INV-ROT931 Eggasse 11, 18. Jh. (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-ROT931
Signatur Archivplan:ROT931
Titel:Eggasse 11
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Südosten (2017)
Bezirk:Zofingen
Gemeinde:Rothrist
Ortsteil / Weiler / Flurname:Gländ
Adresse:Eggasse 11
Versicherungs-Nr.:178
Parzellen-Nr.:671
Koordinate E:2635280
Koordinate N:1238444

Chronologie

Entstehungszeitraum:18th cent.
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Schutz / Status

Status Bauinventar:Neuaufnahme Bauinventar 2018

Dokumentation

Würdigung:1906 durch einen weitgehenden Umbau eines Strohdachhauses entstandener bäuerlicher Vielzweckbau, der einen wohl noch auf das 18. Jahrhundert zurückgehenden Wohnteil besitzt. Analog zum sogenannten „Miescher-Heimet“ (Ortsmuseum, Bauinventarobjekt ROT913A) wurde beim Umbau der alte, in Fachwerk konstruierte Wohnteil des damals noch strohgedeckten Hochstudhauses in einen Neubau integriert, der stirnseitig um eine Fensterachse verlängert, mit einem grossvolumigen, neuen Ökonomieteil versehen und mit dem alten Wohnteil unter einem durchgehenden, ungebrochenen Satteldach zusammengefasst wurde. Das Gebäude stellt damit ein sprechendes Beispiel der für die Zeit um 1900 charakteristischen Transformation eines Strohdachhauses dar. Es hat sich weitgehend im Zustand der Umbauzeit erhalten und besitzt in der alten Wohnstube auch noch Teile der historischen Ausstattung samt einem Kachelofen aus dem 19. Jahrhundert. Seltenheitswert besitzt heute der aufmerksam gepflegte Bauerngarten, der in verbreiteter Disposition zwischen Stubenfront und Strasse angelegt ist und noch die alte Einfriedung besitzt.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Der Wohnteil des bestehenden Gebäudes dürfte nach seinen Bauformen als Fachwerkhaus mit durchlaufenden Ständern und mächtiger Schwelle noch auf das 18. Jh. oder spätestens die Zeit um 1800 zurückgehen. Ursprünglich handelte es sich um ein strohgedecktes Hochstudhaus, das im ersten verfügbaren Brandkatastereintrag von 1875 als „Wohnhaus u Scheune v. Rieg u. Holz, 1 Tremkeller“ beschrieben wird und ein Strohdach mit Ziegelfirst besass. Mit 21.3 auf 9.4 Meter war es bei gleicher Breite etwas kürzer als der heutige Bau, besass aber jedenfalls stattliche Abmessungen. Eigentümer war Johann Ulrich Hofer, von dem die Liegenschaft 1890 an seinen Sohn Fritz überging [1]. Bei einem durchgreifenden Umbau, der nach Ausweis einer massiven Wertsteigerung 1906 stattfand, wurde das Strohdachhaus bis auf den alten Wohnteil abgebrochen. Diesen integrierte man anschliessend in einen Neubau, der auf der Westseite um eine Fensterachse länger war, auf der Ostseite einen neuen Ökonomieteil besass und von einer gleichfalls neuen Dachkonstruktion abgeschlossen wurde.
Im Lauf des 20. Jh. erfuhr das Gebäude nur geringfügige Umbauten.
Beschreibung:Der bäuerliche Vielzweckbau erhebt sich, mit seiner traufseitigen Stubenfront leicht schräg zur Strasse gestellt und um die Tiefe eines ausgedehnten Bauerngartens von dieser zurückversetzt, an der Eggasse im Gländ. Er besitzt einen wohl noch auf das 18. Jh. zurückgehenden, aus Fachwerk konstruierten Wohnteil, der ursprünglich zu einem strohgedeckten Hochstudhaus gehörte und ganz ähnlich wie im Fall des sogenannten „Miescher-Heimets“ (Ortsmuseum, Bauinventarobjekt ROT913A) im frühen 20. Jh. in einen grösseren Neubau integriert wurde. Dieser zeichnet sich durch eine gemauerte stirnseitige Verlängerung des Wohnteils, eine grossvolumige, in der Nutzungsabfolge Tenn-Stall-Futtertenn gegliederte Ökonomie und ein durchlaufendes, ungebrochenes Satteldach aus, das vor der Stubenfront einen auffallend weiten Überstand mit verbretterter Untersicht zeigt. Die Sichtfachwerk-Stubenfront erhebt sich mit durchlaufenden Wand- und ehemaligen Eckständern auf einem mächtigen Schwellenkranz und zeigt eine in Stube und Nebenstube gruppierte, fünfachsige Gliederung mit Einzelfenstern. Erhalten sind die sechsteilig gesprossten Fensterverschlüsse aus der Zeit um 1900. Die westseitig anschliessende Erweiterung des Wohnteils von 1906 zeigt bei etwas grösserer Geschosshöhe traufseitig eine und stirnseitig zwei Achsen grossformatigerer Rechteckfenster mit Steingewänden und Fensterverschlüssen aus der Zeit des Umbaus. Über die rückwärtige Traufseite des Wohnteils zieht sich eine geräumige, von Pfosten gestützte Obergeschosslaube mit zierförmig ausgesägter Brüstung. Eine Treppe mit gedrechseltem Staketengeländer bildet den Aufgang ins Obergeschoss. Der Hauseingang ist unter der Laube angeordnet.
Der grossvolumige, in Gerüstbauweise aufgeführte Ökonomieteil ist an beiden Traufseiten mit wohl etwas jüngeren, offenen Anbauten versehen. Das vordere wie auch das hintere Tenntor zeigen eine eine schöne, rautenförmige Aufdoppelung. Die Stallwände sind zeittypisch in Sichtbackstein aufgeführt und mit stichbogigen Zementgewänden versehen. An der Nordostecke ist ein jüngerer Schweinestallanbau (nicht Bestandteil des Schutzumfangs) an den Ökonomieteil gefügt.
Der Wohnteil ist vom rückwärtig angeordneten Hauseingang durch einen Stichgang im Bereich des Kernbaus erschlossen. Dieser ist nach üblichem Schema im Vorderhaus in Stube und Nebenstube, im Hinterhaus in Küche und Kammer gegliedert. Auf der stirnseitigen Seite des Stichgangs liegen in der Verlängerung des Wohnteils von 1906 zwei weitere Kammern. Alte Ausstattung ist insbesondere noch in der Stube erhalten, die gefeldertes, holzsichtiges Weichholztäfer, eine freiliegende Bohlenwand und eine Balkendecke mit Deckleisten zeigt. Erhalten ist auch ein hellblauer Kachelofen mit Sitzkunst aus dem früheren oder mittleren 19. Jh. Das Obergeschoss, das nur über den Aussenaufgang erschlossen ist und seit dem Umbau wohl kaum bewohnt war, ist nur südseitig an der Stubenfront in Kammern gegliedert, während der rückwärtige Bereich einen offenen Korridor bildet. In den Kammern, deren Raumhöhe beim Umbau von 1906 erhöht wurde, liegen die Fenster seither auf Fussbodenhöhe. Der Innenausbau wurde seinerzeit im Rohbauzustand belassen. Gleiches gilt für die Kammern in der stirnseitigen Verlängerung von 1906. Die älteren Türblätter im Obergeschoss stammen wohl von anderen Räumen des Hauses.
Der noch teilweise genutzte Ökonomieteil hat sich im wesentlichen im Zustand des frühen 20. Jh. erhalten. Das durchgehende Dach ruht ist als Pfetten-Rafen-Konstruktion ausgebildet, die abschnittsweise auf einem stehenden Stuhl und auf einer Sprengwerkskonstruktion mit zangenförmigen Verstrebungen ruht.
Der vor der Stubenfront zur Strasse hin gelegene, recht ausgedehnte Hausgarten besitzt noch eine charakteristische Einfriedigung in Form eines einfachen eisernen Staketenzauns aus dem frühen 20. Jh. Die Bepflanzung mit Blumen und Gemüse wird liebevoll gepflegt. Unter der rückwärtigen Trauflaube steht ein langgestreckter, aus Muschelkalk gehauener und an den Ecken beschädigter Brunnentrog mit schön profilierter Kante. Weiter nordwärts sind im rückwärtigen Bereich zwei ältere, auf das 19. Jh. zurückgehende Nebenbauten sowie ein moderner Stall angeordnet (Nebenbauten nicht Bestandteil des Schutzumfangs).
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau: CA.0001/0647-0649, Brandkataster Gemeinde Rothrist, 1875-1938.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau: CA.0001/0647-0649, Brandkataster Gemeinde Rothrist, 1875-1938.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=133594
 

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