INV-ROT935 Bernstrasse 86, 1805 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-ROT935
Signatur Archivplan:ROT935
Titel:Bernstrasse 86
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Südwesten (2017)
Bezirk:Zofingen
Gemeinde:Rothrist
Ortsteil / Weiler / Flurname:Sennhof
Adresse:Bernstrasse 86
Versicherungs-Nr.:236
Parzellen-Nr.:255
Koordinate E:2634431
Koordinate N:1239455

Chronologie

Entstehungszeitraum:1805
Grundlage Datierung:Inschrift (Hintereingang)
Nutzungen:1994 Ärztehaus zur benachbarten Klinik

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:ROT936
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Wohnhaus
Epoche / Baustil (Stufe 3):Barock

Schutz / Status

Status Bauinventar:Neuaufnahme Bauinventar 2018

Dokumentation

Inschriften:"1805" (Gewände Hintereingang; heute im Hausinneren)
Würdigung:Stattliches, noch bernisch-barock geprägtes Bürgerhaus von 1805, das an der Bernstrasse zusammen mit einem weitgehend identischen Nachbarhaus eine markante Baugruppe bildet. Der zweigeschossige Mauerbau, der mit Stichbogenfenstern besetzt ist und von einem geschweiften Mansardwaldmach mit Ründegiebel abgeschlossen wird, hat seine äussere Erscheinung im wesentlichen bewahrt. Mit seiner Entstehung rund vierzig Jahre nach dem Neubau der Strasse bezeugt das Gebäude ebenso wie das Nachbarhaus (Bauinventarobjekt ROT935) auch die siedlungsgeschichtliche Bedeutung des neuen Verkehrswegs. Zusammen mit dem unweit gelegenen biedermeierlichen Haus Bernstrasse 81 (Kantonales Denkmalschutzobjekt ROT004) markieren die beiden Gebäude den alten Siedlungskern des Sennhofs, womit ihnen auch eine ortsbauliche Wirkung zukommt.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Gemäss einer Jahrzahl am heute im Hausinneren gelegenen ehemaligen Hintereingang wurde das Wohnhaus 1807 erbaut. Es entstand damit zwei Jahre vor dem praktisch identischen Nachbarhaus Bernstrasse 88 (Bauinventarobjekt ROT936) und rund vierzig Jahre, nachdem die Bernstrasse anstelle der früheren Route über die Rishalden neu über Rothrist trassiert worden war [2]. Im ersten verfügbaren Brandkatastereintrag von 1875 wird das Gebäude als „Wohnhaus mit angebauten Abtritten v. Stein, Rieg u. Holz u. 1 gew[ölbtem] Keller“ beschrieben und befand sich im Eigentum von Christian Wyss, Gold- und Silberarbeiten [1]. 1876 ging die Liegenschaft an Frau M.a L.a Grüter-Suter über, 1878 an Jacob Weber-Woodtli, 1896 an Bertha Weber, 1922 an Arnold Ingold, Kaufmann, 1924 an Otto Krauer-Hüssy , Fabrikant, 1925 zurück an Arnold Ingold und 1930 an Leo Christen, Mechaniker.
Um 1940/50 wurde ein rückwärtiger Hallenanbau an das Haus gefügt. Seit 1952 stand unmittelbar vor der Strassenfront eine Tankstelle. 1993/94 erfolgte ein durchgreifender Umbau des Wohnhauses, das seither zur benachbarten „Klinik Villa im Park“ gehört und Arztpraxen sowie Büros beherbergt. Dabei wurden die beiden Hauptgeschosse sowie das Mansardgeschoss ausgekernt und mit neuen Zwischenwänden vollständig neu ausgebaut; erhalten blieben im Inneren die Dachkonstruktion sowie der Gewölbekeller. 1995 erfolgte der Abbruch des Tankstellendachs. 1999/2000 wurde der rückwärtige Anbau bis auf einen kurzen Zwischentrakt abgebrochen und durch einen Neubau für die Klinik ersetzt [2]. Vor wenigen Jahren erfolgten ein Neuanstrich des Gebäudes und eine Neueindeckung des Daches mit Falzziegeln anstelle der früheren Biberschwanzziegel.
Beschreibung:Das stattliche, noch bernisch-barock geprägte Bürgerhaus ist zusammen mit seinem ursprünglich weitgehend identischen Nachbarn (Bauinventarobjekt ROT936) giebelständig hart an die Nordseite der Bernstrasse gerückt. Schräg gegenüber liegt in geringer Distanz das wertvolle, um 1830/40 entstandene biedermeierliche Haus Bernstrasse 81 („Güttinger-Haus“, Kantonales Denkmalschutzobjekt ROT004). Der zweigeschossige gemauerte Baukörper setzt auf einem niederen Gebäudesockel auf und wird von einem stirnseitig weit vorkragenden, geschwungenen Mansardwalmdach mit korbbogiger Ründe abgeschlossen. Er ist stirnseitig mit vier eng gestellten Achsen stichbogiger Einzelfenster besetzt, die wohl aus Sandstein gefertigt sind (heute überstrichen) und hölzerne Jalousieläden tragen. Jene im Erdgeschoss sind mit Schlusssteinen akzentuiert, die direkt an eine flache Geschossgurte anstossen. Die Gebäudekanten werden von Ecklisenen gefasst, die im Erdgeschoss geböschte Form haben und mit einem Fugenmuster akzentuiert sind. Die Ründeverschalung ist auf zierbeschnitzte Büge abgestützt.
Die beiden Längsseiten sind spärlicher mit Einzelfenstern besetzt. Der Hauseingang nimmt ungefähr die Mitte der Ostfassade ein. Das Dach ist heute mit Falzziegeln eingedeckt und hat durch die Wärmedämmung seine ehemals feinen Proportionen etwas eingebüsst. Im Mansardgeschoss sind beidseitig je drei jüngere Lukarnen aufgesetzt. Rückwärtig ist das Haus anstelle einer ursprünglich wohl vorhandenen Laube heute über einen Zwischentrakt mit den Gebäuden der benachbarten Klinik verbunden. Der heute im Inneren des Zwischentrakts gelegene ehemalige Hintereingang bewahrt ein stichbogiges Türgewände mit der eingemeisselten Jahrzahl 1805.
Das Hausinnere ist in den beiden Hauptgeschossen sowie im Mansardgeschoss ausgekernt und vollständig neu ausgebaut. Erhalten sind ein hoher, geräumiger Gewölbekeller, welcher den gesamte Grundriss des Hauses einnimmt und über einen ehemaligen Aussenzugang an der Gebäuderückseite betreten wird, sowie die originale Dachkonstruktion, die aufgrund einer Wärmedämmung allerdings nicht einsehbar ist.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau: CA.0001/0647-0649, Brandkataster Gemeinde Rothrist, 1875-1938.
[2] Pläne im Baugesuchsarchiv.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau: CA.0001/0647-0649, Brandkataster Gemeinde Rothrist, 1875-1938.
- Gemeinde Rothrist, Baugesuchsarchiv: Umbauten 1952, 1993/94, 1995, 1999/2000.
- Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotoarchiv.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=133598
 

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