Identifikation |
Signatur: | INV-AUW936 |
Signatur Archivplan: | AUW936 |
Titel: | Rüstenschwil 25A/B |
Ansichtsbild: |
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Bildlegende: | Ansicht von Südosten (2018) |
Bezirk: | Muri |
Gemeinde: | Auw |
Ortsteil / Weiler / Flurname: | Rüstenschwil |
Versicherungs-Nr.: | 203A/B, 202 |
Parzellen-Nr.: | 80, 79 |
Koordinate E: | 2670247 |
Koordinate N: | 1230923 |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 19th cent. |
Grundlage Datierung: | Schätzung |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Landwirtschaftliche Bauten |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Bäuerlicher Vielzweckbau |
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Schutz / Status |
Status Bauinventar: | Neuaufnahme Bauinventar 2019 |
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Dokumentation |
Würdigung: | Doppelhaus mit angebauter Scheune, das im Zug einer komplexen Baugeschichte wohl aus einem Kernbau des frühen 19. Jahrhunderts, einem etwas jüngeren Erweiterungsbau und einer nachträglich einbezogenen Scheune entstanden ist. Der Kernbau wie auch der Quergiebelanbau, dessen Dach 1896 erneuert wurde, präsentieren sich mit Einzelbefensterung und ausgeschiedenem Giebelfeld in biedermeierlichen Formen. Die westlich anschliessende Scheune oder deren Vorgängerbau besass bis 1896 noch Strohbedachung. Als langgestreckter, quer zur Hauptstrasse ausgerichteter Baukörper setzt das Haus einen auffälligen Akzent im Ortsbild des Weilers Rüstenschwil. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Das Doppelwohnhaus mit angebauter Scheune ist Resultat einer vielschichtigen, nicht eindeutig geklärten Baugeschichte. Als Kernbau ist wohl das mit der Stirnseite nach Süden ausgerichtete Wohnhaus (Vers.-Nr. 203B) anzusprechen, das mit seinen biedermeierlichen Bauformen in das frühe 19. Jh. weist. Nur wenig später dürfte der ostseitige, zur Strasse gerichtete Anbau (Vers.-Nr. 203A) entstanden sein, mit dem das Wohnhaus etwa auf seinen doppelten Umfang erweitert wurde und der zum Zeitpunkt des ersten verfügbaren Brandkatastereintrags von 1850 bereits bestand. Der Eintrag für das ganze Gebäude lautete auf ein «2stöckiges Wohnhaus mit Tremkeller & Scheuer von Holz unter Ziegeldach» [1]. 1863 wurde der «Abtrag der Scheune» vermerkt, worauf das Doppelhaus gemäss nachfolgendem Eintrag mit 15.6 auf 10.5 Meter den heutigen Abmessungen entsprach. Der Standort der erwähnten Scheune ist unbekannt. Schon zu einem frühen Zeitpunkt muss auch der Vorgängerbau der heutigen Scheune (Vers.-Nr. 202) entstanden sein, der gemäss Brandkatastereintrag von 1850 damals noch ein Strohdach besass. Eigentümer des heutigen Quergiebelanbaus und einer 1863 neu erstellten, nördlich vom Haus abgerückten Scheune (Vers.-Nr. 207) war Josef Burkard, Drechsler, dem 1898 der im gleichen Metier tätige Jacob Burkard und 1899 Johann Jacob Hausheer folgten. Der Kernbau samt Vorgängerbau der heutigen Scheune gehörte den Gebrüdern Heinrich und Cornel Müller, die zwischenzeitlich separat als Eigentümer je einer Wohnung genannt wurden, bevor der Hausteil 1902 an die Geschwister Barbara und Josefine Müller und später an Burkhard Huwiler-Müller über. 1861 und 1887 erfuhr die heute mit dem Haus zusammengebauten Scheune (Vers.-Nr. 202) bauliche Verbesserungen und Erweiterungen; erst 1893 erfolgte aber die Umdeckung auf Ziegel. Die Jahrzahl 1882 am Treppenpodest des Quergiebelanbaus ist wohl auf eine Renovation zu beziehen. 1896 wurde für diesen Hausteil die Erstellung eines neuen Dachstuhls eingetragen. Vor einigen Jahren wurde das Dach des Kernbaus mit Falzziegeln neu eingedeckt. Im gleichen Zeitraum erfuhr der Quergiebelanbau eine Renovation. |
Beschreibung: | Der langgestreckte, sukzessive entstandene Gebäudekomplex mit Wohnhaus und westseitig angebauter Stallscheune ist im Zentrum des Weilers Rüstenschwil mit seiner beträchtlichen Längsausdehnung quer an die Hauptstrasse gestellt, wodurch er im Ortsbild prominent in Erscheinung tritt. Den Kern bildet ein mit der Stirnfront nach Süden ausgerichteter, biedermeierlich geprägter Freiämter Ständerbau (Vers.-Nr. 203B) mit leicht geknicktem Satteldach, dessen Giebelfeld in zeittypischer Weise durch ein Klebdach ausgeschieden wird. Durch sukzessive Erweiterung um zwei Quergiebelanbauten erhielt der Gebäudekomplex seine heutige Form. Nach Osten zur Strasse hin handelt es sich um einen ebenfalls noch spätklassizistisch geprägten, in der Fassadenflucht unmerklich abgewinkelten Wohnhausanbau (Vers.-Nr. 203A), der abweichend vom leicht geknickten Dach des Kernbaus ein gerades Satteldach von 1896 besitzt, aber gleichfalls mit einem ausgeschiedenen Giebelfeld in Erscheinung tritt. Nach Westen hin schliesst eine Stallscheune an (Vers.-Nr. 202, nicht Bestandteil des Schutzumfangs). Der Kernbau zeigt eine rautenförmige Eternitverschalung aus dem früheren 20. Jh. Er ist an beiden Stirnseiten mit Einzelfenstern besetzt, deren Achsen südseitig zwischen den beiden Geschossen differieren. Sie werden von einfachen Holzeinfassungen gerahmt und besitzen ebenfalls hölzerne Jalousieläden. An der mit der Stallscheune zusammengebauten Westseite ist das Dach über einer Obergeschosslaube stärker abgeknickt und ein Fenster neben der Laube kleinformatiger ausgebildet. Unter der Laube führt ein offener Durchgang von der einen Seite des Gebäudes zur anderen. Der Hauseingang liegt in ungewöhnlicher Anordnung seitlich an der nördlichen Giebelfront, wohin er vielleicht bei der Erweiterung des Hauses verlegt wurde. Er besitzt noch ein gefeldertes Türblatt aus dem 19. Jh. Der östliche Quergiebelanbau zur Strasse ist mit Holzschindeln verrandet und über den Fensteröffnungen mit den charakteristischen Regendächlein versehen. Die prominent in Erscheinung tretende südliche Traufseite ist regelmässig mit drei Achsen von Einzelfenstern besetzt, die von profilierten Holzeinfassungen gerahmt werden. Die beiden anderen Fassaden sind unregelmässiger gegliedert. Der vom alten Blechvordach beschirmte Hauseingang liegt leicht ins Hinterhaus gerückt an der zur Strasse gerichteten östlichen Stirnseite. Er wird von einer doppelläufigen Freitreppe aus alten Sandsteinstufen erschlossen, die über dem mittigen Kellereingang die Jahrzahl 1882 zeigt, gerahmt von den Initialen des damaligen Bauherrn «[wohl J] B» (Josef Burkard). Das gefelderte, wohl jüngst aufgedoppelte Türblatt wird von zwei hochformatigen Ganglichtern flankiert. Das Dach ist an der Nordseite des Kernbaus noch mit alten Biberschwanzziegeln, im übrigen heute mit Falzziegeln eingedeckt. (Hausinneres nicht gesehen.) Die westseitig anschliessende Stallscheune (nicht Bestandteil des Schutzumfangs) erscheint heute als einfacher, verbretterter Gerüstbau mit gemauertem Stallbereich neben dem Wohnhaus. Nordseitig sind sukzessive entstandene Schopfanbauten an die Scheune angefügt (Vers.-Nr. 204/205, nicht Bestandteil des Schutzumfangs). Ein weiterer Nebenbau sowie eine freistehende Stallscheune (Vers.-Nrn. 206/207, nicht Bestandteil des Schutzumfangs) stehen nördlich vom Doppelhaus etwas abgerückt. Im Gartenbereich vor der Baugruppe und zur Hauptrasse hin haben sich einige schöne alte Einzelbäume erhalten. Südostseitig steht längs zur Hauptrasse gerichtet ein Laufbrunnen aus dem 19. Jh. (Bauinventarobjekt AUW931). |
Anmerkungen: | [1] StAAG, Brandkataster Auw. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung. |
Quellen: | - Staatsarchiv Aargau (StAAG): CA.0001/0470-0472, Brandkataster Gemeinde Auw, 1850-1938 (alte Vers.-Nrn.: vor 1850: , 1850: , 1875: ). - Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Auw VIII-3/44. - Kantonale Denkmalpflege Aargau, Fotoarchiv. |
Reproduktionsbestimmungen: | © Kantonale Denkmalpflege Aargau |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=134547 |
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