Identifikation |
Signatur: | INV-TEU913 |
Signatur Archivplan: | TEU913 |
Titel: | Wynentalstrasse 5 |
Ansichtsbild: |
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Bildlegende: | Ansicht Wohlfahrtsgebäude mit Aussenbereich von Süden (2019) |
Bezirk: | Kulm |
Gemeinde: | Teufenthal (AG) |
Adresse: | Wynentalstrasse 5 |
Versicherungs-Nr.: | 305 |
Parzellen-Nr.: | 973 |
Koordinate E: | 2651027 |
Koordinate N: | 1242302 |
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Chronologie |
Entstehungszeitraum: | 1950 |
Grundlage Datierung: | Schätzung |
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Typologie |
Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.): | Einzelobjekt |
Nutzung (Stufe 1): | Öffentliche Bauten und Anlagen |
Nutzungstyp (Stufe 2): | Wohlfahrtsgebäude |
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Schutz / Status |
Status Bauinventar: | Neuaufnahme Bauinventar 2020 |
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Dokumentation |
Würdigung: | Von der Firma Injecta südlich des Fabrikgeländes erstelltes Wohlfahrtsgebäude von 1950, welches in zeittypischen Formen des "Landistils" gehalten ist. Die langgestreckte Anlage setzt sich aus drei seitlich versetzten Baukörpern zusammen, welche 1957 um ein viertes, quergestelltes Gebäude mit Verbindungslaube ergänzt wurden. Während die nördliche Zufahrtsseite mit Garagen, Abstellräumen und Sanitäranlagen im Sockelgeschoss eher nüchtern-funktional in Erscheinung tritt, zeigt die Südseite eine sorgfältige Gestaltung mit grosszügigen Fensterfronten und ebenerdigen Verbindungen zur parkähnlich gestalteten Gartenanlage. Im Innern ist die ursprüngliche Raumstruktur mit grossem Esssaal, zusätzlichem kleinen Essraum, Küche, Erschliessungszonen und Nebenräumen weitgehend noch vorhanden. Dazu haben sich wesentliche Ausstattungselemente aus der Bauzeit von 1950 und einer Umbauphase von 1975 erhalten. In der Gesamtanlage handelt es sich um einen bemerkenswerten Zeugen der betrieblichen Fürsorge, dem eine erhebliche kulturgeschichtliche Bedeutung zukommt. |
Bau- und Nutzungsgeschichte: | Die in Teufenthal ansässige Firma Injecta ist als Zweigbetrieb aus der ehemaligen Musikdosenfabrik Karrer und späteren Armaturenfabrik KWC mit Hauptsitz in Unterkulm hervorgegangen [1]. Anlässlich einer Studienreise in die USA erwarben die Fabrikbesitzer eine Lizenz für das Spritzgussverfahren, worauf 1920 die Gründung der Injecta AG Metallspritzgussfabrik erfolgte. 1921 wurde in Teufenthal die europaweit erste Druckgiesserei mit 24 Mitarbeitenden in Betrieb genommen. In der Nachkriegszeit erlebte die Firm einen stetigen Aufschwung, sodass sie in den 1970er Jahren in den beiden Werken in Teufenthal und im luzernischen Triengen bis zu 1000 Personen beschäftigte. 1988 erfolgte eine Übernahme der Aktienmehrheit durch die Aluminium AG Menziken. Ab 1990 setzte der durch strukturelle und organisatorische Probleme bedingte wirtschaftliche Niedergang ein, welcher 2011 zur Stilllegung des Betriebes führte. Heute wird das ehemalige Industrieareal der Injecta von verschiedenen ortansässigen Gewerbe- und Dienstleistungsbetrieben genutzt. Das nördlich der Fabrikanlagen stehende Wohlfahrtshaus wurde 1950 in der Aufschwungphase der Firma nach Plänen des Brugger Architekten V. Tobler erbaut [2]. Das dreiteilige Gebäude wurde eingebettet in ein grosszügiges Gelände von über 5000 Quadratmetern. Im grossen Esssaal erfolgte die Verpflegung von zeitweise mehr als 1000 Mitarbeitende in drei Schichten, während ein anschliessender kleinerer Essraum dem Kader vorbehalten blieb. Im Keller standen sechs Duschen zur Verfügung. 1957 wurde auf der Westseite des Grundstücks ein kleines Mehrfamilienhaus mit Angestelltenzimmern errichtet und über einen offenen Laubengang mit dem Hauptbau verbunden. 1975 fanden unter Leitung des Architekturbüros Kuhn und Partner in Brugg verschiedene Umbauarbeiten im Innern statt. Bereits mehrere Jahre vor der Stilllegung des Fabrikbetriebes war die Kantine aufgehoben und zwischenzeitlich kurz als Restaurantbetrieb weitergeführt worden. 2008 verpachtete die Wohlfahrtshaus-Stiftung der Injecta das Gebäude an den „Verein Regionale Jugendarbeit Wynental“ für die Dauer von fünf Jahren. In diesem Zusammenhang wurden im Innern weitere bauliche Anpassungen vorgenommen. Seit 2013 werden die Räumlichkeiten von den heutigen Eigentümern zu Wohn- und Bürozwecken genutzt sowie der Öffentlichkeit für kulturelle Veranstaltungen und Familienfeste zur Verfügung gestellt. |
Beschreibung: | Das ehemalige Wohlfahrtsgebäude befindet sich nördlich des Fabrikareals auf einer heute abgetrennten, grosszügig bemessenen Landparzelle unmittelbar westlich des Bahnhofs. Es ist in zeittypischen, zwischen Heimatstil und Moderne stehenden Formen des "Landistils" gestaltet. Die Anlage von 1950 tritt als dreiteiliger, seitlich und in der Firsthöhe versetzter länglicher Baukörper mit schwach geneigten Satteldächern in Erscheinung, welcher in West-Ost-Ausrichtung an eine nach Norden abfallende Geländekante gestellt ist. In Anpassung ans Geländeniveau ist die nördliche Zugangsseite zweigeschossig mit ebenerdiger Sockelzone ausgebildet, welche Garagen, Werk- und Sanitärräume sowie den Hauptzugang im mittleren Gebäudetrakt enthält. Ein grosszügig bemessenes Treppenhaus führt hinauf ins Hauptgeschoss. Dieses ist an der Nordfassade gekennzeichnet durch bänderartige, gewändelose Fensteröffnungen, welche die Lage der Küche (mittlerer Gebäudetrakt) und des grossen Esssaals (östlicher Gebäudetrakt) kennzeichnen. Im Vergleich dazu zeigt der kleinere westliche Gebäudeflügel, welcher im Sockelgeschoss Tagesstätten und darüber kleinere Zimmer enthält, auf beiden Geschossen eine einheitliche Gestaltung mit Doppel- und Dreierfenstern sowie hochformatigen Einzellichtern. Das Herzstück des Wohlfahrtsgebäudes bildet der 230 Quadratmeter grosse Esssaal im Hauptgeschoss des östlichen, äusseren Gebäudetrakts. Zum mittleren Gebäudeteil hin geht er in eine offene Erschliessungszone über, von der man ebenerdig in den mit Grünflächen, runden Kieswegen, Bäumen und einem kleinen Weiher grosszügig gestalteten Garten gelangt. Die gesamte Südfront des Esssaals wurde mit grossen, sorgfältig gestalteten Fensterflächen mit Sprossenteilung versehen. Mit Hilfe eines direkten Gartenausgangs schuf man eine möglichst grosse Durchlässigkeit zwischen dem Inneren und dem Aussenbereich. Eine ähnlich grosszügige Befensterung erfuhren im mittleren Gebäudetrakt der Kader-Essraum hinter der Küche sowie ein ebenfalls zum Garten ausgerichteter Büroraum. Die Ausstattung der Räume zeigt eine eigentümliche Mischung aus bauzeitlichen Bestandteilen von 1950 mit Elementen aus den Umbauphasen von 1975 und 2008. So präsentiert sich ein Gesamtbild, das von der ursprünglichen Bestimmung des Gebäudes wie auch vom später stattgefundenen Nutzungswandel ein beredtes Zeugnis ablegt. Der 1957 realisierte freistehende Ergänzungsbau (Vers.-Nr. 344) ist im rechten Winkel zum Hauptgebäude in die nordwestliche Ecke des Grundstücks gestellt. Es handelt sich um einen kleinformatigen schmalen Baukörper mit zwei Geschossen, Einzelfenstern und schwach geneigtem Giebeldach, der sich mit seiner unauffälligen Erscheinung dem Hauptkomplex unterordnet. Auf kleinteiligem Grundriss waren hier schlichte Angestelltenzimmer und Sanitärräume eingerichtet. |
Anmerkungen: | [1] Vamus Industriekultur Aargau; Künzler 1971, S. 783-784; Ackermann 2012, S. 45ff. [2] Pläne im Bauarchiv der Gemeinde Teufenthal. |
Erwähnung in anderen Inventaren: | - Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), lokale Bedeutung. |
Literatur: | - M. Künzler, 50 Jahre Injecta, Schweizerische Bauzeitung 1971, Band 89, S. 783ff. - Felix Ackermann, die Firma Injecta AG, Teufenthal (1921-2011), In: Argovia 2012 (Band 124), S. 45-99. |
Reproduktionsbestimmungen: | © Kantonale Denkmalpflege Aargau |
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URL for this unit of description |
URL: | http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=136421 |
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