INV-ROT912 Alte Aarburgerstrasse 58, 1769 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-ROT912
Signatur Archivplan:ROT912
Titel:Alte Aarburgerstrasse 58
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Nordosten (2017)
Bezirk:Zofingen
Gemeinde:Rothrist
Ortsteil / Weiler / Flurname:Grüt
Adresse:Alte Aarburgerstrasse 58
Versicherungs-Nr.:282
Parzellen-Nr.:1061
Koordinate E:2633815
Koordinate N:1239846

Chronologie

Entstehungszeitraum:1769
Grundlage Datierung:Inschrift (Wohnungseingang OG)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerliches Wohnhaus
Epoche / Baustil (Stufe 3):Barock

Dokumentation

Inschriften:"A 1769 Z" (Wohnungseingang auf der Laube im OG)
Würdigung:Stattliches barockes Wohnhaus, das 1769 für Albert Zimmerli in Nachbarschaft zum alten „Grüthof“ erbaut wurde. Der zweigeschossige Mauerbau, der unter einem weit vorspringenden Gehrschilddach mit hochliegendem Knick und Giebelründe liegt und beidseitige Trauflauben besitzt, hat sich in seiner äusseren Erscheinung im wesentlichen intakt erhalten und zeigt mit Ausnahme der erneuerten Südfassade auch noch die ursprünglichen, sandsteinernen Fenstergewände mit wulstigen Simsen. Im Inneren bestehen noch Teile der Ausstattung aus der Bauzeit und Öfen aus einer späteren Ausstattungsphase. Zusammen mit der stark veränderten, freistehenden Scheune (nicht Bestandteil des Schutzumfangs) und dem nahegelegenen „Grüthof“ (Bauinventarobjekt ROT911) bildete das Gebäude früher eine schöne Hofgruppe bildete, die allerdings seit längerem durch die nahe Eisenbahnlinie beeinträchtigt und heute durch die Überführung der Alten Aarburgerstrasse zusätzlich gestört ist.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Gemäss Jahrzahl am Türsturz des Obergeschosseingangs wurde das Gebäude im Jahr 1769 errichtet. Die Initialen AZ lassen sich vielleicht auf Abraham Zimmerli im Grüt beziehen, der 1798 im Steuerregister als einer der reichsten Bewohner der Gemeinde genannt wird und damit durchaus als Erbauer des stattlichen Hauses in Frage kommen könnte [1]. Zusammen mit dem nordseitig der Strasse gelegenen, eigentlichen Grüthof bildete das Wohnhaus einen isoliert in der Ebene gelegenen Weiler, wie er bereits auf einem Strassenplan von 1787 zu erkennen ist (vgl. Bilddokumentation). Das heutige Erscheinungsbild des Gebäudes mit streng axial disponierten Rechteckfenstern und wulstigen Simsen verweist eher auf das frühe 19. Jh. und könnte Resultat einer Umgestaltung sein.
Der erste verfügbare Brandkatastereintrag von 1875 lautet auf ein „Wohnhaus von Stein u. Holz“ mit einem gewölbten und einem Tremkeller sowie harter Bedachung, im Eigentum von Friedrich Zimmerli. 1892 ging die Liegenschaft an den Sohn Albert Zimmerli-Fehlmann über, der 1895 im Dachgeschoss eine weitere Wohnung einrichtete [2]. Nach 1900 erfolgte auch eine Handänderung an Karl Weber, wohl im Zusammenhang mit einer Auswanderung Zimmerlis nach Amerika [3]. Mit der in den 1970er Jahren eröffneten direkten Doppelspurlinie Olten-Rothrist kam das Gebäude noch näher an die Bahngleise zu liegen.
Beschreibung:Das Wohnhaus erhebt sich zusammen mit der rechtwinklig dazu gestellten, stark veränderten Scheune (Vers.-Nr. 283, nicht Bestandteil des Schutzumfangs) heute eng eingezwängt zwischen der Eisenbahnlinie und der Überführung der Alten Aarburgerstrasse, welche die Gebäude vom weiter nördlich gelegenen, eigentlichen Grüthof trennt. Wie dort handelt es sich um ein in Getrenntbauweise errichtetes Gehöft. Der giebelbetonte Mauerbau wird über einem zweigeschossigen, kubischen Baukörper von einem weit vorspringenden Gehrschilddach mit hochliegendem Knick und beidseitigen Giebelründen abgeschlossen. Während die Dachform noch barock geprägt ist, sind die beiden Stirnseiten mit jeweils vier Achsen von Einzelfenstern in klassizistischer Manier streng regelmässig gegliedert und weisen damit auf eine etwas spätere Entstehungszeit. Die Fenster der Nordfassade werden von Sandsteingewänden mit wulstigen Simsen gerahmt; die südlichen sind erneuert. Das Dach ist an den Stirnseiten auf zierbeschnitzte Büge abgestützt. Die beidseitig vorhandenen Trauflauben zeigen noch die alte Verschalung mit kräftig profilierter Brüstung. Die östliche verfügt über eine Aussentreppe und dient als Zugang zur Obergeschosswohnung. Das originale, rechteckige Sandsteingewände des Eingangs zum Obergeschoss zeigt eine Zierfase und am Türsturz in erhabenem Relief die Jahrzahl 1769, flankiert von den Initialen des Bauherrn „AZ“. Identisch gestaltet ist das erdgeschossige Gewände. Die westliche Laube wurde nachträglich verglast. An der Nordwestecke wurde das Gebäude nachträglich über Nebenbauten mit der im rechten Winkel dazu ausgerichteten Scheune verbunden.
Beide Geschosse sind jeweils über einen durchlaufenden Quergang erschlossen, wobei im besser erhaltenen Obergeschoss Küche und Stube auf der Nordseite, die Schlafräume auf der Südseite liegen. Von der bauzeitlichen Ausstattung sind auf beiden Geschossen einfaches Brettertäfer mit Felderteilung, Eichenriemenböden, Füllungstüren mit Plattenbändern auf Stützkloben sowie mehrere Wandkästen erhalten. In der erdgeschossigen Stube steht ein schmales Einbaubuffet mit Giessfassnische. Wohl auf das mittlere 19. Jh. gehen die Kachelöfen zurück, wobei in die zweistufige grüne Sitzkunst des Obergeschosses wahrscheinlich Frieskacheln eines älteren Ofens eingesetzt wurden, die auf hellblauem Grund Girlandenmotive zeigen (Inneres gemäss Kurzinventar 1991).
Anmerkungen:[1] Vgl. Markus Widmer-Dean, Rothrist im Lauf der Zeit, Rothrist 2012, S. 205.
[2] Staatsarchiv Aargau: CA.0001/0647-0649, Brandkataster Gemeinde Rothrist, 1875-1938.
[3] Ein Albert Zimmerli wird nach mündlicher Überlieferung als Erbauer des Hauses (vgl. Initialen „AZ“) und als späterer Amerika-Auswanderer genannt (vgl. Kurzinventar 1991), was allerdings schon chronologisch nicht zutreffen kann, zumal die grosse Amerika-Auswanderung aus der Schweiz deutlich später einsetzte. Eher dürfte dieser Albert Zimmerli, dessen Vorname zudem besser ins späte 19. Jh. passt, mit dem Eigentümer ab 1892 zu identifizieren sein.
Literatur:- Fritz Heitz, Von Strassen und Brücken in und um Aarburg, Aarburg 1991, S. 53 (histor. Planzeichnung).
Quellen:- Staatsarchiv Aargau: CA.0001/0647-0649, Brandkataster Gemeinde Rothrist, 1875-1938.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=133546
 

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