INV-OBK918 Oberstegstrasse 3, 1896-1897 (Dossier (Bauinventar))

Archive plan context


Identifikation

Signatur:INV-OBK918
Signatur Archivplan:OBK918
Titel:Oberstegstrasse 3
Ansichtsbild:
1/2
Bildlegende:Ansicht von Süden (2018)
Bezirk:Kulm
Gemeinde:Oberkulm
Ortsteil / Weiler / Flurname:Obersteg
Adresse:Oberstegstrasse 3
Versicherungs-Nr.:111
Parzellen-Nr.:523
Koordinate E:2651719
Koordinate N:1238548

Chronologie

Entstehungszeitraum:1896 - 1897
Grundlage Datierung:Brandkataster
Inschrift (Türsturz)

Typologie

Objektart (Einzelobj./Teil Baugr./Baugr.):Einzelobjekt
Nutzung (Stufe 1):Landwirtschaftliche Bauten
Nutzungstyp (Stufe 2):Bäuerlicher Vielzweckbau

Dokumentation

Inschriften:"18 A H 96" (Türsturz)
Würdigung:Spätklassizistischer Vielzweckbau, der im siedlungsgeschichtlich wichtigen Ortsteil Obersteg eine jüngere Generation von Bauernhäusern vertritt und mit dem benachbarten Gerichtsweibelhaus (Bauinventarobjekt OBK904) und dem denkmalgeschützten Strohdachspeicher (OBK002) eine wertvolle, locker angeordnete Baugruppe bildet. Der traufständige Baukörper vereint unter durchlaufendem Pfettenrafendach einen teils massiv gemauerten, teils in verputztem Fachwerk errichteten Wohnteil mit streng axialer Fensteranordnung und einen in Mischbauweise erstellten Ökonomietrakt mit der Nutzungsabfolge Tenn, Stall, Futtertenn. Der äusserlich weitgehend unveränderte Wohnteil besitzt eine charakteristische Hauptfassade mit unten steinernen und oben hölzernen sowie mit Kranzgesimsen ausgestatteten Fenstergewänden, schmuckem Türblatt und Zahnfries als oberen Abschluss. Das Erdgeschoss bewahrt noch die intakte bzw. ablesbare Raumstruktur sowie Teile der bauzeitlichen Ausstattung wie Täfer, Wandschrank, Kachelofen und Sichtbalkendecken.
Bau- und Nutzungsgeschichte:Gemäss Brandkataster wurde das "Wohnhaus mit Scheune von Stein, Rieg und Holz, Ziegeldach, 2 Keller[n] mit Eisenbalken[decken] und Schopfanbau 1896 für Albert Hunziker, Gemeinderats, später Armenpfleger und Gemeindeammann, im Rohbau erstellt und im Jahr darauf ausgebaut [1]. Wie auf der Michaeliskarte um 1840 und der Siegfriedkarte um 1880 ersichtlich ist, bestand an selber Stelle ein giebelständiger Vorgängerbau. 1899 wurden neben der Scheune auch ein Laubenanbau und der Schopf vermerkt, im frühen 20. Jh. ein zweiter Schopf, ein Stall und ein Schweinestall.
Das über die rückwärtige Erschliessungslaube zugängliche Obergeschoss wurde in jüngerer Zeit durchgreifend erneuert und bildet heute eine unabhängige Wohnung. Dabei hat man die Aussentreppe gedreht und den Eingang ans andere Ende der Rückfront verlegt sowie die alte Aufkammerung im Innern grösstenteils durch eine neue Raumstruktur ersetzt. Die Geschossbalkenlagen blieben dabei erhalten.
Beschreibung:Das gegenüber dem Gerichtsweibelhaus von 1820 (Bauinventarobjekt OBK904) und in der Nähe des denkmalgeschützten Strohdachspeichers (OBK002) stehende Bauernhaus gehört zur charakteristischen lockeren Bebauung des Ortsteils Obersteg. Im Unterschied zu seinem Vorgängerbau und den meisten älteren Vielzweckbauten an diesem Bebauungsast ist es traufständig zur Strasse ausgerichtet. Der zweigeschossig in Mischbauweise erstellte Baukörper gliedert sich in einen nach Süden gerichteten Wohnteil und einen nach Norden anschliessenden Scheunentrakt. Letzterer reicht mit einem jüngeren westseitigen Schopfanbau unter Schleppdach bis zur Strasse, während dem Wohnteil ein Vorgarten vorgelagert ist. Weitere Anbauten befinden sich an der nördlichen Stirnseite und Rückseite. Den oberen Abschluss des Gebäudes bildet ein durchlaufendes Pfettenrafendach mit ausgeprägtem Vorschermen.
Der verputzte Wohnteil ist im Erdgeschoss massiv gemauert ist, während das Obergeschoss wie das Giebelfeld in Fachwerk erstellt ist. Die Stirnseite der Scheune ist bis zur Traufe aus unterschiedlich beschaffenem Gesteinsmaterial gefügt, das wohl grösstenteils aus dem Flussbett der Wyna stammt. Demgegenüber wurden die Stallfronten und die Heubühne in Ständerbauweise erstellt. Über den Tennen (das Dreschtenn vorderseitig noch mit altem Brettertor samt aufgedoppeltem Rahmen) und dem Stall hat sich vorderseitig noch die bauzeitliche Verkleidung aus vertikalen Brettern mit herausgesägten Lüftungsschlitzen und –rauten erhalten, während die Bohlenfüllungen im Stallbereich durch andere Materialien ersetzt und nur noch in den Binnenwänden erhalten sind. Vornehmlich aus Flusswacken bestehen auch die Kellerwände, während die Decke mithilfe von Eisenbalken und Zement konstruiert ist.
Die der Strasse zugewandte Hauptfassade des Wohnteils gliedern fünf gelichmässig verteilte Achsen mit schlank proportionierten Rechtecklichtern und dem neben dem Tenn angelegten, über eine Freitreppe zugänglichen Hauseingang. Entsprechend der Konstruktionsweise des Mauerwerks sind die Gewände im Erdgeschoss mit Ladenfalz und Blockgesimsen aus Stein gehauen und im Obergeschoss aus Holz gearbeitet, wobei letztere von einem Kranzgesims bekrönt werden. In den Sturz des Hauseingangs ist ein Feld mit der beidseits eines Sterns angeordneten Inschrift "18A[lbert] H[unziker]96" gemeisselt. Dazu hat sich das historistische Türblatt aus Eiche mit teils überschobenen, teils gefelderten Füllungen und einem kleinen Fenster mit volutengeschmücktem Schmiedeeisengitter erhalten (Oblicht mit einem Brettchen verschlossen). Den oberen Abschluss der strassenseitigen Fassade und Übergang zur bretterverschalten Dachuntersicht bildet ein Zahnfries. An der Stirnfront ziehen sich die beiden Fensterachsen bis ins Dachgeschoss fort, wo ebenso grosse Rechtecklichter mit etwas einfacherem Kranzgesims eingelassen sind. Die Mitte unter dem First akzentuiert ein für das späte 19. Jh. typisches Zwillingsfensterchen. Auf der rückwärtigen Traufseite ist trotz einiger Veränderungen noch das ältere, ehemals wohl mit drei Hauptachsen und zusätzlichen kleinen Rechteckfenstern neben dem Gang ausgestattete Fassadenbild ablesbar. Vom Dach geschützt verläuft hier auch eine breite hölzerne Laube, welche über eine Wangentreppe mit gedrechselten Staketen und Antrittspfosten die Obergeschosswohnung erschliesst. In der Hausmauer sind noch die Querschnitte der Geschossbalken sichtbar, welche anlässlich der durch den Richtungswechsel der Treppe erforderlichen Anpassung der Laubenöffnung abgesägt wurden. Im selben Zug wurde auch der Eingang der Obergeschosswohnung ans andere Ende der Fassade verlegt, so dass er sich jetzt über dem Hinterausgang der unteren Wohnung befindet.
Die vordere Haustür öffnet auf einen dem Tenn entlangführenden Gang mit bauzeitlichem Zementgussboden, von dem je eine Tür direkt in die Stube (nicht mehr in Gebrauch) und in die Küche führen. Im hinteren Bereich befindet sich der Treppenabgang zum Keller. Die Wohnfläche zeigt eine geläufige Vierteilung mit Stube und Nebenstube in der vorderen, nach Südwesten orientierten Haushälfte sowie Küche und Hinterkammer im rückwärtigen, nach Nordosten gelegenen Teil. Küche und Hinterkammer bilden heute einen einzigen Raum, wobei die frühere Raumteilung aufgrund eines belassenen Wandabschnitts zur Feuerwand hin, des noch vorhandenen einfachen Wandtäfers und der Sichtbalkendecke im heutigen Essbereich ablesbar geblieben ist. Auch die von der Küche aus durch eine Füllungstür zugängliche Stube ist mit Nadelholztäfer ausgestattet, das hier mit einer Felderung etwas aufwendiger gestaltet ist und auch die Fensterlaibungen umschliesst. Weiter haben sich in diesem Raum ein zugehöriger Wandschrank und der wohl bauzeitliche Kachelofen mit Sitzkunst erhalten. Die Farbkombination von grün glasierten Kacheln mit weissen, im vorliegenden Fall unverzierten Frieskacheln greift eine ältere Tradition auf, während im Laufe des 19. Jh. vermehrt der Variante mit hellblauen Kacheln der Vorzug gegeben wurde. Mit stehenden Brettern und Deckleisten sind die Wände in der angrenzenden Nebenstube ausgekleidet, die sowohl zur Stube als auch zur ehemaligen Hinterkammer (hier nicht in Gebrauch) Füllungstüren aufweist. Es ist zudem der einzige Raum, in dem zwischen den mit einer schmalen Fase versehenen Deckenbalken noch die Schiebeböden mit den Deckleisten sichtbar sind. Obergeschosswohnung mit Ausnahme einiger Binnenwände und der Balkenlagen erneuert.
Die Scheune, die noch immer der Tierhaltung dient, konnte ihr äusseres Erscheinungsbild mit der Nutzungsabfolge Tenn, Stall, Futtertenn strassenseitig weitgehend wahren, während im rückseitigen Bereich des Tenns die Einbauten der Nasszellen zutage treten.
Auf dem Platz hinter dem Haus, der unterschiedliche Reste älterer Pflästerungen aufweist, befindet sich ein Laufbrunnen mit einem Stock aus der Zeit um 1900.
Anmerkungen:[1] Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0258-0259: Brandkataster Gemeinde Oberkulm 1875-1938 (Vers.-Nr. 256; 111).
Erwähnung in anderen Inventaren:- Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), regionale Bedeutung (Ortsteil Obersteg).
Quellen:- Staatsarchiv Aargau, CA.0001/0258-0259: Brandkataster Gemeinde Oberkulm 1875-1938 (Vers.-Nr. 256; 111).
Reproduktionsbestimmungen:© Kantonale Denkmalpflege Aargau
 

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URL:http://www.ag.ch/denkmalpflege/suche/detail.aspx?ID=137192
 

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