DOK-MAD839.911 Oberdorf 65 (entlassen), 19. Jh. (Dossier (Dokumentationsobjekte))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:DOK-MAD839.911
Signatur Archivplan:MAD839.911
Titel:Oberdorf 65 (entlassen)
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Südwesten (2019)
Bezirk:Brugg
Gemeinde:Mandach
Adresse:Oberdorf 65
Versicherungs-Nr.:65
Parzellen-Nr.:54
Koordinate E:2656062
Koordinate N:1266529

Chronologie

Entstehungszeitraum:19th cent.
Grundlage Datierung:Schätzung

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Schutz / Status

Status Bauinventar:Neuaufnahme Bauinventar 2019; Entlassung aus dem Bauinventar 2023;

Dokumentation

Würdigung:Begründung Entlassung 2023: Die zahlreichen Überformungen des 19. und 20. Jahrhunderts schmälern den substanziellen Wert des Gebäudes.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Der bäuerliche Vielzweckbau ging im Lauf des 19. Jh. sukzessive aus einem strohgedeckten Hochstudhaus hervor, das vielleicht schon ursprünglich zumindest teilweise gemauert war. Im ersten verfügbaren Brandkatastereintrag von 1815 wird dieses Gebäude als «ein zweistökiges von Stein und Holz erbautes, mit Stroh und Ziegeln gedektes Haus» beschrieben [1]. Eigentümer war Jakob Märki, Gemeinderath. 1825 ging die Liegenschaft an Heinrich und Jakob Märki über, von denen gemäss dem nachfolgenden Eintrag von 1828 der erstere das Erdgeschoss und der letztere das Obergeschoss besassen. Als weitere Eigentümer werden 1876 die Gebrüder Märki, 1899 Reinhard Keller-Märki und später dessen Nachkommen genannt. Im mittleren 19. Jh. dürfte der Wohnteil seine spätklassizistische Einzelbefensterung erhalten haben. 1868 entstand der stirnseitige Anbau mit zusätzlichem Gewölbekeller [2]. 1876 bestand das Dach nur noch zu 1/6 aus Stroh, bevor das Gebäude bei einem Umbau der Scheune 1887 vollständig mit Ziegeln eingedeckt wurde. Wohl um 1900 versah man den Wohnteil mit seinem heutigen Besenwurfverputz. Um 1950/60 wurde eine Brandmauer zwischen Wohnteil und Ökonomie erstellt.
Vor einigen Jahren wurde der Ökonomieteil modernisiert.
Beschreibung:Das grossvolumige, im Strassenraum prominent in Erscheinung tretende Gebäude erhebt sich mit Firstrichtung Nordwest-Südost an der ursprünglich nur nordseitig von Wohnhäusern gesäumten Strasse im Oberdorf. Es handelt sich um einen mehrheitlich gemauerten bäuerlichen Vielzweckbau, der aus einem südostseitigen, zweigeschossigen Wohnteil mit stirnseitiger Verlängerung und einer nach Nordwesten anschliessenden Ökonomie besteht. Das durchgehende Satteldach zeichnet mit seiner steilen Neigung noch das frühere Strohdach nach, von dem in der alten Zwischenwand von Wohnteil und Tenn noch Fragmente eines rauchgeschwärzten stehenden Stuhls sowie Sperrrafen erhalten sind; der zugehörige Hochstud (Firstständer) wurde um 1950/60 bei der Errichtung der Brandmauer entfernt [3]. Zum einstigen Strohdach dürften auch noch die hochragenden Stirnmauern gehören, womit das Gebäude als Vertreter einer seltenen, insbesondere aber am Jürasudfuss verbreiteten Sonderform wohl von Anfang an als Steinbau mit Hochstuddach bestand [4]. An der nach Nordwesten gerichteten Stirnseite der Ökonomie ist das lagig geschichtete Mauerwerk aus gelblichem und rötlichem Sandstein unter dem heutigen Bewuchs gut zu erkennen.
Der Wohnteil zeigt an der nach Südwesten gerichteten Stubenfront heute eine spätklassizistisch-biedermeierliche Einzelbefensterung in fünf streng regelmässig disponierten Achsen. Die gefalzten, aus Muschelkalk gehauenen Rechteckgewände trugen im Erdgeschoss früher Schlagläden. Der von einem schlichten Rechteckgewände gerahmte Hauseingang ist in einer vor allem bei stattlicheren Häusern verbreiteten Disposition nicht neben dem Tenn, sondern in der Mittelachse angeordnet. Eine zweiachsige Gliederung zeigt der an der Stubenfront mit dem Wohnteil fluchtende stirnseitige Anbau. Die weit vorkragende Dachuntersicht ist über der Stubenfront mit einer leicht ansteigenden Verbretterung versehen. Spärlicher befenstert ist die Rückfront des Kernbaus, wobei die mittlere der drei Fensterachsen das wohl zusammen mit der Stubenfront im 19. Jh. entstandene Treppenhaus nachzeichnet. Eine spärliche Befensterung zeigt nach Südosten und Nordosten auch der stirnseitige Anbau. Im Giebel des Wohnteils besteht eine dreieckige Lüftungsöffnung aus schräg gestellten Backsteinen. Die Dachflächen über dem Wohnteil und dem stirnseitigen Anbau sind heute mit Falzziegeln eingedeckt.
Der in Mischbauweise erstellte Ökonomieteil ist abgesehen von der gemauerten Stirnseite am Äusseren heute modernisiert und wird als Einstellhalle für landwirtschaftliche Fahrzeuge genutzt. Er war früher nach dem Schema des Mittertennhauses in der Nutzungsabfolge Tenn-Futtertenn-Stall disponiert und zeigte verbretterte Traufseiten. Das Dach ist über dem Ökonomieteil heute mit Welleternit eingedeckt. Im Inneren dürfte die über Wohnteil und Ökonomie durchlaufende, mindestens auf das 19. Jh. zurückgehende Dachkonstruktion erhalten sein. (Hausinneres nicht gesehen.)
Gegenüber dem Haus erheben sich auf der südlichen Strassenseite der zugehörige Holz- und Wagenschopf sowie ein ehemaliges Gemeindewaschhaus, das seit langem ebenfalls zur Liegenschaft gehört (Bauinventarobjekte MAD913/916). Knapp vor dem stirnseitigen Anbau liegt die Strassenverzweigung zum Hinterdorf, an der sich mit wenigen Metern Abstand auf der gegenüberliegenden Strassenseite das kleinformatige, spätklassizistisch-biedermeierliche Juragiebelhaus Haus Hinterdorf 70 (Bauinventarobjekt MAD910) sowie eine Stallscheune von 1912 erheben. Zusammen bilden die drei Gebäude eine im Ortsbild charakteristisch in Erscheinung tretende, dichte Bebauung.
Anmerkungen:[1] StAAG, Brandkataster Mandach.
[2] Bauernhausforschung 1997, wohl gemäss einer Jahrzahl am Gebäude.
[3] Gemäss Bauernhausforschung 1997.
[4] Vgl. zum Bautypus Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 2, Baden 2002, S. 331-345, als Beispiel eines Gebäudes etwa das «Märkihaus» in Riniken (Bauinventarobjekt RIN901).
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), nationale Bedeutung.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau (StAAG): ZwA 1942.0001, Brandkataster Gemeinde Mandach 1815-1849; CA.0001/0154-0156, Brandkataster Gemeinde Mandach, 1850-1938 (alte Vers.-Nrn.: 1815: 10, 1828: 11, 1850: 13, 1876: 37).
- Kantonale Denkmalpflege Aargau: Bauernhausforschung Aargau, Kurzinventar, Mandach IV-14/2 (1997).
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=134952
 

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