INV-WLO946 Haselstrasse 12, 1947 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-WLO946
Signatur Archivplan:WLO946
Titel:Haselstrasse 12
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht Wohnhaus und Scheune von Süden (2019)
Bezirk:Baden
Gemeinde:Würenlos
Adresse:Haselstrasse 12
Versicherungs-Nr.:16
Parzellen-Nr.:50
Koordinate E:2669705
Koordinate N:1255504

Chronologie

Entstehungszeitraum:1947
Grundlage Datierung:Literatur

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerliches Wohnhaus

Schutz / Status

Status Bauinventar:Neuaufnahme Bauinventar 2020

Dokumentation

Würdigung:Originelle bäuerliche Hofanlage mit Wohnhaus und firstparallel angelegter freistehender Scheune, welche 1947 als Ersatz für einen kurz zuvor abgebrannten bäuerlichen Vielzweckbau entstand. Vom Vorgängerbau übernommen wurde ein stattlicher, die frühere Bedeutung des Weinbaus bezeugender Gewölbekeller. Das gemauerte Wohnhaus ist in gemässigten Heimatstilformen gehalten und zeigt axial gesetzte Fenstern und historisierende Flugsparrendreiecke. Im Hausinnern hat sich eine gepflegte bauzeitliche Stubenausstattung mit Wand- und Deckentäfer, Einbaubuffet und Kachelofen erhalten. Die in schlichter Gerüstbauweise mit vertikaler Bretterschalung aufgeführte Scheune birgt im offenen Dachraum eine aufwendig gestaltete Sprengwerkkonstruktion von erheblicher handwerklicher Qualität.
Zum Schutzumfang gehören Wohnhaus und Scheune von 1947 samt Verbindungstrakt, nicht aber die jüngere westliche Scheunenerweiterung und das rückwärtige "Stöckliwohnhaus" von 1924 (Haselstrasse 14).
Bau- und Nutzungsgeschichte:Auf der Michaeliskarte um 1840 ist an gleicher Stelle ein länglicher Gebäudegrundriss eingezeichnet (vgl. Fotodokumentation). Die Lage weitab von der übrigen dörflichen Bebauung und die Nähe zu den am Südhang des Haselbergs sich erstreckenden Rebflächen macht einen engen Bezug zum Weinbau glaubhaft. In einem Brandkatastereintrag von 1875 ist von einem zweistöckigen gemauerten Wohnhaus mit zwei Wohnungen, Gewölbekeller und Scheune, mit Ziegeldach, die Rede [1]. Es dürfte sich um einen stattlichen bäuerlichen Vielzweckbau gehandelt haben. Eigentümer war zu jener Zeit Gottlieb Obrist; um 1910 ging die Liegenschaft durch Einheirat an Robert Markwalder, einem Vorfahren der heutigen Besitzerfamilie, über [2]. 1924 wurde nördlich des damaligen Gebäudes ein zusätzliches kleines Wohnhaus errichtet (Haselstrasse 14).
1945 fiel das alte Gebäude einem Brandfall zum Opfer. Der Wiederaufbau an gleicher Stelle erfolgte 1947, wobei nun Wohnhaus und Scheune als getrennte Bauten in firstparalleler Anordnung erstellt wurden. Vom abgebrannten Vorgängerbau blieben der geräumige Gewölbekeller und womöglich auch Teile der Umfassungsmauern bestehen. In späteren Jahren erfolgte eine westliche Erweiterung der Scheune (nicht Teil des Schutzumfangs). Der auf Viehwirtschaft und Rebbau ausgerichtete Landwirtschaftsbetrieb wurde bis 1968 weitergeführt.
Beschreibung:Die 1947 entstandene Hofanlage besteht aus zwei parallelen, giebelständig nach Süden ausgerichteten Baukörpern (Wohnhaus und Scheune), die durch einen niedrigen Quertrakt miteinander verbunden sind. Im bis heute unüberbauten Kulturland entfaltet sie mit ihrer eigenwilligen Konstellation eine erhebliche landschaftsprägende Wirkung, die insbesondere mit Blickrichtung vom südlich gelegenen Dorf her auffällig zur Geltung kommt.

Das westseitig gelegene Wohnhaus ist ein hell verputzter Mauerbau unter traditionellem Steilgiebeldach, dessen stirnseitige Dachvorsprünge in historisierender Art mit Flugsparrendreiecken ausgestattet sind. Über dem massiven, wohl noch vom Vorgängerbau stammenden Gebäudesockel sind die Aussenwände vermutlich in Backsteinmauerwerk aufgeführt und mit einem zeittypischen Kratzputz versehen. Die nach Süden gerichtete Stubenfront zeigt eine streng symmetrische Gestaltung mit drei Fensterachsen. Sie bildet einen auffälligen Kontrast zur vollkommen fensterlosen westlichen Trauffassade. Eine differenziertere Gestaltung zeigt die nördliche, hofseitige Stirnwand mit seitlich versetztem Hauseingang. Wohl in Anlehnung an die früheren Verhältnisse ist hier das Erdgeschoss mit je einem Einzel- und Zwillingsfenster unregelmässig gestaltet, womit sich ein deutlicher Unterschied zum wiederum mit Einzelfenstern besetzten Obergeschoss und Giebelfeld ergibt. Sämtliche Öffnungen weisen Kunststeingewände auf, die Fensterflügel sind in Sechserteilung mit profiliertem Kämpfer ausgebildet.
Das Innere zeigt einen fünfteiligen Grundriss. Dabei nehmen Stube und Nebenstube in gewohnter Manier das südgerichtete Vorderhaus ein. Im Hinterhaus befindet sich in zentraler Position die Küche; seitlich schliessen eine Kammer und der in der Nordostecke gelegene Erschliessungsbereich an, von wo eine Innentreppe ins Obergeschoss führt. Hier sind kleine Kammern beidseits eines Gangs angeordnet. Im Dachraum war wohl von Beginn weg eine zusätzliche Kammer eingebaut.
In der geräumigen Wohnstube hat sich die bauzeitliche Ausstattung in bemerkenswerter Vollständigkeit und handwerklicher Qualität erhalten. Die Balkendecke mit Schiebeboden wie auch die aus stehenden Bohlen bestehenden Binnenwände zeigen eine einheitliche Gestaltung mit sorgfältig gesetzten Deckleisten. Darauf abgestimmt sind die holzverkleideten Fensterleibungen und die wandfest installierte Eckbank beim grossen Stubentisch. Eine schlichte, aber sorgfältige Gestaltung zeigt auch das traditionell gehaltene Einbaubuffet. Die innere Stubenecke zur angrenzenden Nebenstube hin nimmt ein brauner Heimatstilofen mit Sitzkunst ein, an dem einzeln eingefügte Reliefkacheln mit Szenen aus dem bäuerlichen Arbeitsleben Akzente setzen. Auf der Hausrückseite führt ein Aussenabgang in einen geräumigen Gewölbekeller, welcher den gesamten Grundriss des Hauses einnimmt. Das weit gespannte Tonnengewölbe wie auch das aus Muschelkalk bestehende Türgewände des Kellereingangs dürften zumindest aus dem frühen 19. Jh. stammen und sind somit dem abgebrannten Vorgängerbau zuzurechnen.

Östlich des gemauerten Wohnhauses erhebt sich die zugehörige Stallscheune als grosser, parallel gestellter Baukörper in exakt der gleichen südseitigen Fassadenflucht und mit nahezu identischem Steilgiebeldach. Der schlicht gehaltene Gerüstbau mit flächiger Bretterschalung, welche lediglich von einzelnen kleinformatigen Lichtöffnungen durchbrochen wird, bildet dabei ein spannungsvolles Pendant zur hellen, grosszügig befensterten Hausfassade. Verbunden sind die beiden ungleichen und dennoch harmonisch aufeinander ausgerichteten Baukörper durch einen niedrigen Zwischentrakt mit ebenfalls bretterverschalter Aussenwand.
Die Scheune weist eine quer zum First verlaufende Nutzungsabfolge mit nördlichem Stall, mittigem Tenn und südlich anschliessendem Maschinen- und Werkraum auf, welcher strassenseitig über grossflächige Schiebetore zugänglich ist. Den grossen, offenen Heuraum überspannt eine eindrückliche Sprengwerkkonstruktion, welche durch ihre handwerklich solide, differenzierte Gestaltung beeindruckt. Die einzelnen Holzteile sind zeittypisch filigran gehalten und die Verbindungen bereits mit Eisenschrauben fixiert.
Östlich schliesst an den Scheunenbau von 1947 eine jüngere Ökonomieerweiterung ohne besondere architektonische Qualitäten an (Erweiterung nicht Teil des Schutzumfangs).
Anmerkungen:[1] Gemeindearchiv Würenlos, Brandassekuranz-Kataster.
[2] Mündliche Auskunft der Eigentümer (2019).
Quellen:- Gemeindearchiv Würenlos, A39, Gebäudeversicherung: Brandassekuranz-Kataster.
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=136860
 

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