INV-BZB903 Linn 7, 1802 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-BZB903
Signatur Archivplan:BZB903
Titel:Linn 7
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Norden (2018)
Bezirk:Brugg
Gemeinde:Bözberg
Ehem. Gemeinde:Linn (bis 31.12.2012)
Ortsteil / Weiler / Flurname:Linn
Adresse:Linn 7
Versicherungs-Nr.:915 (alt 15)
Parzellen-Nr.:2040
Koordinate E:2652016
Koordinate N:1257921

Chronologie

Entstehungszeitraum:1802
Grundlage Datierung:Inschrift (Tenntor)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Schutz / Status

Status Bauinventar:Neuaufnahme Bauinventar 2019

Dokumentation

Inschriften:"18 AW IB 02" (Tenntor)
Würdigung:In Mischbauweise erstelltes Juragiebelhaus, das schrittweise aus einem älteren, hölzernen Strohdachhaus hervorgegangen ist. Das mit zahlreichen historisierenden Einbauten versehene Gebäude nimmt eine wichtige ortsbauliche Stellung ungefähr in der Mitte der zeilenförmigen Bebauung von Linn ein. Ein gepflegter Vorplatz und eine ausgedehnte, aufwendig gestaltete Gartenanlage geben der Liegenschaft ein stimmungsvolles Umfeld. Von zeitgeschichtlichem Interesse ist der Umstand, dass die Erbauer des Hauses schon kurz nach dessen Fertigstellung das Dorf verliessen und nach Amerika auswanderten.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Eine Inschrift "18 AW IB 02" am Jochbalken des Tenntors könnte sich auf das Baujahr und die Bauherrschaft des Gebäudes beziehen (AW für Abraham Wülser, IB wohl für Jakob Bläuer). Im ersten Brandkataster von 1805 ist an dieser Stelle lediglich eine "Scheune aus Holz, mit Strohdach" in Besitz von Johannes und Jakob Bläuer, verzeichnet [1]. Nach einer "wesentlichen Verbesserung" 1807 wird die Liegenschaft 1809 neu als "zweistöckiges hölzernes mit Stroh gedecktes Haus samt Scheuerwerk" aufgeführt.
Bei Jakob Bläuer handelt es sich wohl um den erfolgreichen Linner Baumwollhändler, welcher um 1800 die Nachbarliegenschaft Linn 16 (Bauinventarobjekt LIN902) erstellen liess. Sein Sohn Hans Jakob Bläuer war Hauptinitiant der 1817 nach einer Hungersnot erfolgten Auswanderung nach Amerika, an der nicht weniger als 33 Personen aus den Dörfern Linn und Gallenkirch beteiligt waren [2]. In diesem Zusammenhang gelangte die Liegenschaft 1817 in die Hände von Jakob Wildi.
Gemäss Brandkataster muss zwischen 1850 und 1876 ein grösserer Umbau stattgefunden haben, bei dem das bis dahin strohgedeckte Gebäude ein Ziegeldach erhielt (Anstieg des Versicherungswerts von 1100 auf 2700 Fr.) [3].
Eine Fotoaufnahme aus dem frühen 20. Jh. zeigt die der Strasse zugewandte Hausfassade noch mit aussenseitiger Erschliessung (vgl. Bilddokumentation). Im Zuge jüngerer baulicher Veränderungen hat man den Hauseingang auf die Scheunenseite verlegt. Der obere Bereich des Tenns und die Heubühne wurden sukzessive zu grossen, offenen Wohnräumen umgebaut.
Beschreibung:Das leicht zurückversetzt auf der Südseite der Strasse stehende Haus erhebt sich als länglicher Baukörper unter mittelsteilem, leicht geknicktem Satteldach, das mit jüngeren Falzziegeln und mit wenigen kleinformatigen Lichtöffnungen besetzt ist. Er tritt als bäuerlicher Vielzweckbau mit gemauertem Wohnteil und in Mischbauweise aus Stein und Holz errichteter Scheune in Erscheinung. Vermutlich noch in die Entstehungszeit verweist die Inschrift "18 AW IB 02" am Jochbalken des Tenntors, als das Gebäude gemäss Brandkataster noch als freistehende Scheune bestand (vgl. Baugeschichte). Dem originalen Baubestand zuzuschreiben sind die massive östliche Giebelmauer und Teile des Ständergerüsts, der Deckenbalkenlagen und der Dachkonstruktion mit stehendem Stuhl.
Auf der Westseite schliesst unter durchlaufender Dachfläche der gemauerte Wohnteil an, dessen streng axiale Befensterung wohl auf den grösseren Umbau zwischen 1850 und 1876 verweist. Dabei nahm der Eingang ursprünglich die äusserste Achse des Hauses ein und wurde erst in jüngerer Zeit auf die Innenseite neben der Scheune verlegt (um 1975). Damals ersetzte man die ursprünglich wohl aus Haustein bestehenden Fenster- und Türeinfassungen durch Zementgewände.
Die Grundanlage des ehemaligen Bauernhauses mit der Nutzungsabfolge von Wohnteil, Tenn, Stall und Remise ist äusserlich noch gut ablesbar.
Im Hausinnern ist die hergebrachte Raumstruktur nur noch zum Teil vorhanden. Das Obergeschoss wurde über den gesamten Hausgrundriss als weitgehend offener Wohnraum gestaltet und durch einen rückwärtigen Wintergarten erweitert. Die Ausstattung wurde durch historische Bauteile verschiedenster Herkunft ergänzt. Im rückwärtigen Bereich der ehemaligen Ökonomie befindet sich ein kleiner, firstparallel zum Gebäude verlaufender Gewölbekeller, welcher vermutlich ein höheres Alter aufweist und mit einem Vorgängerbau in Verbindung zu bringen ist.
Vor dem Haus erstreckt sich zur Strasse hin ein grosszügiger Vorplatz, welcher mit einer Kopfsteinpflästerung versehen und teils von einer Natursteinmauer gefasst ist. Auf der Ostseite und im rückwärtigen Bereich schliesst eine grosszügige, mit Kieswegen, Trockensteinmauern und alten Bauelementen aufwendig gestaltete Gartenanlage an [4].
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau, Bezirksamt Brugg Zw 1942.0001: Brandkataster Gemeinde Linn 1809.
[2] Baumann S. 653-654.
[3] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0147-0149: Brandkataster Gemeinde Linn 1850-1938.
[4] Zur Gartenanlage vgl. Fasolin 2014, S. 22-23. Eine ausführliche Darstellung und Würdigung des von Hans Massler und Yvonne Biri Massler gestalteten Gartens findet sich auch in der Zeitschrift Landliebe vom Aug./Sept. 2012, S. 34-40.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
Literatur:- Max Baumann, Leben auf dem Bözberg, Die Geschichte der Gemeinden Gallenkirch, Linn, Ober- und Unterbözberg, Stilli 1998.
- Michael Stettler/Emil Maurer, Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Band II: Die Bezirke Lenzburg und Brugg, Basel 1953.
- Sarah Fasolin, Gartenreiseführer Schweiz, München 2014.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=134762
 

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