Identifikation |
Signatur: | INV-RUA910 |
Signatur Archivplan: | RUA910 |
Titel: | Hauptstrasse 32 |
Ansichtsbild: |
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Bildlegende: | Ansicht von Norden (2018) |
Bezirk: | Brugg |
Gemeinde: | Rüfenach |
Ortsteil / Weiler / Flurname: | Rüfenach |
Adresse: | Hauptstrasse 32 |
Versicherungs-Nr.: | 50 |
Parzellen-Nr.: | 22 |
Koordinate E: | 2657812 |
Koordinate N: | 1262401 |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1836 |
Grundlage Datierung: | Brandkataster |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Bäuerlicher Vielzweckbau |
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Dokumentation |
Würdigung: | Stattlicher spätklassizistisch-biedermeierlicher Vielzweckbau aus dem Jahr 1836, der am nördlichen Dorfeingang den markanten Auftakt der historischen Strassenbebauung bildet. Das sowohl am Wohn- als auch am Ökonomieteil massiv gemauerte und verputzte Juragiebelhaus zeichnet sich durch grosszügige Abmessungen und sorgfältige Hausteinarbeiten aus Muschelkalk aus. Zur Hauptstrasse hin prägen fünf regelmässig angeordnete Fensterachsen mit leicht erhöhtem Hauseingang und zwei Korbbogenportale die Fassade Die von weither sichtbare nördliche Stirnseite zieren im Giebelfeld eine grosse Lünette und zwei für die Bauzeit charakteristische Rundbogenfenster. Mit dem von vier Kreuzgratgewölben überspannten Keller und der zu wesentlichen Teilen erhaltenen Innenausstattung ist das Bauernhaus ein ausserordentlich qualitätvoller Bauzeuge der gehobenen ländlichen Wohnkultur. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Gemäss Brandkataster wurde das Bauernhaus 1836 für Kaspar Schwarz erbaut. Es handelte sich um "ein zweistökiges, steinernes und mit Ziegeln gedektes Wohnhaus, samt Scheuerwerk, in Tenn, Futtertenn und Stall, auch Schopf bestehend, nebst 2 gewölbten Kellern", dessen Schätzwert "1847 wegen Legung von Böden, Anbringung von Scheidwänden & Täfelung eines Zimmers im 2. Stok" um einen Fünftel erhöht wurde [1]. 1871 ging die Liegenschaft an die Gebrüder Heinrich und Kaspar Schwarz über, die sich Wohnhaus und Scheune teilten. Heinrich bewohnte das Erdgeschoss, zu welchem die nördliche Hälfte des Kellers, die westliche Hälfte des Dachstocks, die östliche Hälfte der Scheune sowie der Schopfanbau gehörten. Kaspar besass das 1. Obergeschoss mit den jeweils anderen Anteilen, ohne Schopf [2]. 1938 wurden beide Teile wieder eigentumsrechtlich zusammengeführt und auf Karl Schwarz, Heinrichs, überschrieben. 1956 erhielt die Scheune rückseitig einen grossen, rechtwinklig anschliessenden Anbau [3]. |
Beschreibung: | Der traufständig zur Dorfstrasse errichtete spätklassizistisch-biedermeierliche Vielzweckbau bildet am nördlichen Dorfeingang den markanten Auftakt der historischen Strassenbebauung. Das Gefälle lässt den stattlichen Bau von Norden her betrachtet noch höher aufragen und den Gebäudesockel auf dieser Seite fast zur Hälfte freiliegen. In seinen Umfassungsmauern vollständig gemauert, vertritt er den Typ des Juragiebelhauses. Der grosszügig konzipierte Wohnteil ist mit längsseitig fünf auf stirnseitig zwei Fensterachsen regelmässig gegliedert. Die elegant proportionierten, hochrechteckigen Fensteröffnungen werden von sogfältig behauenen, mit Blockbänken und Ladenfalz gearbeiteten Gewänden eingefasst, die wie alle Hausteinarbeiten in Muschelkalk ausgeführt sind. Zwei Rundbogenlichter und eine grosse Lünette im Giebelfeld machen stirnseitig den zeittypisch schlichten Schmuck des Hauses aus, wobei erstere atypischerweise in den Achsen der unteren Hauptgeschossfenster angeordnet sind. Zum vorderen, von einem jüngeren Pultdach geschützten Hauseingang, der unmittelbar neben dem Ökonomieteil angelegt ist, führt eine aufwändige Freitreppe mit sechs Stufen. Das rechteckige Türgewände ist kräftig und mit ausgeprägtem Sockelbereich ausgeführt. Vorder- wie Hintereingang bewahren das bauzeitliche Türblatt, das als Brettertür mit aufgedoppeltem Rahmenwerk und zugehörigen Beschlägen gearbeitet ist. Beide Eingänge sind mit einem Oblicht versehen. Auf der Rückseite befindet sich unmittelbar neben der Haustür ein kleineres Rechteckfenster zur Belichtung des Flurs. Das danebenliegende Fenster ist mit einem wohl noch aus der Bauzeit stammenden Gitter gesichert. Der sich nach Süden erstreckende Ökonomieteil zeigt eine gängige Nutzungsabfolge von Tenn, Futtertenn und Stall (heute Garage). Die in zeittypischer Korbbogenform gestalteten Tore sind gekuppelt, d.h. auf einen gemeinsamen, aus einem einzigen Werkstück bestehenden Pfeiler abgestützt. Neben den geläufigen Bogenanfängern und Scheitelsteinen weisen die Gewände im Sockelbereich aussergewöhnlich aufwändig gestaltete Radabweiser auf, die in einer zu drei Vierteln freistehenden Kegelform den Abschluss der äusseren Gewändeecken bilden. Die hölzernen Torflügel bestehen aus vertikal aufgenagelten Brettern, die beim Futtertenn zudem mit einem Rahmen aufgedoppelt und durch einen wulstig profilierten Kämpfer vom Bogenstück getrennt sind. Durch die Hauseingänge gelangt man in einen durchlaufenden Korridor, der im hinteren Teil den in die Ecke eingepassten Treppenaufgang ins Obergeschoss aufnimmt. Dieser bewahrt noch die bauzeitlichen, an der Kante profilierten hölzernen Stufen und das zugehörige Geländer mit leicht gerundetem Handlauf sowie einfachen Staketen. Beide Wohngeschosse weisen überdurchschnittliche Raumhöhen auf. Die Raumaufteilung folgt dem üblichen Anordnungsmuster mit Stube und Nebenstube im nach Nordwesten zur Strasse ausgerichteten Vorderhaus sowie Küche und Hinterstube im Hinterhaus. Im Obergeschoss, das ansonsten fast den gleichen Grundriss aufweist, ist zur Strasse hin ein Zimmer mehr vorhanden. Etliche Räume bewahren noch biedermeierliche Intérieurs aus der Erbauungszeit wie Sichtbalkendecken, gestemmtes Wandtäfer teilweise mit Felderung und verschiedene Füllungstüren mit profilierten Türrahmen. Insbesondere in der Stube sind die Leibungen der Fenster vollständig mit Feldertäfer verkleidet. Des Weiteren haben sich an historischer Ausstattung Einbaukästen erhalten. Aus dem 19. Jh. stammt auch der grün glasierte Kastenofen mit Sitzkunst in der unteren Stube, während der Heimatstil-Kachelofen im Obergeschoss mit ebenfalls grünen, teils reliefierten Kacheln sowie handbemalter Kachel mit dem bäuerlichen Motiv der Obsternte aus dem mittleren 20. Jh. datieren dürfte. In der oberen Küche befindet sich noch der alte Eisenherd samt Kaminhurd mit Eisenhaken und blechernem Rauchfang. In den Keller, der die gesamte Fläche des Wohnteils einnimmt, führen sowohl eine jüngere Innentreppe als auch ein breiter, mehrere Stufen abgtetiefter Aussenzugang entlang der hinteren Traufseite. Letzterer ist mit einer zweiflügligen Brettertür mit barocken Beschlägen und einer rautenförmigen Aufdoppelung versehen. Den imposanten Kellerraum bilden zwei breite, quer zum First gerichtete Tonnen, die sich mit zwei schmaleren Tonnen überschneiden und sich so zu vier Kreuzgratgewölben zusammenschliessen. Die mächtige Mittelstütze hat die Form eines langgestreckten Pfeilers. Beim Dachwerk handelt es sich um eine Sparrenkonstruktion auf liegendem Stuhl, die mit einer First- und zusätzlichen Mittelpfetten verstärkt ist. Als zeittypische Besonderheit sind die Sparrenfüsse ausserhalb der Fassade in die vorstehenden Ankerbalken eingelassen, so dass der ansonsten übliche, durch Aufschieblinge bedingte Dachknick entfällt. Nördlich des Hauses befindet sich ein kleiner Vorgarten zum Haus, der von einer Sockelmauer mit einfachem schmiedeeisernem Zaun eingefriedet ist. |
Anmerkungen: | [1] Staatsarchiv Aargau 4519: Brandkataster Gemeinde Rüfenach 1829-1849 [2] Staatsarchiv Aargau CA.0001/0179: Brandkataster Rüfenach 1876-1898. [3] Freundliche Mitteilung Eigentümer. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung. - ICOMOS Liste historischer Gärten und Anlagen der Schweiz, Kanton Aargau, Rüfenach, 4112-04. |
Literatur: | - Max Baumann, Rein und Rüfenach. Die Geschichte zweier Gemeinden und ihrer unfreiwilligen Vereinigung, Baden 1998, S. 199-200. |
Quellen: | - Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotoarchiv. - Staatsarchiv Aargau, 4519: Brandkataster Gemeinde Rüfenach 1829-1849; CA.0001/0178-0180: Brandkataster Gemeinde Rüfenach 1850-1938. |
Reproduktionsbestimmungen: | © Kantonale Denkmalpflege Aargau |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=134355 |
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