des Bauherrn. Vom Hauseingang gelangt man in das mit Terrazzoböden ausgestattete Treppenhaus, von dem sich die hufeisenförmig angelegten Hauptwohnräume im Erdgeschoss, die Schlafräume im Obergeschoss sowie ein Angestelltenzimmer im Dachraum erschliessen. Die sorgfältig gearbeitete Holztreppe mit gedrechseltem Geländer und eichelförmig beschnitztem Antrittspfosten gehört ebenso zum ursprünglichen Baubestand wie die mit Schablonenmalereien des Jugendstils verzierten Decken und Wände und die bis auf Brusthöhe angebrachten, braunen Lincrusta-Tapeten [2]. In den beiden südseitig gelegenen Stuben hat sich ein hohes Mass an originaler Ausstattung von hochwertiger handwerklicher Qualität erhalten. Das naturbelassene, in geometrischen Formen gehaltene Brusttäfer aus Nadelholz bildet mit den dreiteiligen Füllungstüren und dem aus dunklerem Hartholzrahmen und helleren Füllungen bestehenden Parkettbodeneine harmonische gestalterische Einheit. Einen auffälligen Akzent hierzu setzen die in üppigen Pflanzenornamenten gehaltenen, goldgelben Tapeten und ebenso die mit barocken Motiven verzierten Stuckdecken. Als weitere historische Ausstattungselemente haben sich ein grüner Sitzofen mit Lochrelief und Heizungsradiatoren wohl noch aus der Entstehungszeit des Hauses erhalten. Die Kellerräume weisen zeittypische Hourdisdecken auf.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau; CA.0001/0636-0639, Brandkataster Gemeinde Oftringen, 1850-1938.
[2] Unter Lincrusta versteht man ein auf Linoleumbasis hergestellter Prägedruck auf starkem Papier, welcher vorwiegend bei der Sockelgestaltung von Treppenhäusern Verwendung fand. In diesem Sinne stellt er eine Alternative zu den im Volksmund als "Rupfen" bezeichneten Textilfasertapeten dar.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau; CA.0001/0636-0639, Brandkataster Gemeinde Oftringen, 1850-1938.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=133149
 

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