INV-SBA903 Bühl 2, 1806 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-SBA903
Signatur Archivplan:SBA903
Titel:Bühl 2
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Südosten (2019)
Bezirk:Zofingen
Gemeinde:Staffelbach
Ortsteil / Weiler / Flurname:Staffelbach
Adresse:Bühl 2
Versicherungs-Nr.:60
Parzellen-Nr.:694
Koordinate E:2645664
Koordinate N:1237104

Chronologie

Entstehungszeitraum:1806
Grundlage Datierung:Inschrift (Haustür)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Inschriften:1806 (Türsturz)
Würdigung:Intakt erhaltenes Bauernhaus von 1806, dessen spätbarock geprägter Wohnteil zeittypische Stichbogenfenster, einen stichbogigen Hauseingang mit Baudatum, kunstvoll beschnitzte Büge und ein bernisch geprägtes Gehrschilddach mit Ründe zeigt. Das Hausinnere bewahrt die alte Raumstruktur und wesentliche Teile der historischen Ausstattung, was dem Gebäude eine wichtige Zeugenschaft für die bäuerliche Wohnkultur des 19. Jahrhunderts verleiht. Anlässlich einer Umgestaltung des Ökonomieteils wurde die strassenseitige Scheunenfassade in der Zeit um 1900 mit polychromem Backsteinmauerwerk neu aufgeführt. Als markantem Blickfang am südlichen Zugang zum alten Dorfkern kommt dem Gebäude nebst dem historischen Zeugenwert auch eine erhebliche ortsbauliche Bedeutung zu.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Das Baudatum von 1806 ist durch eine Inschrift am Türsturz des strassenseitigen Eingangs belegt. Im ersten verfügbaren Brandkatastereintrag von 1850 wird das Gebäude als "Wohnhaus samt Scheune und Schopfanbau von Mauer, Rieg [Fachwerk] und Holz, 2 Stock hoch, 2 gewölbte Keller und Ziegeldach" aufgeführt [1]. Damaliger Eigentümer war Heinrich Gugelmann, von Beruf Ziegler. Gemäss Brandkataster erfolgte 1894 eine "Vergrösserung der Scheune". Vermutlich etwas später, im frühen 20. Jh., erhielt die strassenseitige Fassade das heute bestehende polychrome Backsteinmauerwerk. Eine ältere Fotoaufnahme zeigt den Scheunenteil noch in seinem früheren Zustand mit korbbogigem Tennportal (vgl. Fotodokumentation). Da das Gebäude seit längerem nicht mehr bewohnte ist, blieb bis heute ein wesentlicher Teile seiner historischen Ausstattung erhalten.
Beschreibung:Der längliche Baukörper ist mit Firstrichtung Süd-Nord traufständig an die Bühlstrasse gestellt. Unter geknicktem Steildach reihen sich ein nach Süden ausgerichteter Wohnteil mit Gehrschild und Ründe sowie ein nordseitig anschliessender Ökonomietrakt mit Tenn, Stall und Futtertenn/Remise. Ursprünglich verfügte die strassenseitige Scheunenfront über grosse Rundbogenportale, seit einem Umbau im frühen 20. Jh. präsentiert sie sich als zweifarbiges, dekorativ gestaltetes Sichtbackstein-Mauerwerk mit rechteckigen Toröffnungen. Das nördliche Giebelfeld ist aus sorgfältig gefügten, unverputzten Bruchsteinen aufgemauert.
Der Wohnteil zeigt stirnseitig vier regelmässig angeordnete und an der strassenzugewandten Trauffront drei seitlich versetzte Fensterachsen. Im Erdgeschoss bestehen die Aussenwände aus verputztem Bruchstein-Mauerwerk, im Obergeschoss aus Fachwerk. Ein umlaufendes hölzernes Gurtgesims zwischen den beiden Hauptgeschossen trägt wesentlich zur Fassadengliederung bei. Entsprechend der unterschiedlichen Beschaffenheit der Aussenwände sind die Fensteröffnungen im Erdgeschoss mit stichbogigen Sandsteingewänden und im Obergeschoss mit hölzernen Rechteckrahmungen versehen. Der rückwärtigen Trauffassade ist eine hölzerne Obergeschosslaube mit Aussentreppe vorgesetzt. Im Obergeschoss zeigen sich hier noch die ursprünglichen Fassadenverhältnisse mit Sichtriegel und gekalkten Gefachen. Wesentlich zum äusseren Erscheinungsbild tragen die spiralig beschnitzten, farbig gefassten Vordachbüge bei.
Auf der Strassenseite führt ein stichbogiges Eingangsportal mit dem Sturzdatum 1806 in einen kleinen Stichgang mit Türen zur nördlich gelegenen Küche und zur südlich anschliessenden Stube. Hinter der Stube befindet sich in der Südwestecke die Nebenstube, während die Küchenkammer (heute teilweise mit Badezimmereinbau) die Nordwestecke einnimmt und vom Tenn durch einen Stichflur getrennt ist. Die Küche, die früher mittels eines kleinen Stichbogenfensters belichtet wurde, konnte somit auch von der Rückseite her direkt betreten werden. Der Grundriss des Obergeschosses zeigt, bedingt durch die rückwärtige Erschliessung mittels Aussenaufgang, im Vergleich zum Parterre gespiegelte Verhältnisse: Küche und Stube liegen auf der westlichen Rückseite, Nebenstube und Kammer hingegen auf der strassenzugewandten Ostseite. Von der Küche führt eine schmale Stiege mit eingeschobenen Brettstufen hinauf in den Dachraum.
Namentlich das Obergeschoss bewahrt mit stehendem Brettertäfer und breiten Bohlenbrettern als Fussboden wesentliche Teile der historischen Ausstattung. Der gedrungene grüne Kastenofen und die Sitzkunst mit den hübsch behauenen Sandsteinfüssen dürften noch aus der Bauzeit des Hauses stammen. Kaum verändert wurde auch die Küche mit dem alten Rauchhurd und dem Herd aus Sandsteinplatten. Im ansonsten stärker erneuerten Erdgeschoss ragt ein Stück des alten grünen Kastenofens in die Küchenkammer hinein, wo eine kleine Anzahl weisser Zierkacheln mit Vasen-Girlanden-Motiv und Sinnsprüchen aus dem Jahr 1852 erhalten sind. Möglicherweise stammen die Sepiamalereien noch aus den Händen des bekannten Aarauer Ofenmalers Johann Heinrich Egli (1776–1852). Der bestehende Kastenofen in der Stube ist aus Art-Déco-Reliefkacheln des frühen 20. Jh. aufgesetzt. Unter der südlichen Hälfte des Wohnteils erstreckt sich quer zum First ein Gewölbekeller mit rückwärtigem Aussenzugang (Hausinneres gemäss Kurzinventar von 1994).
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0655-0658: Brandkataster Gemeinde Staffelbach 1850-1938.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Literatur:- Heinz Baumann/Walter Widmer, Weisch no? Alte Photographien aus dem Uerken- Suhren- und Ruedertal, Schöftland 1981.
- Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 2, Baden 2002, S. 155 (Abb. 281).
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0655-0658: Brandkataster Gemeinde Staffelbach 1850-1938.
- Kulturgüter-Inventar der Gemeinde Staffelbach (Nr. 27).
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=136201
 

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