INV-ROT913A "Miescher-Heimet", 18. Jh. (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-ROT913A
Signatur Archivplan:ROT913A
Titel:"Miescher-Heimet"
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Südwesten (2017)
Bezirk:Zofingen
Gemeinde:Rothrist
Ortsteil / Weiler / Flurname:Sennhof
Adresse:Bachweg 18
Versicherungs-Nr.:248
Parzellen-Nr.:273
Koordinate E:2634084
Koordinate N:1239478

Chronologie

Entstehungszeitraum:18th cent.
Grundlage Datierung:Schätzung
Nutzungen:2007 Ortsmuseum; 2014 Gemeindebibliothek

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:ROT913B
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Schutz / Status

Kategorie Inventar Kulturgüterschutz:B (regionale Bedeutung)

Dokumentation

Würdigung:Sicherlich noch im 18., vielleicht sogar im 17. Jahrhundert als strohgedecktes Hochstudhaus entstandenes und ursprünglich in Bohlenständerbauweise erstelltes Gebäude, das in mehreren Schritten eine Umwandlung zu einem Fachwerkbau mit ziegelgedecktem Satteldach erfahren hat. Das Gebäude, das nach seiner letzten Bewohnerin und Stifterin als „Miescher-Heimet“ bekannt ist, dient seit einem Umbau 2007 als Ortsmuseum; 2014 wurde ein Anbau für die Gemeindebibliothek erstellt. Von der ältesten Bauphase zeugt noch das kräftige Ständergerüst, das wohl im Lauf des 19. Jahrhunderts zu einer Fachwerkkonstruktion umgestaltet wurde; von einem weitgehenden Umbau im Jahr 1921 stammen die gemauerte Stirnseite, der heutige Ökonomieteil sowie das durchlaufende Satteldach. Mit seiner sukzessiven Transformation dokumentiert das Gebäude einen für ehemalige Strohdachhäuser exemplarischen Vorgang. Direkt vergleichbar ist in dieser Hinsicht das Haus Eggasse 11 (Bauinventarobjekt ROT931), das auch einen ähnlich gestalteten älteren Wohnteil besitzt. Zur Baugruppe des „Miescher-Heimet“ gehört ausserdem eine quer zum Wohnhaus gerichtete Remise (Bauinventarobjekt ROT913B), die heute ebenfalls dem Ortsmuseum dient.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das an der Südfassade noch gut sichtbare, kräftige Ständergerüst mit mächtiger Eichenschwelle stammt noch vom rein hölzernen Ursprungsbau, welcher mindestens in das 18., vielleicht auch in das 17. Jh. zurückgehen dürfte. Wohl schon im frühen 19. Jh. entstanden im Zug eines ersten Umbaus die heutigen Sichtfachwerkfassaden mit den grossen, axial gesetzten Einzelfenstern. Im ersten verfügbaren Brandkatastereintrag von 1875 wird das Gebäude als „Wohnhaus u. Scheune v. Rieg u. Holz, mit 1 gew[ölbtem] u. 1 Tremkeller“ beschrieben [1]. Damals besass es noch ein strohgedecktes Walmdach mit Ziegelfirst, wie es sich auf einer Aufnahme um 1910/20 präsentiert (vgl. Bilddokumentation). Die Liegenschaft gehörte Jakob und Samuel Schmitter und ging 1884 an Eduard Schmitter über. Sie umfasste neben dem Hauptbau eine um 1860/70 erbaute Remise (Vers.-Nr. 247, Bauinventarobjekt ROT913B) sowie ein „Gebäude mit Waschhaus, Magazin u. 1 Wohnung v. Stein u. Holz“. 1878-80 ergänzte man das Waschhaus durch Aufstockung um ein Stöckli; 1894 richtete man auch im erdgeschossigen Waschraum eine Wohnung ein (Vers.-Nr. 249). Eigentümerinnen des Nebengebäudes waren ab 1884 Bertha und Emma Schmitter, ab 1894 die erstere allein. 1894 entstand das bis heute erhaltene Holzhaus Vers.-Nr. 250 (nicht Bestandteil des Schutzumfangs).
1913 gingen Haupthaus und Remise, 1928 schliesslich auch das Stöckli an Landwirt Ernst Miescher-Schmitter über. Bei einem durchgreifenden Umbau des ehemaligen Strohdachhauses, der sich gemäss einer massiven Wertsteigerung in das Jahr 1921 datieren lässt, wurden der Ökonomieteil ersetzt, der Wohnteil mit einer massiven Stirnmauer versehen und das charakteristisch abgewalmte Hochstuddach durch ein ziegelgedecktes Satteldach mit vollständig neuer Konstruktion ersetzt.
Zuletzt war das Gebäude von Trudi Miescher („Fräulein Miescher“) bewohnt, welche die als „Miescher-Heimet“ bekannte Liegenschaft nach ihrem Tod 1986 testamentarisch der Gemeinde vermachte. Damit verbunden war die Auflage, das Haus für das Ortsmuseum zu verwenden, das bereits 1967 durch einige Personen um Rolf Hofer gegründet worden und sukzessive an verschiedenen Standorten untergebracht war [2]. Nach der Zustimmung der Gemeindeversammlung im Jahr 2005 konnte das Gebäude für die Zwecke des Ortsmuseums umgebaut und 2007 eröffnet werden (Architekturbüro Robert & Esslinger, Zofingen). 2014 wurde ein südseitig an das Haus gefügter Bibliotheksanbau erstellt. Gleichzeitig erfolgte der Abbruch des Stöcklis.
Beschreibung:Das als „Miescher-Heimet“ bekannte Gehöft erstreckt sich südlich der Bernstrasse im Sennhof und besteht nebst dem Hauptgebäude aus einer freistehenden, quer zum Wohnhaus gerichteten Remise (Vers.-Nr. 247, Bauinventarobjekt ROT913B), die östlich an die Ökonomie anschliesst, sowie einem kleinen Holzhaus hart an der Bernerstrasse (Vers.-Nr. 250, nicht Bestandteil des Schutzumfangs). Vor dem Umbau gehörte zur Anlage ausserdem ein Stöckli, das nördlich zwischen Wohnhaus und Bernstrasse stand und Zierelemente in den Formen des Schweizer Holzstils zeigte. Beim Hauptgebäude, das heute zum Ortsmuseum umgebaut und an der Südseite durch einen modernen Bibliotheksanbau erweitert ist, handelt es sich um ein umgebautes, ehemals strohgedecktes Hochstudhaus, dessen frühere Verhältnisse auf einer Aufnahme vor der Umdeckung von 1921 dokumentiert sind (vgl. Bilddokumentation). Zum ältesten Bestand gehört noch das Ständergerüst des Wohnteils mit dem mächtigen, durch doppelte Schwellenschlösser gesicherten Eichenschwellenkranz, den Ständern sowie den Deckenbalkenlagen. Wohl von einer Erneuerung im frühen 19. Jh. stammen die heutigen Sichtfachwerkfassaden, die eine axial bezogene, zu Gruppen angeordnete Einzelbefensterung mit zierbeschnittenen Simsen zeigen; im gleichen Zeitraum entstand die erste westseitige Hauserweiterung um eine Fensterachse, die an der Schwelle der Stubenfront gut abzulesen ist. Vom Umbau des ehemaligen Strohdachhauses 1921 stammt die massive westliche Stirnmauer, die mit zwei Achsen von Einzelfenstern in Zementgewänden besetzt ist. Den Ökonomieteil ersetzte man damals durch einen Neubau mit Stallfronten in zeittypischem Sichtbackstein und einem in Gerüstbauweise erstellten Oberbau. Ein gleichzeitig erstelltes, durchgehendes Satteldach mit stirnseitigen kleinen Krüppelwalmen schliesst das Gebäude ab. Der auffallend weite Dachüberstand an der Nordseite des Wohnteils war früher auf eine Reihe von hohen Holzstützen abgestellt.
Im Rahmen des Umbaus zum Ortsmuseum 2007 wurde das ehemalige Tenn als neue Haupterschliessungszone grossflächig verglast. Das durch einen Küchenumbau stark veränderte Erdgeschoss der nördlichen Traufseite ersetzte man zwischen den Pfosten des Sichtfachwerk ebenfalls durch eine vollflächige Verglasung, welche von der Bernstrasse her nun den Blick auf die Exponate des Museums freigibt. An der Stelle des früheren Hauseingangs wurde ein barockes Türblatt neu eingesetzt. Der Bibliothekstrakt, ein eingeschossiger, holzverschalter Flachbau, ist von Süden her quer an den ehemaligen Ökonomieteil herangeschoben, wo ihm an der nördlichen Traufseite ein ebenfalls verglaster Veranstaltungsraum antwortet.
Im Inneren des alten Wohnteils wurde die alte Raumstruktur mehrheitlich beibehalten; einige zusätzliche Durchgänge sowie zwei neue Treppen in der Nordwest- und Südwestecke dienen dem Museumsrundgang. Erdgeschossig wurden die Räume mit einem durchgehenden neuen Boden aus Terrakottaplatten ausgestattet. Von der historischen Ausstattung zeugen im Erdgeschoss noch alte Balkendecken, im Obergeschoss Täferwände aus stehenden Brettern. Zum Tenn hin sind die alten Bohlenwände des Wohnteils erhalten. Ein Gewölbekeller ist durch einen Abgang in der ehemaligen Küche auf der Nordseite erschlossen. Der Ökonomieteil ist mit Ausstellungs- und Veranstaltungsräumen weitgehend neu ausgebaut.
An der nördlichen Traufseite steht parallel zum Haus ein langgestreckter Brunnentrog aus Muschelkalk mit neuem Stock. Auf der Südseite erstreckt sich eine grosse Grünanlage.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau: CA.0001/0647-0649, Brandkataster Gemeinde Rothrist, 1875-1938.
[2] Widmer-Dean 2012, S. 7; Zofinger Tagblatt, 5.9.2017.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Rothrist, Inventar der Kulturobjekte lokaler Bedeutung (1984), Nr.4.03.7.
- Schweizerisches Inventar der Kulturgüter von nationaler Bedeutung, B-Objekt (regionale Bedeutung).
Literatur:- Markus Widmer-Dean, Rothrist im Lauf der Zeit, Rothrist 2012, S. 6f.
- Zofinger Tagblatt, 5.9.2017.
- R[olf] Hofer, Rothrist in alten Ansichten, Zaltbommel (NL), 2. Auflage, 1981, Abb. 16.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau: CA.0001/0647-0649, Brandkataster Gemeinde Rothrist, 1875-1938.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=133547
 

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