INV-AUW935 Rüstenschwil 34, 18. Jh. (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-AUW935
Signatur Archivplan:AUW935
Titel:Rüstenschwil 34
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Südwesten (2018)
Bezirk:Muri
Gemeinde:Auw
Ortsteil / Weiler / Flurname:Rüstenschwil
Adresse:Rüstenschwil 34
Versicherungs-Nr.:234
Parzellen-Nr.:90
Koordinate E:2670297
Koordinate N:1231041

Chronologie

Entstehungszeitraum:18th cent.
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerliches Wohnhaus

Schutz / Status

Status Bauinventar:Neuaufnahme Bauinventar 2019

Dokumentation

Würdigung:Auffallend langgestrecktes bäuerliches Wohnhaus, dessen Kern noch im 18. Jahrhundert entstanden sein dürfte und 1858 beidseitig verlängert wurde. Die heute mit einer Eternitverschalung aus dem früheren 20. Jahrhundert versehenen Fassaden zeigen eine spätklassizistisch-biedermeierliche Gestaltung. Das in zwei Hausteile gegliederte Innere dokumentiert mit seiner ungewöhnlichen Raumstruktur die interessante Entstehungsgeschichte und birgt in den Wohnräumen eine Ausstattung aus dem 19. Jahrhundert in bemerkenswerter Qualität und gutem Erhaltungszustand. Zusammen mit dem vor dem Haus gelegenen, von einem alten Eisenzaun umgebenen Bauerngarten bildet das Haus einen wichtigen Bestandteil des Ortsbildes von Rüstenschwil.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Der etwa mittig gelegene Kernbau des bestehenden Gebäudes dürfte aufgrund der Dachkonstruktion noch aus dem 18. Jh. stammen. Es handelt sich dabei um ein wohl von Anfang an auf Ziegeldeckung ausgelegtes Sparrendach, das noch deutliche Spuren von Russchschwärzung durch eine ehemals offene Rauchküche zeigt. Im ersten verfügbaren Brandkatastereintrag von 1850 wird dieser Kernbau als «2stökiges Wohnhaus mit Tremkeller von Holz unter Ziegeldach», im Eigentum von Jakob Burkard, Friedlis, beschrieben. Er war mit rund 8.1 x 9.3 Meter (27 x 31 Fuss) gleich tief, aber deutlich kürzer als das heutige Gebäude [1]. Zur Hofanlage gehörte damals noch ein «2stöckiges Wohnhaus mit Tremkeller & Scheune von Holz unter Strohdach» (damalige Vers.-Nr. 189). Nachdem der Hof 1853 auf die Erben übergegangen war, wurde 1858 dieses zweite, nach dem Bedachungsmaterial wohl ältere und später vermutlich abgegangene Gebäude um den Wohnteil gekürzt und die Scheune verbessert. Gleichzeitig und wohl als Ersatz für den abgebrochenen Wohnteil verlängerte man das hier beschriebene Gebäude auf seine heutigen Abmessungen, die im nachfolgenden Brandkatastereintrag von 1875 mit 17.5 x 9.10 Meter angegeben werden. Gemäss diesem Eintrag war das Haus, wohl seit der Erweiterung 1858, unter den Brüdern Josef und Johann Burkard zweigeteilt. Diesen folgten später weitere Nachkommen.
1893 wurde das ganze Haus baulich verbessert. Wohl 1918 erfolgte eine eigentumsrechtliche Vereinigung der beiden Hausteile. In der Zeit um 1900 entstand eine grossvolumige, freistehende Stallscheune auf der Nordseite des Wohnhauses (abgebrochen um 2000). Wohl im frühen 20. Jh. erhielt die Fassade eine Eternitverschalung. Um 1970/80 wurden die Küche und der Gangbereich modernisiert.
Beschreibung:Das ungewöhnlich langgestreckte bäuerliche Wohnhaus steht auf der Ostseite der Hauptstrasse in Rüstenschwil. Der quer zur Strasse ausgerichtete zweigeschossige Baukörper liegt unter einem durchgehenden, geknickten Krüppelwalmdach, dessen Giebelfelder mit einem Klebdach ausgeschieden sind. Er ist als Ständerbau mit Flecklingfüllungen (Kanthölzern) ausgeführt und zeigt heute, wohl als Ersatz für einen früheren Holzschindelschirm, eine rautenförmig verlegte Eternitverschalung aus dem früheren 20. Jh. Die spätklassizistisch-biedermeierliche Fassadengliederung dürfte im wesentlichen mit der beidseitigen Verlängerung des Hauses 1858 entstanden sein und dokumentiert mit ihren Unregelmässigkeiten die Baugeschichte des Hauses. Dem Kernbau aus dem 18. Jh. entsprechen an der südlichen Stubenfront die mittleren drei von insgesamt sieben Fensterachsen, den Erweiterungen von 1858 jeweils die beiden äusseren. Die rechteckigen Einzelfenster werden von Holzeinfassungen gerahmt und tragen Jalousieläden (grossteils erneuert). Der südseitige, wohl im Zug der Erweiterung entstandene Hauseingang wird von zwei hochrechteckigen Ganglichtern flankiert und besitzt noch ein Türblatt aus dem ausgehenden 19. Jh. mit schmiedeeiserner Vergitterung. Der Erschliessung dient eine zweiseitige Freitreppe mit Sandsteinstufen. Die Gebäudekanten werden von Ecklisenen gefasst, die wohl von einem früheren Schindelschirm stammen. Die westliche, zur Strasse gerichtete Stirnseite ist vierachsig befenstert, die östliche dreiachsig, wobei die mittlere Achse den Hauseingang der östlichen Haushälfte aufnimmt. Etwas spärlicher befenstert ist die nördliche Traufseite.
Das Hausinnere zeigt eine durch die sukzessiven Umbauten entstandene Raumstruktur, die sich nicht in allen Details klären lässt. Es gliedert sich in einen deutlich umfangreicheren Hausteil auf der Ostseite und eine einzige Zimmerflucht auf der Westseite, getrennt von einem durchlaufenden Quergang mit Geschosstreppe. Dieser nimmt zusammen mit Stuben und Küche des östlichen Hausteils den Bereich des Kernbaus ein und diente wohl zur Erschliessung beider, nicht strikt voneinander getrennten Hausteile. Alle Wohnräume zeigen Täfer aus dem 19. Jh. In der Stube des östlichen Hausteils steht ein glatter hellblauer Kachelofen samt Sitzkunst aus dem mittleren 19. Jh. Das Täfer der Nebenstube in der Südostecke zeigt eine zweifarbige Holzmaserierung. In der gleichen Technik ist das Stubentäfer im westlichen Hausteil dekoriert, das zusätzlich durch Begleitornamente akzentuiert wird. Im übrigen zeigt die Stube des westlichen Hausteils Fischgratparkett sowie einen kleinen, ebenfalls hellblauen Kastenofen mit weissem Kranz. Der Quergang bewahrt einen hölzernen Treppenlauf mit gedrechseltem Staketengeländer aus dem ausgehenden 19. Jh.
Im Obergeschoss lagert sich an beide Stirnseiten jeweils eine Flucht von kleinen Kammern, von denen die westlichen direkt vom Quergang aus erschlossen sind. Die Kammern zeigen mehrheitlich gestemmtes Täfer und teilweise noch Türen mit Beschlägen aus der Bauzeit. Ungewöhnlich disponiert ist der Bereich zwischen dem Quergang und den ostseitigen Kammern, der heute weitgehend leer steht. Früher soll hier im Hausinnern eine abgetrennte, rauchgeschwärzte Kammer bestanden haben, die über der Küche des Kernbaus lag. Das Dachgerüst des Kernbaus ist eine Sparrenkonstruktion mit Firstpfette und stehendem Stuhl, die in gleicher Konstruktion auf beide Seiten verlängert wurde und deren Ansatzstellen vor allem an den Stuhlpfetten gut sichtbar sind. Im Bereich des Kernbaus zeigt die gesamte Konstruktion deutliche Russschwärzung. Eine Räucherkammer stammt aus der Zeit um 1900.
Vor der Stubenfront erstreckt sich an der Südseite des Hauses ein grosser Zier- und Nutzgarten, der noch eine eiserne Einfriedung aus der Zeit um 1900 besitzt. Die Mittelachse nimmt ein linsenförmiges Blumenbeet ein, dessen Grunddisposition wohl älter ist. Nördlich des Hauses stand früher eine grossvolumige, mit Firstrichtung quer zum Haus gerichtete Stallscheune aus der Zeit um 1900 (abgebrochen um 2000).
Anmerkungen:[1] StAAG, Brandkataster Auw.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau (StAAG): CA.0001/0470-0472, Brandkataster Gemeinde Auw, 1850-1938 (alte Vers.-Nrn.: vor 1850: 146, 1850: 190, 1875: 224A/B).
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Auw VIII-3/41.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=134546
 

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