INV-HOL908 Dreschtenne Matten 1, 1871 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-HOL908
Signatur Archivplan:HOL908
Titel:Dreschtenne Matten 1
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Südosten (2018)
Bezirk:Kulm
Gemeinde:Holziken
Ortsteil / Weiler / Flurname:Matten
Adresse:Matten 1
Versicherungs-Nr.:62
Parzellen-Nr.:357
Koordinate E:2645039
Koordinate N:1241978

Chronologie

Entstehungszeitraum:1871
Grundlage Datierung:Brandkataster

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Teil einer Baugruppe
Weitere Teile der Baugruppe:HOL906 (Bäuerliches Wohnhaus Matten 8), HOL907 (Stallscheune Matten 1), HOL908 (Stallscheune Matten 8)
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Landwirtschaftliches Nebengebäude

Schutz / Status

Status Bauinventar:Neuaufnahme Bauinventar 2020

Dokumentation

Würdigung:Ländlicher Kleinbau von 1871, der ursprünglich zur Lagerung und zum Dreschen von Getreide diente und bis 1922 mit einem Wasserrad ausgestattet war. Das Ökonomiegebäude zeigt eine zeittypisch schlichte Gestaltung mit längsseitig präzis in Bruchsteinmauerwerk aufgeführten, sonst aber holzverschalten Fassaden unter geradem Walmdach. Die ehemals unter dem Gebäude durchfliessende Uerke sorgte für den Antrieb der Dreschmaschine und Rönnle, später auch anderer landwirtschaftlicher Maschinen. Von der Einrichtung hat sich eine hölzerne Kette erhalten (ausgestellt im ehemaligen Viehstall der Scheune Vers.-Nr. 60, Bauinventarobjekt HOL907). Die Dreschtenne stellt einen ausserordentlich seltenen, spezifischen Gebäudetyp dar, der als Nebengebäude mit interessanter Nutzungsgeschichte die intakte Baugruppe der Mattenhöfe ergänzt.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Gemäss Brandkataster wurde das Gebäude 1871 durch Jakob Lüscher-Scheibler, dem Eigentümer des Hofes Matten 1, errichtet [1]. Die damalige Beschreibung als "Speicher von Mauer & Holz mit Ziegeldach" lässt keine spezielle Nutzung vermuten. Der stattliche Wert von 2'300 Franken dürfte jedoch ein Hinweis darauf sein, dass im Gebäude von Anfang an ein Wasserrad eingebaut war, wie es aufgrund von Wasserwerksakten für die Zeit um 1885 überliefert ist [2]. Der Speicher, der eigentlich eine Dreschtenne mit Platz für die Lagerung des Getreides war, stand genau über dem Lauf der Uerke, die damals zwischen den Mattenhöfen durchfloss. Das unterschlächtige Wasserrad, das sich im Gebäude befand, hatte einen Durchmesser von rund zweieinhalb Metern.
Nach dem Tod von Jakob Lüscher-Scheibler wurde die Wasserwerkskonzession 1886 der Wittwe erteilt und 1900 auf die Söhne Jakob Lüscher-Lerch und Theodor Lüscher übertragen. Diese bewirkten eine Bewilligung, wonach sie mithilfe der Wasserkraft neben einer Dreschmaschine und Rönnle (Kornfeger) auch eine Fruchtbrechmaschine und eine "Häckerlimaschine" betreiben durften. Die Geräte waren vorwiegend im Herbst und Winter in Betrieb, wenn das Getreide nachgetrocknet und gereift war und man Zeit für die nachgeordneten Arbeiten hatte. 1921 erlosch die Konzession. 1922 verzichteten die Gebrüder Lüscher auf eine Erneuerung, da sie für die Einrichtung keine Verwendung mehr hatten. Eine Dreschtenne war auch in den beiden 1904 und 1905 durch die Brüder erbauten Stallscheunen integriert. In der Folge wurde das Wasserrad noch 1922 abmontiert. Der Einlauf war bereits früher eingedeckt worden [3].
Beschreibung:Die Dreschtenne steht - bedingt durch den früheren Lauf der Uerke – am südlichen Rand des Gehöfts Matten 1. Der kleinformatige Ökonomiebau trägt ein eher knapp bemessenes, nicht allzu steiles Vollwalmdach, was für ein einfaches Nebengebäude eher ungewöhnlich ist. Die Einfachdeckung besteht noch aus alten, teilweise handgefertigten Biberschwanzziegeln. Die Längsseiten des über rechteckigem Grundriss errichteten Baukörpers zeigen eine auffällige Zweiteilung, die sich durch den farblichen Kontrast der verwendeten Baumaterialien ergibt. Die östliche Hälfte bildet die ganz in Holz erstellte, mit vertikalen Brettern verkleidete Tenneinfahrt, welche beidseitig Tore aufweist. Die südseitige Einfahrt besitzt noch die bauzeitlichen genagelten Torflügel unter leicht geschweiftem, profiliertem Jochbalken. Die westliche Hälfte, in der früher das Wasserrad und die verschiedenen Maschinen eingerichtet waren, ist an den Längsseiten in ehemals verputztem Bruchsteinmauerwerk aufgeführt und im oberen Teil je mit einem steingefassten Rechteckfenster versehen. Das verwendete Steinmaterial besteht bis auf mittlere Höhe aus Muschelkalk und oberhalb aus gelblichem Sandstein. Die verbindende Schmalseite gestaltet sich wiederum als ein mit vertikalen Brettern verkleidetes Ständergerüst, in dessen unteren Bereich ein kleines Fenster eingelassen ist.
Im Innern hat sich der wohl noch aus der Bauzeit stammende Boden aus dicken Bohlen erhalten. Eine Ständerbohlenwand trennt die Tenneinfahrt vom ehemaligen Arbeits- und Maschinenraum, der nochmals in einen grösseren und einen kleineren Bereich unterteilt ist. Die Durchgänge wurden verändert; genauere Aufschlüsse über die ursprüngliche Situation könnte eine eingehende Bauuntersuchung liefern. Über der Einfahrt und dem Arbeitsraum sind – in der Höhe versetzt – Balkenlagen mit Zwischenböden eingezogen. Die Grundkonstruktion im Innern ist sehr einfach gehalten. Ein Mittelständer über der Ständerbohlenwand ist durch überkreuzte Ankerbalken mit dem Geviert der Rähmbalken verbunden. Die beiden äusseren Ankerbalken tragen eine stehende Stuhlkonstruktion, auf der die beiden Firstständer abgestützt sind. Die Konstruktion wurde im Lauf der Zeit zur Stabilisierung durch weitere Hölzer ergänzt.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0242-0244: Brandkataster Gemeinde Holziken 1850-1938.
[2] Staatsarchiv Aargau, DB.W01/0028/03, Wasserwerksplan 358.
[3] Staatsarchiv Aargau, DB.W01/0072/03, Auszug aus dem Protokoll des Regierungsrates des Kantons Aargau, 10. April 1922.
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0242-0244: Brandkataster Gemeinde Holziken 1850-1938.
- Staatsarchiv Aargau, DB.W01/0028/03, Wasserwerksplan 358.
- Staatsarchiv Aargau, DB.W01/0072/03, Auszug aus dem Protokoll des Regierungsrates des Kantons Aargau, 10. April 1922.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

URL for this unit of description

URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=136814
 

Social Media

Share
 
Home|Login|de en fr it
Online queries in archival fonds