INV-SBA925 Milchgasse 8, 1831 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-SBA925
Signatur Archivplan:SBA925
Titel:Milchgasse 8
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Westen (2019)
Bezirk:Zofingen
Gemeinde:Staffelbach
Ortsteil / Weiler / Flurname:Staffelbach
Adresse:Milchgasse 8
Versicherungs-Nr.:18
Parzellen-Nr.:642
Koordinate E:2646006
Koordinate N:1236963

Chronologie

Entstehungszeitraum:1831
Grundlage Datierung:Inschrift (Hauseingang)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Profane Wohnbauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Wohnhaus

Schutz / Status

Status Bauinventar:Neuaufnahme Bauinventar 2020

Dokumentation

Inschriften:"1831 SHR" (Hauseingang); "18 SM HR 40" (Kachelofen)
Würdigung:Ins ansteigende Gelände gestelltes Wohnhaus von 1831, das als hochragender Mauerbau mit ausgeprägtem Kellersockel und bernisch geprägter Ründe markant in Erscheinung tritt. Das 1920 in Heimatstilformen erweiterte Gebäude tritt talwärts nach Westen hin als markanter, von weither einsehbarer Baukörper in Erscheinung. Namentlich im Kernbau haben sich noch wesentliche Teile der alten Bausubstanz erhalten. Besonders zu erwähnen sind die bauzeitliche Dachkonstruktion und ein Kachelofen mit bemalten Zierkacheln des Aarauer Ofenmalers Johann Heinrich Egli.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Eine Inschrift am ehemaligen traufseitigen Hauseingang (heute Binnendurchgang vom nördlichen Anbau in den Kernbau) verweist auf das Baujahr 1831 und den Bauherrn Samuel Hauri. Im ersten verfügbaren Brandkataster von 1850 wird dieser denn auch als Eigentümer eines "Wohnhauses von Mauer, 2 Stock hoch, 1 gewölbter Keller, Ziegeldach" aufgeführt [1]. Die Liegenschaft verblieb bis 2001 in den Händen der Familie Hauri, welche einen Landwirtschaftsbetrieb mit freistehender Scheune auf der gegenüberliegenden Strassenseite betrieb. Die Scheune war gemäss Brandkataster 1869 an der Stelle eines strohgedeckten bäuerlichen Vielzweckbaus errichtet worden, welcher 1866 abgebrannt war. Somit kann das 1831 erstellte Wohnhaus Milchgasse 8 sozusagen als Zweitgebäude eines stattlichen ehemaligen Bauerngehöfts interpretiert werden.
1920 erfolgte eine nordseitige Erweiterung des alten kubischen Baukörpers mittels eines Quergiebelanbaus in Heimatstilformen. In späterer Zeit wurde auf der Südseite als Verlängerung des Kellersockels ein ausgedehnter eingeschossiger Flachdachbau angefügt (nicht Teil des Schutzumfangs). Nach dem Erwerb der Liegenschaft durch die Familie Biedermann fand eine sukzessive Renovation und Erneuerung des Gebäudes statt, wobei die äussere Erscheinung und sowie Teile der Raumstruktur und der Ausstattung im Kernbau respektiert wurden. 2019 hat man nordseitig einen offenen Carport erstellt (nicht Teil des Schutzumfangs).
Beschreibung:Der markante Baukörper ist an eine steil ansteigende Geländekante gestellt, welche auf der Ostseite des Suhrelaufs den ebenen Talboden begrenzt. So tritt die talwärts nach Westen gerichtete Stirnseite als hochragende Fassadenfront mit mächtigem, ebenerdig zugänglichem Kellersockel, zweigeschossigem gemauerten Oberbau sowie Fachwerkgiebel mit Gehrschild und bernisch geprägter Ründe auffallend prominent in Erscheinung. Demgegenüber weist die östliche Strassenseite die gängigen Proportionen eines zweigeschossigen Wohnhauses auf. Nördlich schliesst als schmaler Querfirstanbau die 1920 realisierte Hauserweiterung an, welche in der Nordwestecke einen offenen, von kräftigen Holzstützen getragenen Eingangsbereich enthält. Auf der Südseite schliesst auf Niveau des Kellersockels ein jüngerer eingeschossiger Flachdachtrakt an (nicht Teil des Schutzumfangs).
Die Fassaden des Kernbaus von 1831 sind in zeittypischer Art streng axial gegliedert und mit regelmässig angeordneten Rechteckfenstern besetzt. Die Fenster wie auch die Türen weisen im Mauerverband solide gearbeitete Gewände aus Staffelbacher Sandstein auf, während die Lichtöffnungen an den Fachwerkgiebeln in Holz gerahmt sind. Die kräftig ausgebildete Ründeschalung an den beiden Stirnseiten ist auf dreifarbig bemalte Büge mit gezackten Stabprofilen abgestützt. In ähnlicher Form hat man das Motiv am Querfirstanbau von 1920 übernommen. Der Einfluss des Schweizer Holzstils und des Heimatstils kommt auch bei der Gestaltung des Eingangsbereichs zum Ausdruck, indem die Holzstützen als Pilaster mit Brettbügen ausgebildet und die Balkenlagen mit breiter Zierfase und beschnitzten Voluten versehen sind.
Der Kernbau von 1831 weist eine annähernd quadratische, viergeteilte Grundfläche auf, wobei die Raumverhältnisse namentlich im Obergeschoss noch gut nachvollziehbar sind (untere Wohnung modern ausgebaut). Hier nehmen Stube und Nebenstube die westgerichtete Talseite des Hauses ein, während ostseitig zur Strasse hin die Küche und eine Kammer eingerichtet sind. Der ehemalige Haupteingang liegt heute im Hausinnern und wird als interner Durchgang vom Anbau in den Kernbau benutzt. Hier haben sich am Schlussstein des Türsturzes die Initialen des Bauherrn Samuel Hauri "SHR" nebst dem Erstellungsjahr 1831 erhalten. Eine zweite, etwas jüngere Inschrift findet sich an der Rückwand des Stubenofens im Obergeschoss: "18 SM HR 40". Der kurz nach der Erbauung des Hauses aufgesetzte grüne Kachelofen mit seitlicher Sitzkunst hat sich im Originalzustand erhalten. Bemerkenswert ist der helle Zierfries mit Malereien, welche dem aus Winterthur stammenden und lange Jahre für Aarauer Hafnerwerkstätten tätigen Ofenmaler Johann Heinrich Egli (1776-1852) zuzuordnen sind. Typisch für Eglis Handschrift sind die Vasenmotive und Blumengirlanden, begleitet von volkstümlichen Sinnsprüchen [2]. Auf der einen Ofenkachel erscheint zum dritten Mal der Name des Bauherrn Samuel Hauri, auf einer anderen hat sich der Hafner Gottlieb Andres von Aarau verewigt.
Im nachträglich zu Wohnzwecken ausgebauten Dachgeschoss hat sich die bauzeitliche Sparrenkonstruktion mit liegenden Stuhljochen und gezapften Kopfhölzern in weitgehend intaktem und gut einsehbarem Zustand erhalten. Das hohe Sockelgeschoss enthält nebst werkstattartigen Räumen einen tonnengewölbten Keller, der an der westgerichteten Talseite ebenerdig wie auch über einen Treppenabgang vom nordöstlichen offenen Eingangsbereich her erschlossen ist.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0655-0658: Brandkataster Gemeinde Staffelbach 1850-1938.
[2] Zum Ofenmaler Johann Heinrich Egli vgl. Räber 2002, S. 201.
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung.
Literatur:- Pius Räber, Die Bauernhäuser des Kantons Aargau, Bd. 2, Baden 2002.
Quellen:- Kulturgüter-Inventar der Gemeinde Staffelbach (Nr. 55).
- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0655-0658: Brandkataster Gemeinde Staffelbach 1850-1938.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=136237
 

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