INV-BZB913 Öle Kirchbözberg, 1832 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-BZB913
Signatur Archivplan:BZB913
Titel:Öle Kirchbözberg
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Südwesten (2018)
Bezirk:Brugg
Gemeinde:Bözberg
Ehem. Gemeinde:Unterbözberg (bis 31.12.2012)
Ortsteil / Weiler / Flurname:Unterbözberg
Adresse:Kirchbözberg
Versicherungs-Nr.:48, 47
Parzellen-Nr.:617, 71
Koordinate E:2654721
Koordinate N:1260398

Chronologie

Entstehungszeitraum:1832
Grundlage Datierung:Brandkataster

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:BZB911, BZB912
Nutzung (Stufe 1):Gewerbe-, Industrie- und Dienstleistungsbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Ölmühle, Reibe

Schutz / Status

Status Bauinventar:Neuaufnahme Bauinventar 2019

Dokumentation

Würdigung:Zur Mühle Kirchbözberg (Bauinventarobjekte BZB911, 912) gehörendes ländlich-gewerbliches Nebengebäude, das vermutlich nach einem Brand von 1832 mitsamt der angebauten Scheune neu erstellt wurde. Das Wasserwerk mit dem stirnseitig angefügten Radhaus wie auch die Öleeinrichtung existieren heute nicht mehr, doch hat sich unter dem ehemaligen Werkraum ein ungewöhnlich hoher Gewölbekeller mit kräftigen Bruchsteinmauern erhalten. Als südwestlich vorgelagertem Teil der Mühlenanlage kommt dem äusserlich eher unscheinbaren Gebäude eine erhebliche nutzungsgeschichtliche und situative Bedeutung zu.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Im Zusammenhang mit dem sukzessiven Ausbau des Mühlenbetriebs liess der damalige Besitzer Jakob Dambach 1763 oberhalb der Hauptmühle eine Öltrotte mit Scheune erstellen [1]. Diese brannte 1832 nieder und wurde sogleich neu aufgebaut [2]. Womöglich stammt der grosse Gewölberaum noch vom Ursprungsbau von 1763.
Gemäss einem Verbal von 1861 befanden sich in der Öle ein Samenputzer, ein Reibeisen, eine "Rätze" (zum Zerquetschen der Raps- und Mohnsamen), eine "Röste" (zum erwärmen des Pressguts) sowie die eigentliche Pressanlage, welche aus vier "Stämpfeln" (senkrechten Hölzern) bestand. Mit diesen schlug man auf den Sack mit dem Pressgut hinunter, um das Öl herauszupressen. Auf Wasserwerksplänen von 1837 und 1861 sind die damaligen Verhältnisse mit der Öle, dem stirnseitig angefügten Radhaus und der Wasserzufuhr anschaulich dargestellt [3]. Über ein ausgeklügeltes Zuleitungssystem zweigte man das Wasser im Bereich des Kirchhofs vom Bachlauf ab und leitete es durch hölzerne Röhren ("Deuchel") und über Holzkännel auf das oberschlächtige Wasserrad der Öle. Von hier gelangte es wiederum über einen Kännel zur Hauptmühle und zur weiter unten gelegenen Beimühle, von wo es in den Itelebach zurückgeleitet wurde [4].
Mit dem Rückgang des Getreideanbaus und der Abnahme der Selbstversorgerwirtschaft verlor die Bözberger Mühle allmählich an Bedeutung. Bereits 1892 wurde der Betrieb der Öle eingestellt und das obere Wasserwerk mitsamt dem Wasserrad abgebrochen. Von der Ausstattung der Öle ist heute nichts mehr vorhanden; hingegen hat sich ein mächtiger Gewölberaum erhalten, welcher früher wohl den Antriebsmechanismus aufnahm.
Beschreibung:Die ehemalige Öle steht leicht abgesetzt südwestlich des Mühlenensembles, am Zufahrtsweg zum Kirchhof. Das äusserlich unscheinbare Gebäude erhebt sich als hell verputzter Mauerbau unter mittelsteilem, geraden Giebeldach (Dachform und Dachkonstruktion jüngeren Datums). Die strassenseitige Trauffassade zeigt zwei grossrechteckige Tore (erneuert) und drei rechteckige Fensteröffnungen im Obergeschoss, welche auf eine zwischenzeitliche Wohnnutzung hindeuten. Scheunenseitig öffnet sich ein breitrechteckiges Rechteckportal mit zeittypisch profilierter Verdachung, welches als Haupteingang in den ehemaligen Trottenraum zu interpretieren ist (Inneres ohne historische Einrichtung).
Die bau- und nutzungsgeschichtliche Bedeutung des Gebäudes kommt indessen erst beim Betreten des mächtigen, unter dem ehemaligen Öleraum gelegenen Gewölberaums zum Ausdruck. In diesen gelangt man vom benachbarten Tenn aus über eine schlichte, provisorisch anmutende Holzstiege. Das auffallend kräftige Mauerwerk und das hohe Gewölbe sind aus gelblichem Kalkbruchstein sorgfältig gefügt. Verschiedene Schichtfugen, Wandverstärkungen und nischenartige Einschlüsse zeugen von einer vielfältigen Nutzungsgeschichte, welche nicht abschliessend geklärt ist; vermutlich war hier der Antriebsmechanismus der Öle untergebracht.
Nordöstlich schliesst an die Öle eine Scheune an, welche in der bestehenden Form wohl vom Wiederaufbau nach dem Brand von 1832 stammt. Der landwirtschaftliche Ökonomiebau ist wie die Öle in Bruchsteinmauerwerk aufgeführt. Er schliesst mit einem geknickten Giebeldach, das die bauzeitliche Sparrenkonstruktion mit liegendem Stuhl und strebengestützter Firstpfette vollumfänglich bewahrt hat. An der strassenseitigen Trauffassade ist die Nutzungsorganisation mit Tenn, Futtergang, Stall und darüber liegendem Heuraum anhand der original erhaltenen Öffnungen gut ablesbar. Die nordöstliche, zu den Mühlenhäusern gewandte Stirnfront tritt im abfallenden Gelände als geschlossene, nur spärlich von kleinen Lichtöffnungen durchbrochene Mauerfront in Erscheinung. Im Innern haben sich als nennenswerte Ausstattungselemente Teile der hölzernen Futterwand und des Viehlägers im Stall sowie ein sorgfältig verlegter Tonziegelboden im Bereich des Futtergangs erhalten.
Anmerkungen:[1] Baumann 1998, S. 536.
[2] Staatsarchiv Aargau, Bezirksamt Brugg Zw 1942.0001: Brandkataster Gemeinde Bözberg 1829.
[3] Staatsarchiv Aargau, DB.W01/0003/09: Wasserwerksakten WW Nr. 302, 303. Vgl. auch Baumann 1998, S. 536-537.
[4] Baumann 1998, S. 538-539.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
Literatur:- Max Baumann, Leben auf dem Bözberg, Die Geschichte der Gemeinden Gallenkirch, Linn, Ober- und Unterbözberg, Stilli 1998.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, Bezirksamt Brugg Zw 1942.0001 (4481): Brandkataster Gemeinde Bözberg 1829; Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0121: Brandkataster Gemeinde Bözberg 1850; CA.0001/0198-0200: Brandkataster Gemeinde Unterbözberg 1875-1938 (alte Vers.-Nrn.: 1850: 183/184; 1875: 107/106; 1899: 47/48).
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=134778
 

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