INV-ROT923 Rubernstrasse 47, 17. Jh. (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-ROT923
Signatur Archivplan:ROT923
Titel:Rubernstrasse 47
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Südosten (2017)
Bezirk:Zofingen
Gemeinde:Rothrist
Ortsteil / Weiler / Flurname:Rubern
Adresse:Rubernstrasse 47
Versicherungs-Nr.:32A, B
Parzellen-Nr.:833
Koordinate E:2635591
Koordinate N:1239239

Chronologie

Entstehungszeitraum:17th cent.
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Würdigung:Stattliches, ehemals strohgedecktes Hochstudhaus, das aufgrund der barocken Zierformen am Holzwerk wohl noch in das spätere 17. Jahrhundert zu datieren ist. Nach einem durchgreifenden Umbau und dem Ausbau des Dachvolumens mit einer ganzen Anzahl von Wohnungen sind vom Haus bedauerlicherweise nur noch die über fünf Hochstüden errichtete, überaus mächtige Dachkonstruktion, Teile der bauzeitlichen Stubenfront mit mächtiger Schwelle und profiliertem Brustriegel sowie einige jüngere Fachwerkwände erhalten. Diesen Bestandteilen kommt trotz der starken Veränderungen auch im heutigen fragmentarischen Zustand noch bau- und konstruktionsgeschichtliche Bedeutung zu.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Nach der Ständerkonstruktion mit den kräftigen, gezahnten Kopfhölzern und dem profilierten Brustriegel an der Stubenfront zu schliessen, dürfte das ehemals strohgedeckte Hochstudhaus noch auf das späte 17. Jh. zurückgehen. Im ersten verfügbaren Brandkatastereintrag von 1875 wird das Gebäude als „Wohnhaus u. Scheune v. Holz, 1 gew[ölbter] u. 1 Tremkeller“ beschrieben und besass weiche Bedachung [1]. Hauptsächlicher Eigentümer war Jakob Bühler, dem 1878 Kaspar Bühler und 1890 Johann Bühler nachfolgten; lediglich ein Anteil der Scheune gehörte der Wittwe Hofer, Johann Jakobs. 1911 ging der grössere Hausteil an Johann Friedrich Flükiger über, der in der Folge auch den Scheunenanteil übernahm. Die Umdeckung auf harte Bedachung dürfte nach Ausweis einer Wertsteigerung 1913 stattgefunden haben.
Nachdem das Gebäude unmittelbar zuvor bereits geringfügigere bauliche Eingriffe erfahren hatte, fand 2008-10 nach einem Eigentümerwechsel ein durchgreifender Umbau statt, bei dem das gesamte Haus bis unter den First neu ausgebaut und in fünf Mietwohnungen unterteilt wurde [2]. Mit Ausnahme der Hochstudkonstruktion und von Fragmenten der Stubenfront sowie der Umfassungswände des Wohnteils wurden sämtliche Bauteile weitestgehend erneuert.
Beschreibung:Das ehemals strohgedeckte Hochstudhaus, das durch sein ausgesprochen mächtiges, weit herabgezogenes Vollwalmdach auffällt, steht quer zur hangparallel verlaufenden Rubernstrasse am Fuss des Hölzlis. Nach dem durchgreifenden Umbau zu einem Mehrfamilienhaus 2008-10 bewahrt das Gebäude noch die von fünf Hochstüden getragene Dachkonstruktion sowie teilweise die Fassaden des nordostseitigen ehemaligen Wohnteils. Die ehemals stark russgeschwärzten Hölzer der Dachkonstruktion wurden im Inneren der Wohnungen sandgestrahlt. Sie sollen unter den beim Umbau eingezogenen Wandkonstruktionen noch in voller Höhe vorhanden sein, wobei ein Hochstud bereits vor dem Umbau über dem Wohnteil, zwei über dem Stall abgefangen waren. An der südwestseitigen Stubenfront ist noch die mächtige, ca. 60 cm hohe Eichenschwelle mit durchgezäpften Schlössern erhalten, darüber die Obergadenwand, die einen durchlaufenden, kräftig profilierten Brustriegel, verstärkende Kopfhölzer und stehende Bohlenfüllungen zeigt. Ein profilierter Brustriegel zog sich früher auch über die erdgeschossige Front, für die in der originalen Form eine Reihenbefensterung anzunehmen ist. Die barocken Profile der eichenen Fensterpfosten und der Brustriegel rücken das Hochstudhaus stilistisch in die Nähe des 1688 datierten „Sägehauses“ der Stadt Zofingen in Vordemwald (Bauinventarobjekt VOR901) und des ebenfalls dem ausgehenden 17. Jh. zuzurechnenden „Lehenhauses“ zum Schloss Rued (Bauinventarobjekt SRU904). An der nordöstlichen Stirnseite und der rückwärtigen nordwestlichen Traufseite sind noch Teile einer Fachwerkkonstruktion aus dem 19. Jh. sowie der originale Schwellenkranz erhalten. Unter der Stube befindet sich ein in Firstrichtung angelegter Gewölbekeller, dessen rundbogiges Türgewände mit sehr breiter Abfasung ebenfalls dem 17.Jh. zuzuordnen ist.
Im übrigen handelt es sich beim Haus heute um einen weitgehenden Neubau. Praktisch das gesamte Volumen des Daches wird von Geschosswohnungen eingenommen, welche durch ein Treppenhaus im Bereich des früheren Tenns erschlossen werden; das Dach ist mit diversen Dachflächenfenstern besetzt.

Zustand vor dem Umbau 2008-10 (gemäss Kurzinventar 1991):
Vor dem Umbau liess eine Fassadenpartie an der nordöstlichen Schmalseite noch die frühere Ausbildung der Stubenfront erahnen. Über einem kräftigen durchlaufenden Brustriegel von ca. 30 cm Höhe mit reicher Profilierung öffnete sich ein einzelnes Fenster, das mit ziergefasten, ebenfalls profilierten Eichenpfosten eingefasst war. An der zum alten Bestand gehörigen vertikalen Bretterverschalung über den erdgeschossigen Fenstern hatten sich Spuren einer farbigen Fassung (Rot und Blau/Schwarz) erhalten.
Das nach Südosten gerichtete Vorderhaus des Wohnteils wurde von Stube und Nebenstube eingenommen. Das Hinterhaus, welches das Vorderhaus schon ursprünglich überragte oder schon früh einen erdgeschossigen Anbau erhielt, gliederte sich in eine mittige Küche und drei Kammern. Der auf der Nordwestseite gelegene, von der vorgelagerten Laube geschützte Hauseingang führte direkt die Küche. Der Treppenaufgang in den Obergaden lag an der nordwestlichen Schmalseite. Es handelte sich um eine sehr sorgfältig gearbeitete, aus der Erbauungszeit des Hauses datierende Blocktreppe, deren Stufen auf reich profilierten Balken aufgesattelt waren. Eine der Obergadenkammern war im ursprünglichen Zustand mit kleiner Fensteröffnung und im roh belassenen, rauchgeschwärzten Bohlenständerwänden erhalten. Die Stube zeigte einfaches Brettertäfer und einen Kastenofen samt Kunst mit reliefierten Kacheln aus der Zeit um 1900/10.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau: CA.0001/0647-0649, Brandkataster Gemeinde Rothrist, 1875-1938.
[2] Pläne im Baugesuchsarchiv.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau: CA.0001/0647-0649, Brandkataster Gemeinde Rothrist, 1875-1938.
- Gemeinde Rothrist, Baugesuchsarchiv: Umbau 2008.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=133557
 

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